Auf mehr als 800 Meter Gleis sind die historischen Loks und Züge unterwegs. Foto: Georg Linsenmann

Hunderte von Besuchern hat es zu den historischen Spielzeugeisenbahnen der SKG Stuttgart Max-Eyth-See ins Bürgerforum in Stuttgart-Vaihingen gezogen. Wenn es dampft und zischt, bekommen nicht nur Kinder große Augen.

Vaihingen - Elektrisierend wirkt dieses langgezogene „Tüüüt“ einer startklaren Dampflok, das bis nach unten ins Foyer dringt. Wie von alleine geht es so nach oben, um in die „Spielzeugträume aus vergangenen Zeiten“ einzutauchen, die die Abteilung Alte Spieleisenbahnen der SKG Stuttgart Max-Eyth-See nun schon im 37. Jahr am ersten Adventswochenende im Bürgerforum ausbreitet. Ein wenig überfordert ist, wer als Novize eintritt ins Märchenland alter Spielzeugkultur. Kaum zu zählen, was sich hier tummelt in der Fülle von aufgebauten Anlagen in Mini und Maxi! Auf den Fluren, in den Nebenräumen. Doch es geht auch ganz kompakt, wenn ein Winzling in einer Berglandschaft endlos über die Schiene surrt: im Gehäuse eines alten Fernsehers: „Versuchen Sie das mal mit einem Flachbildschirm!“, witzelt der Bastler.

Spielzeug, das nur selten ausgepackt wird

Aber irgendwann landet jeder ganz oben, im Bürgersaal, wo fünf große Anlagen voll in Betrieb sind: „Das ist es! Das hat kein Museum, nicht einmal Märklin, wo alles im Glaskasten steht“, sagt Walter Schittenhelm aus Zuffenhausen. Schon zwei Stunden ist er hier und will nun noch einmal die große Lok-Show in der Saalmitte sehen, die auf 50 Quadratmetern aufgefahren wird. Während seine Frau zum Kaffee trinken geht, erzählt der Senior, wie sich an seiner eigenen kleinen Bahn zuhause inzwischen ein Nachbarjunge erfreut: „Und das hier sind richtige Heiligtümer! Spielzeug, das nur selten ausgepackt wird. Hier zählt jedes einzelne Teil“, schwärmt er, während das „Krokodil“, das ein Dreivierteljahrhundert in den Rädern hat, Güterwaggons mit Kohle und Langholz durch die Achterschleife, über die Brücke und durch die Weite der Spur-0-Anlage kutschiert.

Eisenbahnromantik pur und en miniature, jedes Detail von längst in der Technikgeschichte versunkenen Originalen abgekupfert. Reine Generationensache? Klar, hier haben „die alten Herren“, wie sie sich selbst gerne nennen, ihren großen Auftritt. Groß ist die Attraktion jedoch auch für Familien. Anton aber macht gerade ein langes Gesicht, der Siebenjährige hat die Eintrittskarte verloren. Seine Schwester Joana tröstet, während Conrad, der Mittlere im Geschwistertrio, erzählt, wie er zuhause an der Piko-Bahn bastelt. Anton aber hätte gerne „so eine Dampflok mit ganz vielen Waggons“.

Reine Mechanik, kein digitaler Schnickschnack

Kein Wunder, schaut er doch gerade einem Münchner zu, wie er eine fast hundert Jahre alte B-Lok startklar macht! Heißdampföl in die Zylinder tröpfelt, den Bauch der Lok mit Wasser füllt, es köcheln lässt und dann das glanzvolle Ding mit ein paar Schubsern und fünf Waggons auf Fahrt schickt. „Reine Mechanik, der Dampf, kein digitaler Schnickschnack, und das Zeug läuft und läuft!“, jubelt Willi Schopp aus Winterthur, was einen Mann aus Metzingen zu einer Einlassung veranlasst: „Auch die alte Elektromechanik stellst du hin und alles schnurrt ab wie am Schnürchen.“ Nur nicht bei Josef Fäßler, dem vor drei Wochen alle Trafos „durchgegangen“ sind. „Ich bin nur noch am Löten“, sagt er und lacht und tüftelt weiter an seiner ausladenden Wildwest-Landschaft. Sowieso ist jede Ecke, jeder Teilnehmer voller Geschichten. „Im Kreis geht es jetzt!“, tönt es aus dem Wilden Westen, während es nebenan schon wieder kräftig zischt.