Der Entwurf für den Spielplatz sieht zur Straße hin zwei Gehwegnasen für eine sichere Querung vor, dazu unter anderem auf dem Gelände selbst eine Schaukel, ein Trampolin, ein Spielhaus im Sandkasten und ein Baumhaus mit Rutsche. Foto: Stadt Marbach

Der marode Spielplatz in der August-Lämmle-Straße in Marbach wird umgestaltet. Die Planungen stoßen bei den Räten auf breite Zustimmung – abgesehen von einem Punkt.

Marbach - Die Sommer werden immer heißer, oft knallt die Sonne unbarmherzig stundenlang herunter – zwangsläufig auch auf Spielplätze. Weil das so ist, wird in Marbach immer häufiger darüber diskutiert, wie die Kinder vor der heftigen Einstrahlung am besten geschützt werden könnten. Das Thema beschäftigte nun auch wieder den Ausschuss für Umwelt und Technik, als es um die angedachte Umgestaltung der in die Jahre gekommenen Anlage in der August-Lämmle-Straße ging. Dabei zeichnete sich erneut ab, dass Räte und Verwaltung unterschiedliche Präferenzen haben.

Vorschlag von den Eltern

Schon in der Vergangenheit hatte sich Sebastian Engelmann von den Grünen mehrfach dafür starkgemacht, insbesondere über Spielplätzen wie dem auf der Schillerhöhe, die kaum beschattet sind, ein Sonnensegel aufzuspannen. Hendrik Lüdke von Puls erinnerte nun im Ausschuss daran, dass diese Lösung auch aus den Reihen der Mütter und Väter für die August-Lämmle-Straße vorgeschlagen worden sei.

Verwaltung sieht Gefahr durch Vandalismus

Gleichwohl wurde bislang weder auf der Schillerhöhe ein solcher Schutz installiert, noch ist die Konstruktion für die August-Lämmle-Straße vorgesehen. Der Hauptgrund ist jeweils der gleiche: die Verwaltung treibt die Sorge um Vandalismus um.

Größere Bäume sind geplant

„Das hat man immer wieder, dass sich Jugendliche da oben drauf legen und den Abend oder die Nacht genießen“, riet die städtische Grünflächenplanerin Carolin Schweiker vom Einsatz der Sonnensegel ab. Zumal der Wartungsaufwand hoch sei. Und im besonderen Fall der August-Lämmle-Straße lasse sich eine solche Konstruktion räumlich gar nicht unterbringen. Stattdessen setzt Schweiker bei ihrem Entwurf auf natürliche Schattenspender: Bäume. Aus dem Grund sollen auf dem Spielplatz auch gleich größere Exemplare gepflanzt werden. Andernfalls würde es zu lange dauern, bis die Gewächse ihre Wirkung voll entfalten.

Zweifel an den Standorten

„Die Lösung mit den Bäumen ist erstmal in Ordnung“, sagte Barbara Eßlinger von den Grünen. Allerdings bat sie darum, die Standorte der Bäume genauer zu prüfen. Nicht, dass diese am Ende gar nicht den Hauptspielbereich beschatten. Einen solchen Fauxpas möchte auch Ernst Morlock von der SPD unbedingt vermeiden. Bei der aktuellen Planung hatte er jedenfalls starke Zweifel, dass die Bäume richtig platziert sind. Carolin Schweiker versicherte, die Standorte in puncto Schattenwurf nochmals eingehend unter die Lupe zu nehmen, machte aber ebenfalls klar, dass man die Bäume nicht beliebig hin und her schieben könne. Es müssten beispielsweise Mindestabstände zu den Nachbarn eingehalten werden, rund um die Spielflächen selbst seien ebenfalls manche Zonen tabu.

Sichere Querung der Straße ein großes Thema

Abgesehen von der Frage des Sonnenschutzes waren die Räte ausgesprochen angetan von den Planungen, die Schweiker vorbereitet und im Zusammenspiel mit den Eltern nach einem Vor-Ort-Termin weiterentwickelt hatte. So wird unter anderem der Sandkasten um ein Spielhäuschen erweitert. Außerdem sind eine Murmelbahn, ein zweistufiges Reck, ein Mini-Trampolin sowie ein Baumhaus mit Hängebrücke und weiteren Elementen angedacht. Die Hecke im Westen soll durch terrassiert angelegte Quadersteine ersetzt werden, durch die die Kinder auch kraxeln können. Ein ganz großes Thema ist bei dem Spielplatz der Sicherheitsaspekt. Die Anlage grenzt an die unübersichtliche August-Lämmle-Straße an. Der Gehweg liegt auf der anderen Seite. Wer dorthin wechseln möchte, muss sich zunächst oftmals zwischen parkenden Autos vortasten, um den Verkehr überblicken zu können. Hin und wieder stehen sogar verbotenerweise auf der Zickzacklinie Fahrzeuge. Gerade für kleine Menschen ist das eine heikle Ausgangslage, die Schweiker auf dem Papier bereits entschärft hat: Im Anschluss an den Spielplatz werden zwei Gehwegnasen angebracht, über die sich die Mädchen und Jungs sicher ein Stück weit in die Straße hineintasten können, ehe sie die die Fahrbahn queren. „So entsteht ein mehr oder weniger geschützter drei Meter breiter Raum, der nicht zugeparkt werden kann“, sagte Schweiker.

Vorplatz vorgesehen

Zusätzlich wird direkt am Eingang des Spielplatzes eine Art Vorplatz eingerichtet, damit die Kinder nicht gleich auf der Straße landen, wenn sie den Spielbereich verlassen wollen.

Kein richtig oder falsch

Gemeindetag
Sonnensegel ja oder nein über Spielplätzen: Das ist kein Thema, das so explizit häufiger beim Gemeindetag Baden-Württemberg aufploppt, wie Pressesprecher Christopher Heck sagt. Allerdings setze man sich intensiv mit der Frage auseinander, wie Kommunen auf der einen Seite Spielplätze attraktiv halten können, ohne andererseits die Sicherheit und den Wartungsaufwand außer Acht zu lassen. „Und mit Blick auf die Attraktivität eines Spielplatzes kann ein Sonnensegel natürlich hilfreich sein, doch wenn es dann, im ungünstigsten Fall, jedes Wochenende kaputt ist, ergibt das auch keinen Sinn“, sagt er.

Alternativen
Außerdem gebe es zu den Sonnensegeln eine Alternative: Kommunen könnten als Schattenspender Bäume pflanzen oder rankende Pflanzen wie Wilder Wein einsetzen, welche bei entsprechender Unterkonstruktion Schatten spenden können, was zugleich die Biodiversität steigere, Insekten und Vögeln helfe und dem Klimawandel entgegenwirke. Wobei auch Bäume und Pflanzen zu pflegen seien, die Gemeinden müssten sich beispielsweise um das Laub kümmern. „Letztendlich ist es immer eine Abwägungsfrage und eine Einzelfallentscheidung. Es gibt da aus unserer Sicht kein richtig oder falsch“, sagt Christopher Heck.