Beckenbauer werden nun wohl die weitreichenden Konsequenzen der FIFA-Sperre bewusst. Der "Kaiser" lenkt ein. Foto: dpa

Der praktisch über Nacht zur Persona non grata erklärte Beckenbauer wird die Fragen der Ethikkommission nun bis spätestens zum 27. Juni schriftlich auf Deutsch beantworten, kündigte sein Management am Sonntag an.

Der praktisch über Nacht zur Persona non grata erklärte Beckenbauer wird die Fragen der Ethikkommission nun bis spätestens zum 27. Juni schriftlich auf Deutsch beantworten, kündigte sein Management am Sonntag an.

Berlin - „Kaiser“ Franz Beckenbauer hat auf den Warnschuss des Weltverbandes FIFA reagiert und will schnellstmöglich aus dem Abseits auf die große Fußball-Bühne zurückdribbeln. Der praktisch über Nacht zur Persona non grata erklärte Beckenbauer wird die Fragen der Ethikkommission nun bis spätestens zum 27. Juni schriftlich auf Deutsch beantworten, kündigte sein Management am Sonntag an. „Damit liegt für unser Verständnis kein Verdacht für einen mutmaßlichen Verstoß gegen das FIFA-Ethikreglement mehr vor, so dass wir davon ausgehen, dass die provisorisch verhängte Sanktion gegen ihn umgehend aufgehoben wird“, hieß es in der Erklärung.

Nachdem Beckenbauer die am Freitag von der FIFA verhängte Sperre von 90 Tagen zunächst gelassen und fast schon erheitert zur Kenntnis genommen hatte, wurden ihm die weitreichenden Konsequenzen später offenbar bewusst. „Franz Beckenbauer kann an keiner Fußball-Aktivität teilnehmen. Das schließt andere Dinge ein, wie eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den privaten Besuch einer jeglichen Partie“, sagte Alan Sullivan, stellvertretender Chef der FIFA-Ethikkommission, am Samstag.

Beckenbauer darf also nicht nur für drei Monate kein Amt im Fußball ausüben, sondern ist auch bei keiner Veranstaltung erwünscht. Damit wackelt seine WM-Reise an den Zuckerhut, wo er das Halbfinale und das Endspiel live verfolgen möchte. Der FIFA-Bann wirkt sich nicht auf Beckenbauers Aktivitäten als WM-Medienexperte aus.

Beckenbauer beklagt, über Entscheidung nicht vorab informiert worden zu sein

Die Strafe war am Freitag auf Antrag von Chefermittler Michael Garcia wegen der mangelnden Kooperation des „Kaisers“ bei der Untersuchung der brisanten WM-Doppelvergabe an Russland 2018 und Katar 2022 ausgesprochen worden. Beckenbauer, der weltweit einen hervorragenden Ruf genießt, hatte einen Fragekatalog der Ethikkommission unbeantwortet gelassen.

„Franz Beckenbauer hat jedoch zu keinem Zeitpunkt gegenüber der FIFA ausgeschlossen, die Fragen zu beantworten. In der Abstimmung mit den Ermittlern der Ethikkommission ging es nie darum, ob er die Fragen beantwortet, sondern ausschließlich darum wie“, teilte sein Management mit.

Beckenbauer beklagte, über die Entscheidung vorab nicht informiert worden zu sein. „Es war das erste Mal, dass sie bei der FIFA nicht gewusst haben, wie sie mich telefonisch erreichen können. Im Übrigen war ich immer davon ausgegangen, dass ich die Fragen nicht beantworten muss, da ich bei der FIFA keine offizielle Funktion mehr begleite. Aber das ist ja nun auch geklärt“, sagte er in der Mitteilung. Darin verwies sein Management zugleich darauf, dass von der Ethikkommission kein Verstoß Beckenbauers festgestellt worden sei, sondern nach den FIFA-Ethikregeln lediglich angenommen wurde, „dass der Verdacht eines Verstoßes vorliegen könnte, sollte er die Fragen nicht beantworten.“

Korruptionsvorwürfe hatte Beckenbauer stets energisch zurückgewiesen. „Ich habe mit Korruption nichts zu tun. Wer sollte an mich herantreten und zu Dingen verleiten? Das ist doch lächerlich. Ich bin der falsche Ansprechpartner“, bekräftigte er. Rückendeckung erhielt Beckenbauer vom deutschen Exekutivmitglied Theo Zwanziger. „Ich kenne den Franz schon so lange. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass er etwas Unrechtes getan hat“, sagte Zwanziger in einem ARD-Interview. Er gehe davon aus, dass Beckenbauer die Sache nicht ernst genommen habe. Deshalb schrieb er dem ehemaligen FIFA-Funktionär, der die WM 2006 nach Deutschland geholt hatte, ins Stammbuch: „Er muss akzeptieren, dass er Rede und Antwort stehen muss, selbst wenn er die Fragen für überflüssig hält.“ Dies hat nun auch der „Kaiser“ eingesehen.