Trainer Jürgen Kramny von Stuttgart, beim Spiel gegen Borussia Dortmund am vergangenen Sonntag. Foto: dpa

Während Interimstrainer Kramny alles für den VfB gibt, rüstet sich Werder Bremen und will einen Sieg mit nach Hause nehmen. Beide Vereine hätten es bitter nötig.

Stuttgart - „Zweikämpfe“, „Einstellung“, „Biss auf dem Platz“ - diese Worte spricht Jürgen Kramny deutlich lauter aus als alle anderen Sätze vor seinem Heim-Debüt als Bundesliga-Trainer. Sie sind ihm wichtig. „In diesem Spiel werden Kleinigkeiten entscheiden. Wer vom Kopf her besser in die Partie startet, wer mit Situationen besser umgehen kann und wer mehr Biss auf den Platz kriegt“, betont Kramny vor dem Duell der Kellerkinder gegen Werder Bremen am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). Auf Bremen hat Stuttgart drei Punkte Rückstand.

Kramnys Premiere als Bundesliga-Coach am vergangenen Wochenende verlief mehr als unglücklich, beim 1:4 gegen Borussia Dortmund kassierte der VfB die Gegentore Nummer 32 bis 35 in dieser Saison. Kein Team hat mehr Treffer zugelassen. „Die Anzahl ist deutlich zu hoch, da haben wir angesetzt“, berichtet er von seinen Schwerpunkten. „Dortmund hatte extreme Qualität, aber da haben wir auch zu viele Lücken gelassen. Das war das Hauptthema: Kurze Abstände, Kompaktheit.“

Die Bremer sind die Zweitschlechtesten

Kleiner Trost: Bremen ist mit 28 Gegentoren die zweitschlechteste Defensivmannschaft der Bundesliga und hat seit 17 Ligaspielen immer mindestens ein Tor kassiert. „Sie haben ein paar Schwächen, die ich gesehen habe. Es geht für uns darum, Geschwindigkeit auf den Platz zu bekommen“, sagt Kramny. „Wir haben eine Qualität auf dem Feld, die sicherlich Werder Bremen schlagen kann.“

Nach dem 0:4 gegen Augsburg gab es die ersten deutlichen Risse zwischen Fans und Mannschaft, gegen Bremen zählt Kramny aber wieder auf die Unterstützung von den Rängen. „Wir werden versuchen auf die Fans zuzugehen und schon vor dem Spiel ein Zeichen zu setzen“, kündigt Kramny an. „Es wird wichtig sein, dass die Mannschaft den Glauben an die eigene Stärke hat.“

Mit welchen Spielern er die Gäste aus Norddeutschland im 99. Bundesliga-Duell der beiden Traditionsmannschaften schlagen möchte, wollte Kramny nicht verraten. Wird es Veränderungen in der Defensive geben, Toni Sunjic anstelle von Georg Niedermeier seinen Platz neben Timo Baumgartl zurückbekommen? „Möglicherweise“, antwortet Kramny. Hat sich der gegen den BVB überzeigende Lukas Rupp trotz der Rückkehr von Serey Die festgespielt in der Startelf? „Auch das ist möglich.“

Den Vorteil, dass Bremens Trainer Viktor Skripnik den VfB unter Kramny noch kaum beobachten konnte und wenig über die Ideen des 44-Jährigen bekannt ist, scheint der Nachfolger des beurlaubten Alexander Zorniger so lange wie möglich nutzen zu wollen.

Dass er selbst über seine persönliche Zukunft im Ungewissen gelassen wird, stört Kramny nach eigener Aussage gar nicht. „Für mich geht es darum, mich auf jedes Spiel zu konzentrieren“, betont er vor der Partie des 15. Spieltages. Die Frage, ob er am Montag noch Trainer des Fußball-Bundesligisten sei, beantwortet Kramny nicht. „Das ist für mich völlig unwichtig.“

Werder will Wiedergutmachung in Stuttgart

Der kriselnde Fußball-Bundesligist Werder Bremen will nach zwei Pleiten am Stück im Keller-Duell beim VfB Stuttgart zurück in die Erfolgsspur. Trainer Viktor Skripnik ordnete daher am Mittwoch und Donnerstag Geheimtraining an. „Wir waren produktiv und haben intensiv gearbeitet“, sagte der Bremer Coach am Freitag. „Die Spieler wollen es besser machen, damit bin ich hochzufrieden.“

Vor allem die beiden Niederlagen in Wolfsburg (0:6) und im Derby gegen den HSV (1:3) sitzen bei den Hanseaten noch tief. „Die Mannschaft wirkte angefressen. Dies gilt es jetzt, auf den Platz zu bringen“, erklärte Sportchef Thomas Eichin. Skripnik ergänzte: „Wir haben eine Klatsche bekommen und das Derby verloren. Da ist das alles nicht so einfach. Wir sind in einer unangenehmen Phase.“

Keine Verstärkung in der Winterpause

Unterdessen kündigte der Werder-Geschäftsführer an, dass es in der Winterpause doch keine Verstärkungen geben wird. „Stand heut wird es überhaupt keine Zugänge geben. Wir vertrauen unserem Kader“, erklärte Eichin. Vielmehr soll der Kader etwas verkleinert und womöglich Talente woanders Spielpraxis bekommen.