Tausende Griechen zogen am Samstag durch Stuttgart. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart

Mit einer spektakulären Parade durch das Europaviertel haben Griechen und Deutsch-Griechen den 200. Jahrestag der griechischen Revolution und der daraus resultierenden Befreiung von 400 Jahren osmanischer Besatzung gefeiert.

Stuttgart - Ein überaus buntes Bild ergab sich schon, als sich die über 50 Gruppen von Schulen und Kulturvereinen in der Lautenschlager Straße zum Umzug Richtung Hauptbahnhof in Aufstellung brachten. Ein faszinierender Querschnitt durch die vielfältigen Volksgruppen der griechischen Halbinsel, im traditionellen Habit von Regionen wie Thrakien, Epiros, Makedonien oder Kreta. Das alles verdichtete sich dann beim Einbiegen ins Europa-Viertel, wo 5.000 per Tickets zugelassene Zuschauer den Paradezug in dichten Reihen säumten.

Dort waren Spannung und Vorfreude mit Händen zu greifen, sollte doch gleich zu Beginn eine Europa-Premiere über die Bühne gehen: Der erste kontinentale Auftritt der Evzonen, der griechischen Präsidialgarde. Staunend und teils mit Tränen der Freude in den Augen wurde das Herannahen verfolgt, was postwendend in Jubel umschlug, als die Elitegarde, deren Geschichte bis ins historische Hellas zurückreicht, in ihrer traditionellen Hoftracht mit gefälteltem Rock, Wams, Seidenschürze, weißer Strickhose und Schnabelschuhen einmarschierte und an den tausenden Schaulustigen vorbeiparadierte: im Halbschritt, also wie in Zeitlupe, was die Sache besonders feierlich und zeremoniell erscheinen ließ. Passgenau zum Evzonaki-Marsch, vom Sinfonisches Jugendblasorchester der Stuttgarter Musikschule intoniert.

Zum finalen Höhepunkt erklang die griechische National-Hymne

Die jungen Musiker hatten eigens ein „griechisches Programm“ einstudiert, was der Parade insgesamt eine besondere Atmosphäre bescherte. Denn so wurde der Durchzug der gut 1.400 Aktiven mit charakteristischer Musik untermalt. Zum finalen Höhepunkt erklang schließlich die griechische National-Hymne, wobei die Tausenden sich in einen Massenchor verwandelten, der wie eine einzige große, selbstbewusst-pathetische Geste durch das Europa-Viertel schallte. Passend zum Abmarsch der Offiziellen, darunter die Botschafterin Griechenlands, die die Nationalflagge plan zwischen sich gespannt hatten und gravitätisch Richtung Stadtbibliothek spazierten.

Schluss war dann aber immer noch nicht, denn nun sammelten sich unterm offenen Glasdach der Landesbank Unzählige in einem weiten, breiten Ring um das Orchester, das dann auch nicht mit Zugaben geizte. Etwa mit Liedern des vor wenigen Wochen verstorbenen Mikis Theodorakis, auf seine Weise ebenfalls ein griechischer Freiheitsheld. Selbstredend wurde auch diese Lieder von der Menge voller Leidenschaft mitgesungen. Ein Organisator bekannte: „Mir fehlen die Worte. Es war unfassbar großartig. Ich war jeden Moment, jede Sekunde wie elektrisiert.“