Esslingen stellt öffentliche Automaten mit Gratis-Tampons auf. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Tampons vergessen? In Esslingen soll das Mädchen und Frauen künftig nicht mehr in die Bredouille bringen. Die Stadt will in Schulen und öffentlichen WCs Spender mit kostenlosen Hygieneartikeln aufstellen.

Die Regel folgt nicht immer der Regel: Ein verfrühtes Einsetzen der Menstruation oder starke Blutungen können Frauen in Bedrängnis bringen, wenn sie keine Hygieneartikel dabei haben. Die Stadt Esslingen will deshalb künftig Binden und Tampons kostenlos zur Verfügung stellen. Die Idee geht auf einen Antrag des Jugendgemeinderats zurück.

 

Rund die Hälfte der Esslinger Bevölkerung ist weiblich und damit betroffen. „In einer Stadt, die viel Wert auf Gleichberechtigung legt, darf niemand wegen seiner Menstruation benachteiligt werden“, begründen die Jugendgemeinderätinnen Sarah Block und Lotta Raven unter anderem ihren Antrag. Zudem sei die Periode oft noch schambesetzt, der unkomplizierte Zugang zu Hygieneartikeln daher hilfreich.

Vandalismus auf Schultoiletten vorbeugen

Die Stadt wird in allen Mädchen- und Damentoiletten ihrer Schulen künftig Automaten mit Hygieneartikeln aufstellen. Die bisherige Ausgabe in den Schulsekretariaten entfällt. Da es in Esslingen immer häufiger zu Vandalismus in den Schultoiletten kommt, wird der Jugendgemeinderat im Vorfeld die Schülermitverwaltung (SMV) einbeziehen. „Durch die Beteiligung soll das Verantwortungsbewusstsein gestärkt und die Partizipation in der Schule gefördert werden“, heißt es einer Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung. Erst danach werden die Geräte aufgestellt. „Wenn wir allerdings sehen, dass ein unverhältnismäßiger Verbrauch entsteht oder der Vandalismus zunimmt, werden wir die Spender wieder abbauen“, sagte Monika Leiter, kaufmännische Leiterin des Eigenbetriebs Städtische Gebäude.

Kostenlose Monatsprodukte auch in öffentlichen WCs der Stadt

Darüber hinaus sollen in sechs öffentlichen Toiletten die Damentoiletten mit Hygieneprodukten ausgestattet werden. Geplant sind Spender in den WC-Anlagen Beutau, Agneshof, Burg, Bahnhof, im Erdgeschoss des Neuen Rathauses und im Untergeschoss des Behördenzentrums. Ähnliche Initiativen gibt es bereits in anderen Städten wie Tübingen, Karlsruhe und Heidelberg. Leipzig gilt bundesweit als Vorreiter.

So viel kosten Gratis-Tampons die Stadt

Für die Befüllung der Spender rechnet die Stadtverwaltung Esslingen mit Gesamtkosten von maximal 7500 Euro pro Jahr. Für die Anschaffung der Automaten inklusive Montage rechnet man mit Kosten von 21 000 Euro. Dafür hat der Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung jetzt grünes Licht gegeben, zuvor hatte bereits der Bauausschuss mehrheitlich zugestimmt. Die AfD-Fraktion hatte sich dagegen ausgesprochen. Stadtrat Stephan Köthe begründet die Ablehnung auf der Homepage der Esslinger AfD unter anderem damit, dass die Betroffenen ohnehin ihre eigenen Hygieneartikel dabei hätten. Auch drohten neue Probleme. „Spender-Automaten können durch Vandalismus beschädigt und von geschäftstüchtigen Jungs und Mädchen leer geräumt werden“, sagt Köthe.

Streit in Stuttgart wegen Tamponspender auf Männerklos

In vielen anderen Städten, darunter Tübingen, Karlsruhe und Heidelberg, wird die kostenlose Abgabe von Tampons und Binden bereits gut angenommen. Als bundesweiter Vorreiter gilt Leipzig. Ein Streit im Stuttgarter Rathaus hatte vor gut zwei Jahren hohe Wellen geschlagen. Vor allem die Tamponspender auf der Herrentoilette für nicht-binäre und Transgender-Menschen hatten die Gemüter erhitzt.

Die monatliche Menstruation ist auch ein finanzielles Problem für viele Menschen, die sich Hygieneprodukte nicht leisten können. Periodenarmut („Pad poverty“) ist weltweit ein großes Problem. Auch in Deutschland gibt es viele Betroffene, warnen Experten.