Kapitän Sandro Abruscia streicht das gute Verhältnis der Mannschaft zu Uwe Wolf heraus. Der hospitiert nun erst einmal bei Real Madrid. Foto: imago/Eibner/Michael Schmidt

„Bedrohung, Pöbeleien, Lügen“ – dieses und mehr warf Fußball-Regionalligist VfR Aalen Uwe Wolf vor und trennte sich von ihm. Kapitän Sandro Abruscia spricht von einem „Schock“ und stellt die Sicht der Mannschaft dar. Wolf hospitiert derweil bei Real Madrid.

Aalen - Vorzeitige Trainerwechsel gehören im Fußball zu den normalsten Dingen der Branche. Doch der Rauswurf von Uwe Wolf beim Regionalligisten VfR Aalen hat sogar bundesweite Wellen geschlagen. Denn statt der oft üblichen Floskel „im beiderseitigen Einvernehmen“ nagelte der Club den Coach schonungslos an die Wand und machte seine Beweggründe für die Trennung öffentlich. Zu den Vorfällen zählten nach Vereinsangaben unter anderem „die Bedrohung von Vereinsmitarbeiten“, die „mehrfache Missachtung klarer Anweisungen von Geschäftsleitung und Gremien“, „Pöbeleien (und Lügen) gegenüber Sponsoren“, „bewusste mediale Irreführung“ sowie „vereinsschädigende Falschaussagen“.

Wolf geht juristisch vor

Zu den Vorwürfen wollte Wolf nicht Stellung beziehen. „Ich werde mich absolut professionell verhalten und zwar auf einem ganz anderen Niveau wie das der Verein getan hat. So geht man nicht mit einem Menschen um“, sagte der 54-Jährige gegenüber unserer Redaktion und kündigte an, sich das nicht gefallen zu lassen und juristisch dagegen vorgehen. Was der Verein wiederum entspannt sieht, da alles dokumentiert sei.

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Die Entlassung war der unrühmliche Höhepunkt eines seit Wochen andauernden Streits zwischen Vereinsführung und Trainer. Seit der Abmahnung im November kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten. Die Fronten waren total verhärtet – und mittendrin befand sich die Mannschaft. „Die Trennung kam für uns überraschend, sie war sogar ein Schock für uns“, sagte Kapitän Sandro Abruscia gegenüber unserer Redaktion.

Abruscia lobt Wolfs Trainingsarbeit

Die Art und Weise möchte der frühere Mittelfeldspieler der Stuttgarter Kickers (2006 bis 2012 und 2015 bis 2018) nicht kommentierten. Er sagt nur so viel: „Ich habe dies in dieser Form noch nicht erlebt. Der Verein wird seine Gründe gehabt haben.“ Eines stellt der 31-Jährige unmissverständlich klar: „Die Mannschaft hat sehr gerne mit Uwe Wolf zusammengearbeitet. Wir haben attraktiven Fußball gezeigt, und er hat jeden Spieler weiterentwickelt.“ Und was sagt er zum Benehmen des Trainers außerhalb des Platzes? „Uwe ist sehr impulsiv, ein emotionaler Typ, der seinen Job liebt und lebt. Wir waren für ihn wie seine Kinder. Er ging für uns durchs Feuer und gab sein letztes Hemd.“

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Die Mannschaft fokussiere sich nun unter dem neuen Trainer Christian Demirtas, der 2019 unter dem damaligen Chefcoach Roland Seitz als Co-Trainer zum VfR gekommen war, und Assistent Petar Kosturkov voll auf den weiteren Saisonverlauf. Der geht für den Tabellen-Zehnten nach einem spielfreien Wochenende am 26. Februar beim FC Gießen weiter. Uwe Wolf unterdessen hospitiert von Samstag an drei Tage beim spanischen Renommierclub Real Madrid. Das war schon länger vereinbart und geht auf seine freundschaftliche Verbindung zu Emilio Butragueño zurück.

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Mit dem früheren Real-Weltklassestürmer spielte Wolf Mitte-Ende der 1990er Jahre in Mexiko zusammen. „Ich freue mich auf die Zeit in Madrid, meine Frau hat zudem Geburtstag. Mir geht’s gut“, sagt der gebürtige Pfälzer. Bleibt die Frage, ob er in Deutschland noch einmal als Trainer eine Chance bekommt.