In fünf Jahren sollen im Echterdinger Stadtmuseum drei Mal Spielkarten zu sehen sein. Foto: Natalie Kanter

Stadträte von Leinfelden-Echterdingen kritisieren in Sachen Spielkarten-Vertrag das Verhandlungsgeschick von Bürgermeister Alexander Ludwig.

So hatte sich Bürgermeister Alexander Ludwig das nicht vorgestellt. Auch am Morgen nach der Sitzung des Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss ist sein Ärger noch nicht verraucht. „Wenn man mich zum Karten spielen los schickt, und mir nur Luschen mitgibt, dann kann ich auch keine Asse aus dem Ärmel zaubern“, sagt er unserer Zeitung.

Sichtbar verärgert hatte der Bürgermeister am Dienstagabend im Leinfeldener Rathaus gesagt: „Ich ziehe die Vorlage zurück“. Dem Satz war eine hitzige Diskussion vorausgegangen, bei der sich Ludwig einiges anhören musste.

Ilona Koch (CDU) sagte: „Das Ergebnis ist frustrierend.“ Und: „Ich sehe da schon Verhandlungsgeschick. Allerdings lag es nicht auf unserer Seite.“ Ihr Fraktionskollege Walter Reiff sagte: „Die Spielkarten haben es verdient, besser präsentiert zu werden.“ Eva Barth-Rapp (Grüne) betonte: „Die Frage der Aufsicht, scheint mir noch nicht geklärt zu sein.“ Judith Skudelny (FDP) wollte wissen: „Welche konkreten Verbesserungen bringt der neue Vertrag eigentlich?“ Sie sehe vor allem steigende Verpflichtungen.

Der Fachausschuss sollte in seiner Sitzung eigentlich den Vertragsentwurf absegnen, den Ludwig mit dem Land und dem Landesmuseums Württemberg in Sachen Zukunft des Deutschen Spielkartenmuseums ausgehandelt hatte.

Demnach wird das Museum als eine Sammlung weiterführt. Während der fünfjährigen Laufzeit des Vertrags werden die Karten insgesamt drei Mal im Echterdinger Stadtmuseum präsentiert. Die Ausstellungen hätten jeweils eine Laufzeit von zehn Wochen.

Der Ausstellungsbetrieb kann allerdings erst dann beginnen, wenn das Stadtmuseum in Sachen Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht wurde. Eine Brandmeldeanlage mit Feuerwehraufschaltung, die laut Ludwig sowieso für das Museum nötig sei, muss installiert werden. Wie viel Geld die Stadt dafür in die Hand nehmen muss, ist allerdings offen. Klar ist aber, dass diese Kosten in den im Sommer beschlossenen Ausgaben nicht enthalten sind.

Ungeklärt ist auch, wer die Aufsicht über das Kulturgut übernimmt, solange die Karten im Stadtmuseum ausgestellt sind. „Der Förderverein Stadtmuseum ist dazu weder personell noch finanziell in der Lage“, sagte Stadtrat Eberhard Wächter (Freie Wähler). Er stellte den Antrag, das Thema auf die nächste Gemeinderatssitzung zu vertagen. Bis dahin soll die Verwaltung auch die fehlenden Kosten nachliefern, forderte Barbara Sinner-Bartels (SPD) – und bekam dabei Unterstützung von der CDU. „Kostentransparenz ist wichtig“, sagte Ilona Koch.

Ludwig hatte den Vertrag in der Sitzung als einen Kompromiss bezeichnet. Er erinnerte daran, dass der Vorschlag, beim Spielkartenmuseum zu sparen, einst aus der Mitte des Gemeinderates gekommen war. Die Verwaltungsspitze habe daraufhin eine neue Konzeption erarbeitet, auf deren Basis der Vertrag ausgehandelt wurde. Bei den Verhandlungen habe er sich ganz eng an die Vorgaben der Fraktionen gehalten.

Und nun? Am Dienstag, 10. Dezember, geht die unendliche Geschichte des Spielkartenmuseums in die nächste Runde. Der Gemeinderat wird sich dann mit dem Vertragsentwurf beschäftigen. Die Stadträte hoffen, dass Bürgermeister Ludwig bis dahin ihre Fragen beantworten kann.

Ideen für einen umfangreicheren Ausstellungsbereich im Stadtmuseum oder in der Bücherei in Leinfelden wurden derweil aus Kostengründen, wie berichtet, erst einmal auf die lange Bank geschoben. Die Verwaltung will zunächst einmal einen Knopf an die neue Konzeption machen.