Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des DVSI, ist zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Branche. Foto: Max Kovalenko

Qualität zählt: 2015 geht der Trend zu hochwertigem Spielzeug, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil. Er freut sich auf die Innovationen der Spielwarenmesse in Nürnberg, die am Mittwoch beginnt.

- Herr Brobeil, an das Jahr 2014 wird man sich vor allem wegen der Fußball-WM noch lange erinnern. Hatte die Weltmeisterschaft auch Auswirkungen auf die Spielwarenbranche?
Selbstverständlich. Eine WM hat man ja nicht jedes Jahr. Das Sammeln von Bildern und Karten, die man in Alben kleben oder feststecken kann, ist immer noch ein Thema. Im Bereich Sammelbilder war Panini wieder unter den Topsellern. Nach der WM hat das Sammeln natürlich wieder nachgelassen.
Wie sieht es mit der Bundesliga aus?
Auch die macht sich die Spielwarenbranche zunutze. Angesagt sind zum Beispiel die Match-Attax-Karten von Topps, auf denen allerlei Infos abgedruckt sind, wie etwa die Ablösesummen der Spieler. Damit kann man gegeneinander antreten, ähnlich wie beim Quartett. Die Karten findet man zurzeit in fast jedem Schulranzen – da wird gezockt und getauscht ohne Ende. Übrigens greift das auf die Elterngeneration über: Viele Väter haben früher selbst Bilder gesammelt oder Fußball gespielt. Das Interesse ist auch bei ihnen groß – es gibt sogar Väter, die selbst sammeln und mit anderen Papas tauschen.
Welche anderen Spielgeräte können Eltern und Kinder gemeinsam benutzen?
Neben den klassischen Brettspielen können Kinder mit Experimentierkästen Themen erkunden, mit denen sich auch Erwachsene beschäftigen. Forschen, Experimentieren und die Vermittlung von Wissen liegen im Trend. Experimentierkästen bieten unter anderem Kosmos und Ravensburger an. Es gibt sie in allen Variationen: Bei einem wird Solarenergie erforscht, bei anderen Wind- oder Wasserkraft. Hier wird das Große im Kleinen abgebildet. Das war eigentlich schon immer so: Ist der Vater im Mittelalter geritten, bekam das Kind ein Steckenpferd. Mit Spielzeug, das die Wirklichkeit abbildet, lernen Kinder für die Zukunft.
Stichwort Zukunft: Wie sieht die Lage bei elektronischen Spielgeräten aus?
Tech-Toys, also elektronische Spielgeräte, sind im Kommen. Neue Technologien halten Einzug in den Bereich Spielwaren. Ein Trend, den es bereits 2014 gab, sind Tablet-Computer für Kinder, die mit Lerninhalten gekoppelt sind: Sie sind im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent gewachsen. Marktführer ist hier die Firma VTech. Ihr multimediales Lern- und Spielsystem Storio steht seit Jahren an der Spitze. Auch bei Ravensburger hat sich etwas getan: Das Angebot um den audiodigitalen Lernstift Tip Toi wird stetig weiter ausgebaut.
Und abseits des Lernens?
Im Bereich Tech-Toys lagen zuletzt ferngesteuerte RC-Helikopter im Trend. Hier hat sich ein Wandel vollzogen. Nun sind Quadrocopter angesagt – kleine Drohnen mit vier Rotoren. Bei ihnen gilt: je kleiner, desto besser. Modelle von Revell, Stadlbauer, Carrera oder Jamara haben oft nur einen Durchmesser von rund zehn Zentimetern. Im Haus, wo kein Wind weht, fliegen sie richtig gut – und dafür sind sie auch gedacht.
Welche Produkte liefen im vergangenen Jahr besonders gut?
Der Mega-Trend im Jahr 2014 waren die Loom-Bänder, die man mit einer speziellen Knüpftechnik zu Armbändern verarbeiten kann. Zusammen mit den Fußball-Sammelbildern hatten sie 2014 sicherlich einen Anteil von 50 Prozent am Wachstum. Auch Marktführer Lego konnte seinen Anteil ausbauen. Zum Beispiel mit seiner Star-Wars-oder der Technic-Serie, die mit komplexen Spielgeräten – wie etwa dem Radlager für 200 Euro – relativ hochpreisig ist.
Heißt das, die Deutschen greifen für Spielzeug wieder tiefer in die Tasche?
Ja und nein. Mit rund fünf Euro für 600 Stück sind etwa Loom-Bänder sehr günstig. Spielzeug wird aber bewusster eingekauft. Vor dem Kauf lassen sich Eltern und Großeltern häufig beraten, sie gehen in den Fachhandel zum Experten. Wenn sie sich für ein Spielzeug entscheiden, nehmen sie auch mal mehr Geld in die Hand. Generell kann man sagen: Die Entscheidung fällt immer häufiger zugunsten von hochwertigem Spielzeug.
Wie zufrieden waren Sie insgesamt mit der wirtschaftlichen Entwicklung 2014?
Ich bin happy. 2013 haben wir nach einigen guten Jahren eine Nullnummer hingelegt. Das hat sich geändert. Nachdem 2014 das letzte Quartal eher verhalten war, ist das Weihnachtsgeschäft richtig gut gelaufen – auch, weil wir in der letzten Kalenderwoche einen Einkaufstag mehr hatten als sonst. Vor Weihnachten bin ich von einem ein- oder zweiprozentigen Wachstum ausgegangen. Nun denke ich, es könnten vier Prozent sein.
Und wie sehen Sie 2015 entgegen?
Mich würde es nicht wundern, wenn wir das Ergebnis von 2014 wiederholen könnten. Wie das Jahr tatsächlich wird, hängt aber auch maßgeblich von Weihnachten ab – da kommen meist noch einmal 40 Prozent dazu. Was die Innovationen bei den Spielgeräten anbelangt, wird die Messe in Nürnberg ein erster Fingerzeig sein. Vermutlich haben wir einiges zu erwarten, das wir bisher noch nicht gesehen haben. Welche Innovationen tatsächlich präsentiert werden, kann ich jetzt aber noch nicht sagen – die Hersteller halten sich bis zum ersten Messetag bedeckt.
Welche Tendenzen bemerken Sie jetzt schon?
Der Trend geht zurück zum Einfachen. Die Kategorie Arts and Crafts hat stark zugelegt. Zu ihr gehören auch die Loom-Bänder. Im Prinzip ist das nichts anderes als Häkeln. Doch die Bänder haben einen Kreativ-Hype ausgelöst. Dieser wird 2015 wahrscheinlich noch zunehmen. Bei den Erwachsenen ist die Do-it-yourself-Bewegung schon seit Jahren auf Erfolgskurs. Nun hat sie auch in den Kinderzimmern Einzug gehalten.