Johannes Rempp und Chiara Rosenauer mit selbstgebastelten Foto-Figuren. Foto: Lichtgut /Ferdinando Iannone

Auch die Sternsinger müssen diesmal zuhause bleiben. Sie versuchen trotzdem auf ihre gute Sache aufmerksam zu machen.

Stuttgart - Was für eine Arbeit! Danielle und Helmut Allmendinger aus dem Stuttgarter Norden haben nichts unversucht gelassen, die Sternsinger-Aktion in der katholischen Kirchengemeinde St. Georg auch dieses Mal möglich zu machen. Corona-gerecht, versteht sich. Das konnte nur gelingen, wenn zwei statt üblicherweise vier Kinder als Sternträger und Könige losziehen, um Segenswünsche zu verteilen und Spenden zu sammeln. Geschwisterkinder oder Kinder aus maximal zwei Haushalten. Doch wie sollte das gehen? „Mithilfe von Pappfiguren vielleicht“, dachte sich Helmut Allmendinger. Der Einfall kam ihm während des Sommerurlaubs. Seitdem sind die Allmendingers gemeinsam mit anderen engagierten Gemeindemitgliedern von St. Georg dabei, das Vorhaben umzusetzen.

Die bestechende Idee: zwei Kinder sollten vier Figuren darstellen

Und so sind sie vorgegangen: Sie fotografierten ein Sternsinger-Kind in verschiedenen Kostümen, machten davon Abzüge in Posterformat und schnitten jeweils den Kopf aus. Jetzt konnten unterschiedliche Kinder durch die Fotos schauen – ähnlich wie bei Fotowänden in einem Freizeitpark. Sandwichartig sollten die Kinder dann ein Foto vorne und ein Foto hinten umgebunden bekommen. So konnte zwei Kinder vier Figuren darstellen – die Heiligen Drei Könige und den Sternträger. 50 solcher Foto-Figuren standen für Touren zwischen dem 3. und 6. Januar bereit. „Wir waren bestens ausgerüstet. Nur ein Lockdown hätte das Ganze verhindert“, sagt Danielle Allmendinger. So ist es jetzt gekommen. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart verkündete am Mittwoch das Aus: „Die Sternsinger werden zu Anfang des neuen Jahres nicht wie gewohnt zu den Menschen kommen können, sondern am Dreikönigstag (6. Januar) in den Gemeindegottesdiensten auftreten“, ließ die Diözese verlauten.

In den Gemeinden der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird besonders fleißig gesammelt

Ganz vergebens soll die viele Arbeit aber nicht gewesen sein. Die Allmendingers und andere Gemeindemitglieder tüfteln an neuen Ideen, um die diesjährige Sternsinger-Kampagne zu retten. Schließlich geht es um eine gute Sache: um Spenden für bedürftige Kinder in der Ukraine. Die Sternsinger gelten als weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Darin liegt für die Allmendingers auch der entscheidende Antrieb. Beim letzten Mal sammelten die Sternsinger von St. Georg – immerhin 70 Kinder und 40 Begleiter – rund 16 000 Euro an Spenden. Überhaupt wird in der Diözese Rottenburg-Stuttgart fleißig gesammelt. Ihre 870 Sternsingergruppen trugen im Januar 2020 mit fünf Millionen Euro einen stattlichen Anteil zu der Gesamtsumme von 49,3 Millionen Euro bei. Aus keiner deutschen Diözese kamen mehr Spenden.

An dieser schönen Tradition soll unbedingt festgehalten werden. Als Ersatz wollen die Allmendingers und ihre Mitstreiter am 26. Dezember ein Video mit Papp-Königen aufnehmen und dieses auf der Homepage von St. Georg verlinken. Außerdem richten sie für den 6. Januar einen Chatroom ein, in dem sich Familien mit Sternsingern online austauschen können. Ebenfalls am 6. Januar und an einem weiteren Sonntag im Januar werden je zwei Sternsinger im Gottesdienst auftreten. Bei diesen Gelegenheiten werden auch sogenannte Segenspakete ausgelegt. Spenden erhofft sich St. Georg überdies durch den Verkauf der Papp-Könige für den guten Zweck zum Stückpreis von 50 Euro. Interessenten können sich an die Gemeinde wenden.

Pakete mit gesegneter Kreide werden bereitgestellt

Auch anderswo in Stuttgart lassen Kirchengemeinden Fantasie walten. In der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest, zu der die Gemeinden St. Theresia in Weilimdorf, Salvator in Giebel und St. Josef und St. Monika in Feuerbach gehören, sollen ebenfalls Pakete mit gesegneter Kreide bereitgestellt werden, mit der man selbst den Segen an die Wohnungstür schreiben kann. Dazu gibt es Segenssprüche von Kindern.

In der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Ost mit den Gemeinden Herz Jesu, Bruder Klaus, St. Nikolaus und Heilig Geist ist geplant, dass Familien, die sich sonst als Sternsinger engagieren, Gemeindemitglieder anrufen und ihnen auf diesem Weg Segenswünsche übermitteln. Das Kindermissionswerk bietet außerdem digitale Sternsingerbesuche an: https://www.sternsinger.de/sternsingen/digitaler-besuch/