Sandra und Guido Niemeyer bauen mit ihren Söhnen Fabian (vorne rechts) und Marvin einen großen Turm mit Rampen. Foto: Jacqueline Fritsch

Die Familie Niemeyer aus Ludwigsburg hat Bauklötze erfunden, mit denen selbst gebaute Türme ganz schnell bis zur Decke reichen. Die Eltern wollen ihre Kinder damit zumindest ein Stück weit vom Internet ablenken.

Ein wenig schlanker als eine Tafel Schokolade sind die Bauklötze, die Sandra und Guido Niemeyer mit ihren Kindern Marvin (14) und Fabian (10) entwickelt haben. Vor wenigen Monaten haben sie ihr Produkt unter dem Namen Mount-Flix auf den Markt gebracht. Es soll beim Bauen maximale Flexibilität bieten. Sandra Niemeyer und ihre Söhne erzählen, was an den Bausteinen so besonders ist.

Frau Niemeyer, wie oft hören Sie das Wort „Lego“?

Sandra Niemeyer: Das hören wir öfter. Aber wir sehen die Bausteine von Lego nicht als Konkurrenz, sondern eher als Ergänzung zu unserem Mount-Flix – denn die Systeme sind kombinierbar. Die Kinder integrieren auch Zugschienen, Autos und Figuren von Lego und Playmobil in ihre Bauwerke; sie bauen extra Parkgaragen, Fahrstühle oder Ritterburgen dafür.

Wie unterscheidet sich denn Mount Flix von anderen Bausteinen?

Sandra Niemeyer: Ein Klotz hat bei uns insgesamt 64 Löcher, die es ermöglichen, an allen sechs Seiten anzubauen. So wachsen Bauwerke ganz schnell bis an die Decke oder können sehr breit werden. Das hat uns und unseren Kindern auf dem Markt gefehlt: Ein System, mit dem man schnell nach Fantasie in die Höhe, Breite und Tiefe bauen kann.

Und stabil ist es trotzdem?

Sandra Niemeyer: Ja, das war von Anfang an unser Ziel. Als wir unser Haus eingerichtet haben, haben die Kinder angefangen, alle möglichen Dinge aus Parkettstäben zu bauen. Das Problem war aber, dass diese immer auseinandergefallen sind. Deshalb haben wir zusammen überlegt, wie man etwas Stabileres entwickeln könnte – so ist Mount-Flix entstanden. Nun werden unsere Klötze mit kleinen Metall-Stiften zusammengesteckt. Erst im Nachgang ist uns aufgefallen, dass man sogar große Mount-Flix-Bauwerke hin und her tragen kann, weil sie so leicht und stabil sind. Das ist eine große Erleichterung bei Wetterwechsel oder beim Putzen, wenn die angefangene Konstruktion nicht wieder abgebaut werden muss.

Die Entwicklung und Produktion der Bauklötze hat während der Pandemie erst richtig Fahrt aufgenommen. War das eine Art Beschäftigungstherapie für die Familie?

Sandra Niemeyer: Die Idee hatten wir schon ein paar Jahre davor, aber während Corona

wollten wir sie dann unbedingt umsetzen. Ein Grund war auch, dass die Kinder damals nur noch an Tablets und Computern interessiert waren und ja auch die ganze Schule digital war. Mit den Bausteinen wollten wir sie ein bisschen von den Medien wegbekommen und dazu bewegen, wieder etwas Kreatives, Handwerkliches zu machen. Ganz weg vom Internet kommen sie dadurch natürlich nicht und das sollen sie auch nicht, weil es in der heutigen Zeit einfach wichtig ist. Unsere Kinder haben sich oft online informiert, wie bestimmte Bauwerke aussehen und haben sie dann nachgebaut.

Welche Rolle haben Ihre Kinder bei der Produktentwicklung gespielt?

Sandra Niemeyer: Ohne unsere beiden hätte es Mount-Flix nie gegeben, sie sind die Ideengeber und gleichzeitig die größten Kritiker. Sie haben immer die aktuelle Version getestet und gesagt, wo noch ein Steckpunkt fehlt oder dass sie zum Beispiel noch Rampen und Rollen haben wollen. So ist ein Bauspielzeug von Kindern für Kinder entstanden.

Da ist man in der Schule bestimmt ziemlich cool, wenn man zuhause ein neues Spielzeug entwickelt, oder?

Fabian: Meine Freunde waren oft hier und haben gebaut. Jetzt bin ich auf einer neuen Schule, wo noch fast niemand etwas von Mount-Flix weiß. Aber ein neuer Freund hat sich schon unsere Youtube-Videos angeschaut und den Kanal abonniert. Ich bin gespannt, wenn die anderen bald kommen, ob sie genauso begeistert sind wie meine alten Freunde.

Was habt ihr schon alles gebaut?

Fabian: Ich habe schon einige Rutschen für Autos gebaut, eine Murmelbahn, Aufzüge, einen Kran und eine Gondel. Mit meinem Bruder habe ich auch schon das Brandenburger Tor in Berlin und die Golden Gate Bridge in Los Angeles nachgebaut.

Marvin: Für die Golden Gate Bridge haben wir uns tagelang überlegt, wie wir die Klötze am besten platzieren. Am Ende war sie mehr als 1,30 Meter lang.

Macht es euch noch Spaß, mit Mount Flix zu spielen, oder habt ihr nach der langen Testphase erst mal genug?

Marvin: Nein, es macht immer noch Spaß. Als nächstes wollen wir ein großes Segelschiff bauen.

Wünscht ihr euch zu Weihnachten neue Bauteile?

Fabian: Ich wünsche mir ein bestimmtes ferngesteuertes Auto. Das will ich auf einer Strecke fahren lassen, die ich mit den Bauklötzen selbst aufgebaut habe.

Frau Niemeyer, werden Ihre Kinder einmal Baumeister?

Sandra Niemeyer: Ich denke, dass sie eine technische, kreative Richtung einschlagen werden. Die Begabung und die Freude ist bei beiden Kindern da, aber das sollen sie allein entscheiden, Hauptsache sie sind glücklich. Fabian baut im Schuppen schon fleißig an der Werkbank kleine Schiffe, Schwerter – und zurzeit einen Weihnachtsbaum.

Das Mount Flix Basis-Paket enthält 160 Bauklötze, etwa 320 Steckstifte, vier Leitern und zwei Magnetmännchen. Es ist im Onlineshop für 98,50 Euro erhältlich. Dieser findet sich unter https://www.mount-flix.de/c/produkte.

Über Mount-Flix

Erfinder
Sandra und Guido Niemeyer sind beide 48 Jahre alt. Das Start-up Mount-Flix gehört offiziell Sandra Niemeyer, die viele Jahre im Marketing tätig war. Ihre Kinder sind aber freilich unverzichtbar fürs Geschäft und als Bauingenieur ist ihr Mann Guido die perfekte Ergänzung für das Bauklötze-Team.

Fertigung
Die Mount-Flix-Klötze werden regional im Landkreis Ludwigsburg aus Biokunststoff gefertigt. Sie haben einen Holzanteil von 50 Prozent.