Die Almhütte Royal ist aus den Originalteilen von 30 TIroler Bauernhöfen entstanden. Foto: d

Die Almhütte Royal ist ein Schmuckstück des Volksfestes. Wechselt das prächtige Holzgebäude den Besitzer, wie man sich auf dem Wasen erzählt? Wirtin Nina Renoldi spricht nun Klartext.

Die Almhütte Royal gehört zu den architektonischen Hinguckern beim Cannstatter Volksfest. Das massive Holz, aus dem sie besteht, hat Geschichte: Es stammt aus den Überresten von rund 30 Tiroler Bauernhöfen. Aus diesen Originalteilen hat Klaus Renoldi, Schausteller in der sechsten Generation, mit viel Gespür für Atmosphäre ein Stück Alpenflair auf den Wasen geholt.

 

Rustikal, urig und authentisch – so hebt sich die Almhütte deutlich von den sieben großen Festzelten am Neckar ab. Auch beim Bier bleibt man dem besonderen Konzept treu: Maßkrüge gibt es hier nicht. Stattdessen zapfen die Gäste ihr Bier selbst aus kleinen Fässern – und die Gläser fassen höchstens einen halben Liter.

Verkauf der Almhütte Royal: Gerüchte um Nachfolger kursieren

Die Geschäfte laufen in dieser Saison gut, freut sich Festwirtin Nina Renoldi, die Tochter des Hüttenbauers, besser als im Vorjahr. Will sie sich dennoch von ihrem royalen Arbeitsplatz verabschieden? Dies jedenfalls erzählen sich Schausteller – der mögliche Besitzerwechsel scheint eines der Hauptthemen beim Volksfest 2025 zu sein. Auch beim Gaststättenverband oder bei der Konkurrenz von Renoldi hört man unisono: Die Renoldis wollten ihre beliebte Almhütte Royal verkaufen. Es kursiert bereits der Namen eines möglichen Nachfolgers. Doch was ist dran?

„Ich habe nicht verkauft“, stellt Renoldi im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Ganz ausschließen will sie einen Verkauf aber nicht: „Ich brauche einen Plan B.“ Ihre Eltern, die seit Jahren tatkräftig mitarbeiten, seien weit über 70 – auf Dauer gehe das nicht mehr. Und allein, so die Single-Wirtin, lasse sich ein Großbetrieb wie die Almhütte kaum stemmen.

Festwirtin Nina Renoldi Foto: engelhard-photography-

Es nerve allmählich, sagt Nina Renoldi, dass sie ständig gefragt werde, ob sie schon verkauft habe. Den Spekulationen hält sie entgegen: „Wer aufhören will, arbeitet nicht von morgens um sieben bis spät in die Nacht.“ Und ja, es mache ihr noch immer viel Spaß. Sie werden auf jeden Fall Schaustellerin bleiben – eines Tages vielleicht bei einem kleineren Betrieb.

„Das Volksfest ist die Champions League der Gastronomie“

In der Branche fällt bereits ein Name, wer ihr Nachfolger werden soll: Milos Vujicic, Stuttgarter Gastronom (Plenum, Ratskeller) und derzeit Küchenchef in der Almhütte Royal, soll Interesse haben, den gesamten Betrieb zu übernehmen. Doch Vujicic wiegelt ab: „Ich habe nicht gekauft.“ Dass viel spekuliert werde, wundert ihn nicht: „Der Wasen ist die Champions League der Gastronomie – da wird gern reininterpretiert.“ Die Zeiten seien für die Branche hart, sagt der Ratskeller-Pächter. Dementsprechend entstünden oft und schnell Mutmaßungen und Gerüchten.

Tatsächlich soll die Familie Renoldi ihre Hütte bereits mehreren Gastronomen angeboten haben – unter anderem zwei bekannten Stuttgarter Wirten, wie sie unserer Redaktion bestätigen. Doch die anfängliche Preisvorstellung sei „viel zu hoch“ gewesen, sagen sie. Selbst nach einer Reduzierung haben die beiden am Ende abgewunken.

 

Wird es einen schrittweisen Übergang geben?

In Schaustellerkreisen heißt es, ein möglicher Übergang könne schrittweise erfolgen. Renoldi könnte noch zwei bis drei Jahre dabeibleiben und den Nachfolger einarbeiten. „So etwas passiert selten von heute auf morgen“, heißt es.

Das die Almhütte Royal etwas anderes ist als die übrigen Festzelte, liegt daran, dass die Renoldis einst das Almhüttendorf betreiben haben, aus dem das heutige Holzgebäude vorgegangen ist. 2007 brachte die Familie erstmals alpenländisches Flair nach Bad Cannstatt. 2019 wurde die heutige Hütte fertiggestellt – nach einer Investition von rund sechs Millionen Euro.

Die Großeltern von Nina Renoldi reparierten nach dem Krieg ihre Raupenbahn mit alten Panzerteilen, ihre Mutter betrieb eine Geisterbahn. „Wir sind im Wohnwagen aufgewachsen“, erzählt sie, „wenn es draußen still wurde, sind wir wach geworden – Stille, das geht gar nicht.“

Bierumsatz stabil – schon das ist eine gute Nachricht für die Brauereien

Dass es in diesem Jahr in der Almhütte gut läuft, freut sie sehr. Laut Hofbräu-Chef Martin Alber, dessen Bier bei den Renoldis ausgeschenkt wird, liegt der Bierumsatz in dieser Saison „auf dem Niveau des vergangenen Jahres“. Trotz der oft beklagten Konsumzurückhaltung ist der Umsatz stabil geblieben – entgegen den anfänglichen Befürchtungen der Branche, es gehe steil nach unten. Sollte sich die Lage wieder entspannen, könnte ein Verkauf eines Bierzeltes wieder wahrscheinlicher werden. Wer sich unter Gastronomen umhört, merkt schnell: Der Einstieg auf dem Wasen ist für viele ein großer Traum.