Für einen Spielplatz im Gerberviertel nahmen Isabel Fezer (M.) und Volker Schirner (re.) gar eine Spende entgegen – 2011. Foto: Zweygarth

Seit 2013 soll ein Klettergarten für Kinder gebaut werden. Das Gartenamt plant, bald das Planen zu beginnen. Den Ruf nach mehr Eile hörten die Amtmänner zuletzt häufiger.

S-Mitte - Das Spottwort trifft die Tatsachen: Kinderknast ist der Spielplatz im Innenhof des Hauses an der Hauptstätter Straße 67 getauft, eines Stahl- und Beton-Baus, dessen Eisentor aus nahe liegenden Gründen verschlossen ist. Die Adresse beim Österreichischen Platz ist die des Verkehrsministeriums. Kinder, die auf dem Spielplatz neben der dort neunspurigen Bundesstraße spielen wollen, müssen beim Hausmeister um Einlass bitten. Was aus ebenso nahe liegenden Gründen kaum vorkommt. Mangels Nachfrage sind inzwischen sogar die Spielgeräte abgebaut.

Ungeachtet dessen gilt der Kinderknast offiziell als Spielplatz der Stadtmitte, einer der wenigen. Sogar nach amtlicher Lesart müsste der Nachwuchs im Zentrum mehr als doppelt so viele Plätze haben, auf denen er sich austoben darf. Der Bezirksbeirat hält auch dies noch für untertrieben. Insofern schien es „eine geniale Idee“, wie die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle sagt, die Not zur Tugend zu wandeln. Aus dem nutzlosen Spielplatz soll ein Klettergarten werden. Der müsste allein aus Sicherheitsgründen überwacht, mithin auch verschließbar sein. Und die Aussicht, kostenlos in bis zu zehn Meter Höhe zu kraxeln, müsste selbst an diesen unwirtlichen Ort Kinder und Jugendliche locken.

Das erste Ja zum Klettergarten stammt vom Februar 2013

Die Idee stammte von der sogenannten Hilfsträgerkonferenz, einer Runde, in der regelmäßig Vertreter praktisch jeder Organisation zusammenkommen, die sich in Stuttgart mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Das Stadtteilhaus Mitte – ein Bürgerhaus – wollte den Platz betreuen, möglicherweise mit Hilfe des Alpenvereins, und sogar Klettertrainer engagieren.

Dass es genau so geschehen möge, entschied der Bezirksbeirat am 25. Februar 2013. Die Idee hieß auch der Gemeinderat gut. So schien ihre Verwirklichung auf dem Weg. „Wir haben bereits ein Angebot von einem Hersteller vorliegen“, sagte Volker Schirner, der Leiter des Gartenamts. „Die Rahmenbedingungen für die Errichtung des Kletterparks werden in Kürze geklärt.“ Gemeint war insbesondere die Frage, ob das Dach der Tiefgarage unter dem Platz die Klettertürme tragen kann.

Schirner sprach seine Ankündigung im Juni 2013. Geschehen ist seither wenig, selbst die entscheidende Frage der Tragfähigkeit ist noch nicht endgültig beantwortet. So hörten es die Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung – nicht eben begeistert. „Ich dachte, wir müssen heute nur noch ja sagen“, sagte Veronika Kienzle.

Eine Handvoll Folien statt konkreter Pläne

Statt konkreter Pläne hatte Walter Wagner vom Gartenamt eine Handvoll Folien mitgebracht. Dies mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass „dies eine Idee ist, keine Planung“. Die Amtmänner wollten nur „hören, ob wir in die richtige Richtung denken“, sagte Wagner. Immerhin hat ein Architekturbüro inzwischen erklärt, dass die Idee grundsätzlich zu verwirklichen wäre. Was Wagner von allen Fraktionen hörte, fasste am eingängigsten der Sozialdemokrat Heinrich Huth zusammen: „Dann legt doch endlich los.“

Diesen Ruf, wenn auch in anderer Wortwahl, hat das Gartenamt in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach gehört. Der Platz zum Gedenken an die Kriegsfotografin Gerda Taro nahe des Olgaecks sollte einst im Herbst 2013 eröffnet werden. Tatsächlich ist ein Termin in ein paar Tagen angekündigt. Der Bau eines Treffpunkts für die Jugend hinter dem Züblin-Parkhaus hat – nach etlichen Verzögerungen – vor einigen Wochen begonnen. Ursprünglich sollte der Platz im Sommer 2013 eröffnet werden. Der zuletzt angekündigte Termin ist nunmehr der April 2015.

Allerdings ist das Gartenamt damit noch vergleichsweise gut im Zeitplan. Im Gerberviertel soll seit bald fünf Jahren ein Spielplatz gebaut werden, ebenfalls in einem Innenhof, der sogenannte Paulinenhof. Im Mai 2011 nahm Schirner dafür gemeinsam mit der Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer sogar einen Scheck des Lions-Clubs entgegen, der das Vorhaben mit einer 19 000-Euro-Spende befördern wollte. Seitdem wurde eine Schaukel aufgestellt. Aus der Nachbarschaft, sagt Veronika Kienzle, „bekomme ich inzwischen Briefe von Anwohnern, die fragen, ob der Platz jemals kommt“.