Zehntausende Euro werden in die Spielleidenschaft an Automaten investiert. Foto: dpa

Geldspielautomaten in Gaststätten sind auch bei Einbrechern begehrt – warum erhoffen sie sich ausgerechnet da die fette Beute?

Stuttgart - Ein kleines Pils als Absacker oder eine Partie Darts am Automaten – das hatten unbekannte Täter ganz sicher nicht im Sinn, als sie das kleine gemütliche Bistro in der Nähe des Bahnhofs Zuffenhausen ins Visier nahmen. Auf der Gebäuderückseite wurde die Stahltür aufgehebelt, dann standen die Einbrecher vor mehreren Automaten. Doch zuerst einmal kümmerten sie sich um den Sicherungskasten.

Die kleine Kneipe in der Elsässer Straße in Zuffenhausen ist da nicht die einzige betroffene Gaststätte. Fast schon im Tagestakt gehen die Automatenknacker in der Region um – offensichtlich sind die Geräte für die Täter eine wahre Goldgrube. Kein Wunder, wenn Zehntausende Euro in die Spielleidenschaft am Automaten gesteckt werden. Abhängig vom Zeitpunkt der Leerung erwarten die Einbrecher zumeist fette Beute.

Jetzt werden Hinweise gesucht

Im Fall Zuffenhausen ist die Höhe der Beute noch nicht bekannt. Der Sachschaden dürfte bei etwa 1000 Euro liegen. Das zuständige Kripo-Dezernat hat sechs aufgebrochene Automaten protokolliert, die Täter dürften mindestens zwei Geldkassetten geplündert haben. Es gibt, wie meistens, keine Täterbeschreibung. Die Tatzeit am Donnerstag liegt irgendwann zwischen 2.30 und 9.30 Uhr. Die Ermittler erbitten Hinweise unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78.

Im Dunkeln tappt die Polizei auch in Korb im Rems-Murr-Kreis, wo eine Gaststätte an der Kirchstraße am Freitag gegen 4 Uhr ins Visier genommen wurde. Die Täter hebelten in der Kirchstraße die Tür des Lokals auf und drangen in die Räumlichkeiten ein. „Ein Spielautomat wurde aufgebrochen“, sagt Polizeisprecher Robert Kreidler, „bei einem weiteren Automaten blieb es beim Versuch.“ Die Täter dürften mit der Beute zufrieden sein: weit über 1000 Euro. Sie hinterließen außerdem 5000 Euro Sachschaden.

Ein Unglück kommt selten allein

Noch heftiger hat es einen Gastwirt in Altbach im Kreis Esslingen getroffen, der am frühen Mittwochmorgen Opfer der Automatenknacker wurde. Es war bereits der zweite Einbruch innerhalb von fünf Tagen. Im jüngsten Fall drang ein Einbrecher über ein aufgehebeltes Fenster in die Gaststätte an der Bahnhofstraße ein. Es dürfte gegen 3.30 Uhr gewesen sein, als er einen Automaten aufwuchtete. Fünf Tage vorher war der angebaute Kiosk heimgesucht worden – auch hier verschaffte sich der Einbrecher Zugang über das Fenster. „Bei den Einbrüchen wurde jeweils ein Schaden von etwa 2000 Euro angerichtet“, sagt Polizeisprecher Christian Wörner, „über die Beute können wir keine Angaben machen.“

Dabei gibt es zumindest in Stuttgart eine kuriose Entwicklung: „Die Zahl der Gaststätteneinbrüche und Automatenaufbrüche ist eigentlich rückläufig“, sagt der Polizeisprecher Martin Schautz beim Blick auf die bisher aktuellste Jahresstatistik von 2017, „aber der Wert der Beute ist deutlich gestiegen.“ Nach Informationen unserer Zeitung hat sich die Gesamtsumme der Beute in Stuttgart von 223 000 auf 260 000 Euro im Jahr 2017 erhöht. Für 2018 gibt es noch keine Zahlen. Umgerechnet auf die Zahl der Automatenaufbrüche bedeutet das, dass die durchschnittliche Beutesumme pro Fall von 1300 auf 1900 Euro angewachsen ist.

Die Beutesumme steigt deutlich

Grund genug für den Verband Forum der Automatenunternehmer, den Betreibern Ratschläge für die Prävention an die Hand zu geben – und dabei nicht nur an Einbrüche, sondern auch an Überfälle zu denken. „Eine polizeiliche Beratung zur Sicherheit legt Schwachstellen offen und bietet maßgeschneiderte sicherheitstechnische Empfehlungen“, sagt Forum-Vorsitzender Andreas Engler. Dazu zählten Videoüberwachung, Alarmanlagen und Verriegelungen. Aber auch das Verhalten: Unternehmer sollten den „Bestand an Bargeld so gering wie möglich“ halten und in einem Tresor mit Meldeanlage und Zeitschloss aufbewahren.