Der preisgekrönte Spieleautor Steffen Bogen über die Magie des Spielens und die Angst vorm Verlieren
Gespensterjagd im Spukhaus. Der Stuttgarter Steffen Bogen hat „Schnappt Hubi!“ erfunden, das Kinderspiel des Jahres 2012. Wir sprachen mit dem 44-Jährigen über die Kunst des Verlierens und warum Erwachsene nie mit dem Spielen aufhören sollten.
Steffen Bogen, du bist mein Cousin, deshalb kann ich dich duzen, was bei Zeitungsinterviews nicht üblich ist. Schon als Kind, erinnere ich mich, hast du Spiele variiert und erfunden.
Genau, ich spielte Schach mit meinem großen Bruder. Er ohne Türme und Läufer, ich mit vollem Figurensatz.
Mit diesem Vorsprung hast du gewonnen?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich hab’ verloren. Ich glaube, das hat mich sehr geprägt.
Und motiviert?
Verlieren kann einen weiterbringen, wie wahr. Ich erinnere mich an große Pappkartons, auf die ich Spielpläne zeichnete, etwa mit neun Jahren, eine Mischung aus Spielteppich und Brettspiel. Später kamen dann Spiele hinzu, die ich auf dem Computer programmiert habe. Am Anfang war das ein kleiner programmierbarer Taschenrechner, später ein C 64. Meine Golfsimulation war ziemlich beliebt in der Schule.
Wie ging es nach der Schule weiter?
Am Anfang meines Studiums habe ich vom Spieleautorentreffen in Göttingen gehört. Da kommen einmal im Jahr Leute zusammen, die vom Virus befallen sind, immer neue Brettspiele zu erfinden. Da bin ich hin und habe meine ersten Kontakte zu den Verlagen geknüpft. Mit den eigenen Kindern kamen dann die ersten Kinderspiele und Veröffentlichungen.
Worauf kommt es bei einem guten Spiel an?
Regeln und Thema sollten sich gut verbinden, so dass man schnell ins Spiel kommt. Und am Ende sollte man gleich noch mal spielen wollen. Viel hängt auch von der Gruppe ab, in der man spielt. Gut ist es, wenn ein Spiel in verschiedenen Gruppen funktioniert, wenn die älteren Geschwister das Kinderspiel auch noch cool finden und die Eltern und Großeltern sich nicht verstellen müssen.
Zeig’ mir, wie du spielst, und ich sag’ dir, wer du bist. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Spielart und Charakter?
Ich habe festgestellt, dass Mitspieler, die im Spiel ganz gnadenlos ihren eigenen Erfolg suchen, im wahren Leben häufig die liebsten und rücksichtsvollsten Menschen sind. Das finde ich interessant. Wenn jemand überhaupt nicht gern spielt, dann hat das im Übrigen meist mit der Angst vor dem Verlieren zu tun.
Warum ist Spielen auch für uns Erwachsene so wichtig?
Ich glaube, alle neuen Dinge kommen aus dem Spiel. Wenn wir etwas Neues erkennen oder uns verändern wollen, müssen wir spielen.