In Rudersberg haben beim 24-Stunden-Spendenlauf insgesamt 505 engagierte kleine und große Leute im Stadion ihre Runden gedreht. Gemeinsam haben sie zugunsten der vom Hochwasser Betroffenen mehr als 5000 Kilometer absolviert – und eine fünfstelligen Spendensumme zusammengebracht.
Als die Sonne am Abend über dem Wieslauftal unterging, erhellten Flutlichter die Laufbahn – und es ging weiter im Kreis. Eine Welle der Solidarität schwappte am Wochenende durchs idyllisch gelegene Stadionrund des TSV Rudersberg. Es schien, als sei der halbe Ort für den 24-Stunden-Spendenlauf zugunsten der Flutopfer auf den Beinen. Wie viel Geld am Ende genau zusammengekommen ist, stehe in ein paar Tagen fest, so Lea Lochmann und Daniel Eberle, die die Benefiz-Veranstaltung organisiert haben. Sicher sei aber bereits jetzt, dass es eine fünfstellige Summe werden wird.
Gut 336 Millionen Euro an Schäden nach dem Hochwasser
Insgesamt rund 336 Millionen Euro hat die Flut an Schäden im Rems-Murr-Kreis verursacht. Auch Rudersberg wurde schwer von den Wassermassen getroffen. Lea Lochmann, die aus Dorsten in Nordrhein-Westfalen kommt, und seit zehn Jahren der Liebe wegen in Rudersberg lebt, und ihr Mann Marius hatten Glück. „Bei uns stand nur in einem Raum das Wasser drei Zentimeter hoch“, sagte die 30-Jährige. Auch Daniel Eberle kam glimpflich davon: „Bei mir war nur der Keller vollgelaufen.“ Um den Betroffenen nicht nur tatkräftig sondern auch finanziell zu helfen, kamen sie auf die Idee, einen 24-Stunden-Spendenlauf zu organisieren. Und beide sind überglücklich über die große Resonanz und das viele Geld, das die 505 großen und kleinen Läuferinnen und Läufer gemeinsam in mehr als 13 000 Stadionrunden, das sind mehr als 5000 Kilometer, erlaufen haben. „Da auf jeden Fall ein Euro pro Runde steht, und die fünf Euro Startgebühr, die alle bezahlt haben, auch gespendet werden, haben wir schon mehr als 15 000 Euro zusammen“, sagte Daniel Eberle.
Unterstützung für den „Spendenlauf Hochwasser“ gab es von vielen Seiten. „Dass wir dabei sind, war sofort klar“, sagte Frank Bossert, der Vorsitzende des TSV Rudersberg, der nicht nur die Sportstätte zur Verfügung stellte, sondern auch viele Helfer, die sich um Auf- und Abbau sowie die Versorgung der Teilnehmenden kümmerten. „Auch die Sportfreunde Steinenberg haben uns mit vielen Kräften riesig unterstützt“, sagte Lea Lochmann. „Das Essen wurde gespendet und vier DJs aus der Region haben ehrenamtlich aufgelegt.“ Raimon Ahrens, der Rudersberger Bürgermeister, war ebenfalls im Team. Der Schultes ging mit der Startnummer 1 ins Spendenrennen und legte 74 Runden zurück. Einige Kilometer spulten auch seine Amtskollegen Jochen Müller aus Korb und Michael Clauss aus Kaisersbach herunter, ebenso wie der FDP-Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann und Reinhold Sczuka, der Sportkreisvorsitzende.
Hund Carlo sammelt ebenfalls 35 Runden
Die Läuferinnen und Läufer waren in ihrem Elan ebenfalls kaum zu stoppen. Selbst nachts waren einige unterwegs. Daniel Eberle selbst lief am Samstag und Sonntag 151 Runden, fast eineinhalb Marathonstrecken. Ebenso viele Meter machte Melanie Schweizer aus Steinenberg. Und die beiden waren nicht die einzigen Dauerläufer im Stadion. Christopher Birzele rannte 126 Runden in 8 Stunden und 46 Minuten und erlief allein 9320 Euro. Zusammen mit seinem Bruder Johannes, dem Inhaber der Wieslauf-Apotheke, die von den Fluten betroffen ist und zurzeit Garagenverkauf betreibt, und Vater Gerhard kam das Trio auf mehr als 200 Stadionrunden. Nicht viel weniger machten Lea Lochmann und ihr Hund Carlo, die es zusammen auf 155 Runden brachten, wozu die Zweibeinerin 120 und der Vierbeiner immerhin 35 Runden beisteuerte.
Der Spaß am Laufen kam auch nicht zu kurz. „Die Stimmung war toll, die DJs waren super, die Leute sind voll mitgegangen, sind rückwärts gelaufen, waren mit Kinderwagen und Roller unterwegs oder haben getanzt. Es war ein richtig schönes Familienevent“, so Maria Dröghoff aus Korb, die am Samstag dabei war. Ihr Laufkumpel Ruben Wagner sei aus Rudersberg und von der Flut betroffen, erzählte sie. „Ich bin 73 Runden gelaufen und habe pro Runde einen Euro gespendet.“ Ruben Wagner lief am Samstag und auch am Sonntag und schaffte 80 Runden.
Der Zusammenhalt im Ort sei, wie auch schon gleich nach der Flut, einfach unglaublich, sagte Bürgermeister Raimon Ahrens stolz. „Und nur so können wir es schaffen.“