Nur eine Nacht im Krankenhaus: die Tante, Omaima und Stephan Jechalke sind erleichtert Foto: Peter Petsch

Omaima darf das Olgahospital wieder verlassen. Dank der Spenden unserer Leser konnte die junge Tunesierin dort gründlich untersucht werden. Bei einem Eingriff unter Vollnarkose wurde die Speiseröhre geweitet. Am Montag geht es heim nach Tunesien.

Omaima darf das Olgahospital wieder verlassen. Dank der Spenden unserer Leser konnte die junge Tunesierin dort gründlich untersucht werden. Bei einem Eingriff unter Vollnarkose wurde die Speiseröhre geweitet. Am Montag geht es heim nach Tunesien.

Stuttgart - Seit vier Wochen ist Omaima in Stuttgart. Als sie am vergangenen Donnerstag ins Olgahospital kam, wurde die 16-Jährige Tunesierin empfangen wie eine alte Bekannte: Eine Krankenschwester weiß noch, dass Omaima mit drei Jahren erstmals der Klinik war. Und eine Ärztin erinnert sich an die spektakuläre Operation: Damals wurde der Magen des Kindes in den Oberkörper verlagert und direkt mit dem Rachen verbunden. Notwendig war der komplizierte Eingriff, weil das Mädchen Säure aus einem Teekessel getrunken hatte, den die Oma so reinigen wollte. Die OP war nur möglich, weil die Leser der Stuttgarter Nachrichten großzügig spendeten.

Weil Omaima seit vergangenem Jahr häufig über Schmerzen beim Schlucken klagt, nur noch wie ein Spatz isst und ihr oft schwindlig wird, wurde sie in eine Klinik auf der tunesischen Insel Djerba eingeliefert. Dort sollte eine Magenspiegelung gemacht werden. „Ich hatte solche Angst , dass ich aus dem Krankenhaus meine Tante angerufen und gefragt habe, ob ich nicht wieder nach Stuttgart ins Olgäle kommen kann.“ Omaimas Angst vor dem tunesischen Krankenhaus stamme daher, dass ihr dort nach dem Säureunfall die Speiseröhre durchstochen wurde. „Die Ärzte haben mit solchen Eingriffen keine Erfahrung“, stellt die Tante, Dagmar Ben Yagoub, fest.

Weil Omaimas Eltern das Geld für einen Krankenhausaufenthalt in Deutschland fehlt, hat sich Ben Yagoub wie beim ersten Mal wieder mit Keks, der Selbsthilfeorganisation für Kinder und Erwachsene mit kranker Speiseröhre in Stuttgart, in Verbindung gesetzt. Keks sagte zu, die Klinikkosten durch eine Spendenaktion zu finanzieren. Auch die Leser der STuttgarter Nachrichten beteiligten sich mit insgesamt 1000 Euro daran. „Das deckt in etwa ein Drittel der Kosten für die Untersuchungen und die Nacht in der Klinik“, sagt Stephan Jechalke, medizinischer Berater bei Keks.

„Erst wurde der Übergang zwischen Rachen und Magen bougiert. Dabei wird unter Vollnarkose mit einem Metallstab, der unten schmal und oben breiter ist, die Nahtstelle geweitet“, erklärt Omaima die Prozedur fachmännisch . Anschließend musste sich die Gymnasiastin einer Magenspiegelung unterziehen, bei der auch eine Gewebeprobe entnommen wurde. Und am Nachmittag wurde überprüft, ob die Verbindung zwischen Rachen und Magen dicht ist. „Das war sehr anstrengend“, stellt Omaima fest.

Mit dem vorläufigen Ergebnis sind die Tunesierin , ihre Tante und Jechalke jedoch zufrieden: Laut der Ärzte ist die Ursache des Schwindelgefühls Eisenmangel. „Weil der Magen nicht voll funktionsfähig ist, kann nicht genug Eisen aufgenommen werden“, stellt Jechalke fest.Außerdem fehlt der oberen Abschluss zwischen Magen und Rachen, so dass Magensäure nach oben fließt und zu Entzündungen im Rachenbereich führt. Doch die Mediziner sind zuversichtlich, dass sich das mit einer angepassten Ernährung und Medikamenten in den Griff bekommen lässt. „Jetzt muss nur noch die Gewebeprobe in Ordnung sein, dann ist alles im grünen Bereich,“, hofft die Tante .

Omaima fliegt bereits am Montag wieder zurück nach Djerba, den Koffer voller Geschenke für ihre Familie und ihren Freund Mohammed. Von dem sollen die Eltern noch nichts wissen. Nur mit ihrer Tante spricht sie am Telefon über ihn – in ihrer Geheimsprache: Deutsch. Das hat sie bereits beim ersten Aufenthalt vor 13 Jahren gelernt und nicht vergessen- genauso wenig wie die Hilfsbereitschaft der Leser unserer Zeitung..