AB dem 1. April soll dieses Tor auf dem Spitalhof spätestens um 20 Uhr geschlossen werden. Foto: Kai Müller

Weil ein Anwohner gegen die Stadt geklagt hat, tagt das Verwaltungsgericht im Bezirksrathaus. Die Verwaltung muss nun bis zum 1. April Sorge tragen, dass das Tor täglich ab 20 uhr oder nach Einbruch der Dunkelheit verlässlich geschlossen wird.

Möhringen - Richterin Annegret Pelka sah die Sache pragmatisch: „Das Tor gehört zu, dann ist Ruhe.“ Dies sagte sie aber nicht im Gerichtssaal, sondern im Sitzungssaal des Bezirksrathauses. Anwohner Mehmet Ali Kilcioglu hatte gegen die Stadt geklagt, weil er die seiner Meinung nach unzumutbaren Zustände im Spitalhof nicht mehr länger hinnehmen will.

Dort, wo sonst der Bezirksbeirat diskutiert, saßen gestern Kilcioglu, seine Frau, die Richterin, Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann, Gerald Zwicker und Gerd Struckmann vom Gartenamt sowie Jürgen Plath vom Rechtsamt. Zuvor hatten sie sich gemeinsam die Gegebenheiten vor Ort angeschaut. Kilcioglu hatte all das aufgezählt, was ihn stört. Angefangen von wildfremden Menschen, die sich auf seinem Grundstück aufhalten, über betrunkene Jugendliche, Obdachlose, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Auch das manch einer dort seine Notdurft verrichtet, ist für den Anwohner nicht hinnehmbar: „Da gibt es keine einzige Toilette.“ Seit fünf Jahren treibt Kilcioglu das Thema um, auch weil sich seine Mieter nicht sicher fühlen. Er spricht von einer „Ochsentour“. Unzählige Male hat er sich an die Ämter gewandt: „Da hat sich aber nichts bewegt.“

Die eiserne Tür ist der Knackpunkt

Dass nichts passiert ist, wollten aber die Vertreter der Stadt nicht stehen lassen. Für die war es freilich ein ungewöhnlicher Termin – auch für Jürgen Lohmann, der immerhin seit 1989 Bezirksvorsteher in Möhringen ist: „Wir hatten mal den Petitionsausschuss des Landtags da, aber ein Verwaltungsgericht noch nie.“ Dass der Spitalhof kein Einzelfall ist macht Gerd Struckmann deutlich: „Diese Situationen gibt es überall.“ Er ergänzte: „Wir haben alles versucht, was wir machen können.“ Das bestätigte Jürgen Lohmann. So sei seit einiger Zeit nun das Alkoholtrinken im Spitalhof verboten. Man habe Polizei, Caritas und den Vollzugsdienst und auch die Nachtwanderer eingeschaltet. Der Einschätzung der Verwaltung nach hat sich die Lage deutlich beruhigt. Dass dem Grenzen gesetzt sind, war auch der Richterin bewusst. „Ihr Engagement ist zwar ehrenwert, aber Sie können das Leben nicht einfrieren“, sagte sie daher auch an Kilcioglu gewandt. Es gebe eben menschliche Unzulänglichkeiten, mit denen man leben müsse. Er könne sich daher nicht zur „Ordnungsbehörde der Nation machen“.

Knackpunkt blieb freilich die eiserne Tür, die zum Spielplatz und dem Lesegarten der Stadtteilbücherei führt. In diese wurde auch schon eingebrochen. Kilcioglu wollte die Sache bei der Wurzel packen und den „Zaun zusperren“. Die Mitarbeiter der Stadt bremsten da ein wenig. Schließlich gilt nach wie vor, dass Spielplätze in der Landeshauptstadt öffentlich zugänglich sein sollen. Aber die Fläche hinter dem Spitalhof stellt da ohnehin eine Ausnahme dar. Auch bislang wird das Törchen verschlossen. Das Liegenschaftsamt hat dafür einen Vertrag mit einer Bürgerin geschlossen. Kilcioglu beharrte aber darauf, dass dies auch verlässlich geschehen müsse. Der beauftragten Frau wollte er aber keinen Vorwurf machen: „Wenn die Jugendlichen eine Flasche Wodka intus haben, können sie mit Engelszungen auf sie einreden“, berichtete er von seinen Erfahrungen.

Miteinanderreden weiter pflegen und üben

Zuvor schon hatte Struckmann auch auf den Tonfall hingewiesen. „Wenn Sie solche didaktischen Fähigkeiten haben, dann sind Sie der richtige Mann für den Job“, entgegnete Kilcioglu. Dies führte freilich nicht weiter. „Wir müssen die Kuh vom Eis bekommen“, sagte daher auch folgerichtig die Richterin, die einen Vergleich vorschlug, auf den sich Stadt und Anwohner verständigten.

Demnach muss die Verwaltung bis zum 1. April Sorge tragen, dass das Tor täglich ab 20 Uhr oder nach Einbruch der Dunkelheit verlässlich geschlossen wird. Zudem müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass „unzumutbare Beeinträchtigungen“ des Spielplatzes unterbunden werden. Die Stadt trägt zudem die Kosten des Verfahrens. „Da kommen Sie noch günstig mit weg“, konnte sich Kilcioglu einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Offen blieb nur die Frage, wo künftig die Gäste des Kunstmarkts bewirtet werden. Zelt und Grill des Bürgervereins standen bislang im hinteren Bereich des Spitalhofs. „Da müssen wir uns dann nach einer neuen Lösung umsehen, was ich sehr bedauern würde“, sagte Lohmann. Das letzte Wort scheint da aber noch nicht gesprochen. Nicht umsonst empfahl die Richterin das Miteinanderreden „weiter zu pflegen und zu üben“.