Bestürzung über die Zerstörung der Kathedrale von Notre-Dame. Foto: jan

In Stuttgart hat der katholische Stadtdekan Christian Hermes eine Benefizaktion für die stark zerstörete Kathedrale Notre-Dame angekündigt; das findet auch Zustimmung bei Protestanten. Der Direktor des Deutsch-Französischen Institus in Ludwigsburg, Frank Baasner, sieht vor allem die Vermögenden gefordert. Sie sollten ein Zeichen für Europa setzen.

Stuttgart - Der Schock über die Brandkatastrophe in Paris sitzt tief – auch in Stuttgart. Der katholische Stadtdekan Christian Hermes schrieb am Morgen nach dem Großbrand einen Brief an die französische Generalkonsulin in Stuttgart, Catherine Veber. Darin kündigte er an, in einer Benefizaktion Spenden für den Wiederaufbau von Notre-Dame sammeln zu wollen. Dies geschehe auch aus persönlicher Verbundenheit. „Ich habe 1991 und 1992 in Paris studiert und bin immer wieder dort. „Dieses Unglück erschüttert uns alle zutiefst“, schrieb Hermes. Der evangelische Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler zeigte sich für eine Benefizaktion grundsätzlich aufgeschlossen: „Wie werden noch schauen, was für uns die richtige Form der Solidarität ist.“

„Notre-Dame wird aus der Asche auferstehen“

In dem auf Französisch verfassten Schreiben an die Generalkonsulin brachte Hermes seine Bestürzung über die Katastrophe vom Montagabend zum Ausdruck. Notre-Dame sei ein Ort der Erinnerung nicht nur für die Bürger von Paris und die Katholiken in Frankreich, sondern auch für die Kirche und Frankreich insgesamt sowie für alle Freunde Frankreichs. Der Generalkonsulin und den in Stuttgart lebenden rund 5000 französischen Staatsbürgern drückte Hermes seine Sympathie und Solidarität aus: „Vor mir sehe ich das Bild des goldenen Kreuzes auf dem Hauptaltar von Notre-Dame, das die Flammen verschont haben.“ Dieses Bild stehe dafür, dass die Kathedrale nicht untergegangen sei, so Hermes. „Aus der Asche ragt das Kreuz hervor. Ebenso wird Notre-Dame aus der Asche auferstehen.“

Das französische Generalkonsulat reagierte erfreut auf diese „schöne Geste“. Dort gingen am Dienstag auch Solidaritätsadressen von dem in Stuttgart ansässigen diplomatischen Corps ein. „Wir sind hier alle noch ziemlich geschockt“, sagte Dominique Benkelmann, Assistentin der Generalkonsulin. „Man sieht die Bilder und kann es noch immer nicht fassen.“

„Kathedralen waren immer internationale Projekte“

Das französische Generalkonsulat und der Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg, Frank Baasner, begrüßten die Spendenaktion von Stadtdekan Hermes. Baasner betonte zugleich die europäische Dimension des Projekts. Dieses erfordere eine gemeinsame Kraftanstrengung besonders auch der Vermögenden. Baasner würdigte das Engagement der französischen Milliardärsfamilien Pinault und Arnault, die zusammen 300 Millionen Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt haben. Er schlug vor: „Wenn sich die zehn reichsten Familien zusammentun und jeweils 50 Millionen Euro spenden, wäre das eine Geste, die zeigt, dass man es mit dem europäischen Gedanken wirklich ernst meint.“ Auch die großen Unternehmen seien gefordert. „Sonst machen es die Chinesen oder die Amerikaner.“ Baasner erinnerte daran, dass Kathedralen in der Vergangenheit immer internationale Projekte waren und ihre Erbauer einen gemeinsamen Wertekanon teilten. „Jetzt haben die Europäer wieder Gelegenheit, Teil eines Ganzen zu sein.“