Wer ist Täter, wer nur Zeuge? Die Polizei wertete auch ein erschreckendes Video der Auseinandersetzung aus (Screenshot). Foto: privat

Im Mai 2022 kam es auf dem Plattenwaldspielplatz in Backnang zum heftigen Zwist zweier Gruppen. Wir haben bei den Behörden nachgehakt, was aus den Ermittlungen wurde.

Eine heftige Auseinandersetzung zweier Gruppen auf dem Plattenwaldspielplatz in Backnang hatte im Mai 2022 in Backnang für Aufregung gesorgt. Nun sind die Ermittlungen der Polizei zu dem Fall abgeschlossen; die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, gegen welche der Beteiligten sie Anklage erhebt. „In diesem Ermittlungsverfahren wird gegen elf Tatverdächtige ermittelt, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Ich kann zudem bestätigen, dass im Rahmen der Auseinandersetzung mindestens ein Messer eingesetzt wurde“, sagt Stefanie Ruben, die Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.

Damit droht offenbar deutlich weniger Beteiligten eine Anklage vor Gericht als vermutet: Die Polizei soll gegen Ende ihrer Ermittlungen rund 20 Tatverdächtige im Visier gehabt haben. Die Ermittlungen waren sehr umfangreich, mindestens 70 Personen mussten befragt werden, um das hektische Geschehen einigermaßen zu rekonstruieren. Der Streit war am Abend des 14. Mai, einem Samstag, ausgebrochen. Dort hielten sich unter anderem zwei größere Personengruppen auf. Der Auslöser soll der Streit zweier Frauen aus diesen Gruppen gewesen sein – offenbar ging es dabei um Eifersucht und um einen Mann. „Letzten Endes gab es dann eine Art Dominoeffekt, immer mehr Personen sind zu dem Streit hinzugekommen“, sagte ein Polizeisprecher vor einiger Zeit über den Fall.

Die Schlägerei in Backnang wurde gefilmt

Kurz nach der Massenschlägerei war ein Video davon in den sozialen Netzwerken kursiert. Auf den Aufnahmen ist eine angsterfüllte Zeugin zu hören, die das Geschehen kommentiert, und die Schreie von Beteiligten und Zeugen. Als die Aufnahme einsetzt, liegen bereits drei Menschen am Boden. Ein Mann hat einen Gegenstand in der Hand, der auf dem verpixelten Video aussieht wie ein Messer. Ein anderer, jüngerer Mann führt eine meterlange Stange wie eine Lanze und bedroht damit mehrere Kontrahenten. Ein anderer schlägt mit einem Stock auf einen anderen ein und kassiert daraufhin von hinten einen gesprungenen Tritt. So und ähnlich geht es weiter, bis das Video endet.

Von wem die Aggression schlussendlich ausging und welche Beteiligten gewalttätig, welche eher beschwichtigend agieren, ist schwer zu beurteilen. Die Aufnahmen von der Auseinandersetzung sind verwackelt, die Kamera schwenkt hin und her und von Sekunde zu Sekunde passiert etwas Neues. Offensichtlich waren die Ermittlungen auch für die Polizei eine Herausforderung. Die Sprachbarriere machte den Fall zusätzlich schwierig: „Sehr viele der Tatverdächtigen sind bulgarischstämmig. Die Vernommenen kommen aber auch aus Deutschland, Kirgistan, Moldau und Albanien“, so der Polizeisprecher. Da es sich um ein Familientreffen gehandelt habe, seien Menschen aus weiteren Entfernungen angereist, was der Polizei ebenfalls viel Arbeit mit den dadurch nötigen schriftlichen Ersuchen, Belehrungen und Vernehmungen bescherte. Wann es zu einem Prozess kommt, steht derzeit nicht fest.