Spendenübergabe im Café 72: Mitglieder des Schwabensturm haben 1500 Euro für die Einrichtung der Ambulanten Hilfe gesammelt. Foto: Maira Schmidt

Der Schwabensturm, eine Ultra-Gruppierung aus Fans des VfB Stuttgart, hat Spenden für die Tagesstätte der Ambulanten Hilfe in Bad Cannstatt gesammelt. Auch das Commando Cannstatt engagiert sich seit Jahren sozial.

Bad Cannstatt - Von der Öffentlichkeit meist kritisch beäugt, sind sie für die Fußballvereine unerlässlich. Mit Choreografien und Fan-Gesängen feuern sie ihre Mannschaften an, sind bei jedem Auswärtsspiel dabei. Doch so sehr sie ihrem Verein auch die Treue halten, das Image der Ultra-Fans ist nicht besonders gut. Sie geraten immer wieder mit negativen Meldungen in die Schlagzeilen, etwa wenn es um das illegale Anzünden von bengalischen Feuern in deutschen Fußballstadien geht.

Ein ganz anderes Bild haben dagegen Sasa Cvjetkovic, Corinna Bamberger und Johannes Efinger im Café 72 hinterlassen. Die drei sind Mitglied im Schwabensturm, einer Ultra-Gruppierung aus Fans des VfB Stuttgart. In der Vorweihnachtszeit haben sich die VfB-Anhänger allerdings nicht nur für ihren Lieblingsverein stark gemacht, sondern auch Spendengelder zu Gunsten des Café 72 in Bad Cannstatt gesammelt. Vor Kurzem wurden die 1500 Euro an die Einrichtung der Ambulanten Hilfe, die sich um Menschen mit und ohne Wohnung kümmert, übergeben.

1000 Lose für je einen Euro haben sie verkauft

Um diesen Betrag zusammenzubekommen, hat sich der insgesamt 120 Mitglieder starke Schwabensturm einiges einfallen lassen. „Wir haben Mützen gehäkelt, natürlich in den Farben des VfB Stuttgart“, sagt Corinna Bamberger. Diese wollten die Ultra-Fans eigentlich auf dem Niklasmarkt in Bad Cannstatt verkaufen. Weil das in der Kürze der Zeit jedoch nicht klappte, wichen sie spontan auf den Weihnachtsmarkt im benachbarten Hofen aus. Dort boten sie nicht nur ihre Mützen, sondern auch frische Waffeln und Stofftaschen mit dem Stuttgarter Stadtwappen an.

Mit dieser Aktion war es aber nicht getan. Beim Heimspiel gegen Hannover 96 am 7. Dezember wollten die Ultra-Fans eigentlich nur ein von der Mannschaft unterschriebenes VfB-Trikot verlosen. Doch das Glück kam ihnen zur Hilfe. „Wir haben das Trikot von Maxim an dem Tag per Zufall gefangen“, erzählt Johannes Efinger. Und so konnten sie gleich zwei Hauptgewinne in den Lostopf werfen. „Die Resonanz war super“, sagt der Fußball-Fan. 1000 Lose für je einen Euro hätten sie verkauft. Dass das Geld dem Café 72 zugutekommt, ist kein Zufall. Man habe sich bewusst für eine soziale Einrichtung aus dem Stadtbezirk entschieden, sagt Johannes Efinger und ergänzt: „Wir sehen uns als Cannstatter Verein.“

Bereits 2006 verkauft die Gruppierung ihren Fan-Kalender

Für den Schwabensturm war es die erste Aktion dieser Art. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das innerhalb der Fangemeinde aber nicht. „Es gibt immer wieder Fanclubs und Ultra-Gruppierungen, die sich sozial engagieren“, sagt Christian Schmidt, Leiter der VfB-Fanbetreuung. Als ein Beispiel nennt er das Commando Cannstatt. Bereits seit dem Jahr 2006 verkaufen die Mitglied der Ultra-Gruppierung ihren Fan-Kalender. Er zeigt Aufnahmen aus dem Stadion, Fan-Choreografien und Fahnenmeere. Acht Euro kostet der Kalender. Die Einnahmen haben sich im Laufe der Jahre beachtlich gesteigert, von zunächst 4000 auf inzwischen 12 500 Euro. „Wir spenden den kompletten Gewinn“, sagt Benjamin Nagel vom Commando Cannstatt. Jedes Jahr komme das Geld einer anderen sozialen Einrichtung zugute. Das Olgäle wurde schon bedacht, genau wie die Mobile Jugendarbeit Stuttgart-West oder die Nikolauspflege.

Manchmal geht die Unterstützung aber auch über den reinen Kalender-Verkauf hinaus. So hat sich das Commando Cannstatt mit seinem Fan-Kalender 2013 für die Fröbel-Schule Fellbach eingesetzt. Dort werden junge Menschen mit Behinderung betreut und schulisch gefördert. Im Juni 2012 brach in der Schule ein Feuer aus. Viele Unterrichtsmaterialien aber auch persönliche Gegenstände wurden zerstört. Das Commando Cannstatt rief alle VfB Fans auf Hilfsmittel wie Bilder- und Kinderbücher, Hörspielkassetten, CDs, Spiele und vieles mehr der Fröbel-Schule zu spenden.

Im Café 72 freut man sich unterdessen über die Spende vom Schwabensturm. Auf einer Vollversammlung soll nun beschlossen werden, was mit den 1500 Euro passiert. In der Tagesstätte ist es Usus, dass eine solche Entscheidung gemeinsam mit den Besuchern getroffen wird. Eine Idee gibt es aber schon: Ein gemeinsamer Stadionbesuch bei einem der nächsten Heimspiele des VfB Stuttgart. Unter den Café 72-Besuchern gebe es viele Fußball-Fans, erzählt Michael Knecht von der Ambulanten Hilfe. Bei den Heimspielen des VfB sind sie allerdings meist als Flaschensammler rund um die Mercedes-Benz-Arena unterwegs. Das Spiel im Stadion selbst mitzuerleben, wäre etwas Besonderes.