Abfischen am Bärensee: Für die Schaulustigen am Ufer ist das ein Spektakel Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Tierisches Spektakel in Stuttgart: Am Samstag wurde der Bärensee abgefischt. Die Seebewohner fanden in den umliegenden Seen ein neues Zuhause.

Wer am Samstag den Parkplatz am Bärensee ansteuerte, merkte schnell, dass hier etwas anders ist. Schon um zehn Uhr morgens waren nahezu alle Parkplätze belegt. Auch der erste Blick auf das beliebte Ausflugsziel offenbarte, dass hier eine besondere Aktion stattfindet. So versammelten sich einige Schaulustige um den See, den Blick auf den riesigen blauen Kran am Seeufer geheftet, der hier die Fische aus dem See fischen soll. Oder besser: Aus dem, was vom See übrig ist. Rund 40 Zentimeter Wasser und 75 Zentimeter Schlamm bedecken nämlich derzeit den Boden des Sees, nachdem dieser für anstehende Sanierungsarbeiten am Damm in den letzten Wochen abgepumpt wurde.

Bewohner des Sees brauchen neues Zuhause

Bei diesem Wasserspiegel ist es verständlich, dass die Bewohner des Sees nun ein neues Zuhause brauchen. „Seit zwei Wochen sammeln wir große und kleine Teichmuscheln und lassen bestimmen, ob darunter fremde Arten sind“, erklärt Hans-Hermann Schock, Vorsitzender des Württembergischen Angler Vereins. Die invasiven Arten darunter würden nicht mit umgesiedelt werden. Die anderen finden in den anderen beiden Seen im Areal, dem Neuen See und dem Pfaffensee, ihr neues Zuhause, so Schock.

Schock geht davon aus, dass im See außerdem noch Schildkröten leben: „Rotwangen- und Gelbwangenschildkröten,“ erklärt er. Diese kämen dann zu einer Auffangstation nach München. Darüber hinaus sei es möglich auch Krebse zu finden „in den anderen Seen haben wir schon galizische Sumpfkrebse gefunden“, berichtet der Experte.

Fische sind Protagonisten des Tages

Die eigentlichen Protagonisten des Tages sind aber natürlich weder Muscheln noch Schildkröten, noch Krebse, sondern die Fische. Mit rund 800 Kilogramm im vier Hektar großen See, also 200 Kilogramm pro Hektar Seefläche, rechnet der Experte am Morgen. Die Aktion werde dabei vermutlich „Rotaugen, Rotfedern, Aale, Zander und Karpfen“ zutage fördern, zählt er unter anderem auf.

Aber auch hier sei immer mit ein paar überraschenden Funden zu rechnen: „Man kann davon ausgehen, dass wir heute auch etliche Gartenteichfische finden, die hier ausgesetzt wurden.“ Sei dies der Fall, müsse man diese am Ende wahrscheinlich „entsorgen“ wie er sagt. Eine Umsiedlung der invasiven Arten würde schließlich das Ökosystem stören. Das erfahre durch die Aktion übrigens keine Nachteile. Die Fische würden sich gut in den beiden anderen Seen im Areal einleben und sobald der Bärensee wieder mit Wasser gefüllt wird, Schock rechnet damit, dass das 2024 der Fall sein wird, kämen neue Fische hinein.

Erfahrung mit der Abfischung

Die Herausforderung des Tages sind für Schock und seine Kollegen aber nicht die Seebewohner an sich. Schließlich hat der Verein seit 30 Jahren Erfahrung mit der Abfischung der Stuttgarter Gewässer. So fische man beispielsweise regelmäßig den Feuersee oder auch im Schlossgarten ab. „Das größte Problem ist heute der Schlamm. Die Schlammschicht ist 75 Zentimeter tief“. Das mache die Arbeit im See schwierig, so Schock mit Blick auf seine ehrenamtlichen Kollegen, die in einem kleinen Boot auf dem See stehen. „Für die Fische besteht dabei keine Gefahr“, betont Schock. Man führe das Netz vorsichtig und gekonnt über den See. Die rund 20 ehrenamtlichen Helfer des Angler Vereins würden diese dann mit dem Kescher aus dem Netz aufsammeln und in die Wannen gleiten lassen. Diese werden dann vom Kran in die Höhe gezogen, bevor sie in ihrem neuen Zuhause landen.

Für die Schaulustigen ist das ein Spektakel

Für die Schaulustigen am Ufer ist das ein Spektakel. Ein Vater ist deshalb extra mit den beiden Kindern hergekommen „sowas sieht man ja nicht alle Tage, alleine dass der See leer ist, ist ja ein besonderer Anblick“, so der Vater. Dennoch hofft er natürlich auch noch das eigentliche Abfischen zu sehen.

Am Ende des Tages verläuft die Aktion erfolgreich. Zwar habe man bis zum Ende der Aktion am Nachmittag etwas weniger Fische gefunden als erwartet, „aber wir haben zwei riesige Karpfen gefunden, einer davon ist ein Graskarpfen“, so Schock am Abend.