Der Großraum-Rettungstransportwagen steht in Degerloch für Einsätze bereit. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst spricht man viel in Abkürzungen. Was zum Beispiel ist ein GRTW für den Fall eines MANV?

Stuttgart - Bei Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst muss es immer schnell gehen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Einsatzkräfte gerne in Abkürzungen sprechen. So zum Beispiel auch bei einem Zwischenfall im Stadion Festwiese vor den Pfingstferien. Dort kippten nach einem Lauf neun Kinder um.

Die Feuerwehr löste daraufhin einen MANV-Alarm aus und schickte ihren GRTW. MANV steht für Massenanfall von Verletzten, der GRTW ist der Großraum-Rettungstransportwagen des Katastrophenschutzes des Landes Baden-Württemberg. Er steht in der Feuerwache 5 in Degerloch und hört auf den Funkrufnamen Florian Stuttgart 5/89-01.

Der Wagen ist ein Fahrzeug des Katastrophenschutzes Baden-Württemberg

Es klang dramatisch, als die Feuerwehr beim Sportfest der Raitelsbergschule mitteilte, sie habe einen MANV-Alarm ausgelöst. In erster Linie ging es dabei darum, die neun Kinder gut an einer Stelle versorgen zu können und auch, wenn nötig, in Kliniken zu transportieren. Durch den Transport der neun Kinder und die durch Bilder von dem Einsatz zog der Rettungswagen das Interesse auf sich. Er ist ausgelegt für einen MANV der Stufe eins mit fünf bis zehn Verletzten.

Dabei ist der GRTW gar nicht mehr so neu. „Das Land, das ihn auch finanziert, hat den Wagen zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 angeschafft, um für Notfälle gerüstet zu sein“, sagt der Feuerwehrsprecher Christopher Haigis. In den Jahren danach wurde er häufig eingesetzt, um stark übergewichtige Patienten zu transportieren, für die Tragen in einem normalen Rettungswagen nicht ausgelegt sind. Von 70 Einsätzen im Jahr 2015 waren das 59, 2016 fuhr der GRTW 42-mal, davon 27-mal mit extrem schweren Kranken, die versorgt werden mussten. Aktuell wird er dafür nicht mehr gebraucht, da in Stuttgart nun auch ein Rettungswagen Schwerlast in der Wache in Degerloch vorhanden ist, der natürlich auch eine Abkürzung hat: RTW-S.

Der GRTW ist in diesem Jahr schon mehrfach ausgerückt

Rein äußerlich ist der GRTW ein Bus. Das Land Baden-Württemberg hat das zwölf Meter lange und zwölf Tonnen schwere Fahrzeug im Jahr 2005 ausbauen lassen. 2017 musste der GRTW schon dreimal an den Stuttgarter Flughafen wegen eines Großalarms ausrücken. Dieser wird ausgelöst, wenn ein Flugzeug aufgrund technischer oder medizinischer Probleme den Flughafen ansteuert. Außerdem brachte ihn die Feuerwehr Anfang Januar nach Hedelfingen, als jemand in einem Einkaufszentrum Reizgas versprüht hatte.

Auch bei einem Zwischenfall mit Reizgas in der Feuerbacher Diskothek Penthouse kam der Großraum-Rettungstransportwagen zum Einsatz. Er fuhr ebenfalls vor, als im Februar in der Volkshochschule am Rotebühlplatz aus Versehen ein Amokalarm ausgelöst worden war. Auch zum G-20-Gipfel der Finanzminister nach Baden-Baden wurde er angefordert.

In dem Großraum-Rettungstransportwagen ist Platz für fünf Schwerverletzte und zehn Leichtverletzte. Die fünf Behandlungsplätze entsprechen dem üblichen Niveau in Rettungswagen. Sie sind mit einem kombinierten EKG/Defibrilator-Gerät ausgestattet. „Außerdem können wir an jedem Platz Sauerstoff geben“, sagt Christopher Haigis.

In erster Linie sollen die Patienten darin stabil gehalten werden, bis klar ist, welche Klinik wen aufnehmen kann. Das ist ein Grundsatz des MANV-Einsatzkonzepts. Es wurde nach der Katastrophe auf dem Militärflughafen von Ramstein im Jahr 1988 entwickelt, als die Rettungskräfte der großen Zahl von mehr als 1000 Verletzten nicht gerecht werden konnten.