Bis sie an ihren Bestimmungsort umgezogen wird, verweilt die Brücke, wo sie gebaut worden ist: auf dem Feld zwischen der Autobahn und der B 27. Foto: Jacqueline Fritsch

Seit sieben Jahren arbeiten die Planer darauf hin, jetzt ist es so weit. Am Wochenende wird die neue Stadtbahnbrücke auf den Fildern über die A 8 geschoben. Ein bisschen hat sich das gigantische Bauwerk vor wenigen Tagen schon bewegt.

Filder - Etwas zu schief sitzt die Brücke noch auf ihren Stützen. Die Bauarbeiter laufen hin und her, begutachten ihr Werk von allen Seiten und justieren noch ein paar Zentimeter nach. Einige von ihnen haben kleine Funkgeräte in der Hand – auf einmal ist Anspannung auf der Baustelle zu spüren. Kein Wunder, denn die Brücke, die die Arbeiter in den vergangenen neun Monaten gebaut haben, wird sich gleich zum ersten Mal für wenige Meter bewegen.

Auf vier riesigen Rollbrettern fährt die 1500 Tonnen schwere Brücke ganz langsam in Richtung Fasanenhof. Nach etwa zwei Metern ist schon Schluss, denn auf die eigentliche Reise geht es für das Bauwerk erst am Wochenende. Dann wird die sogenannte Netzwerkbogenbrücke über die A 8 geschoben – ein Highlight für die Verantwortlichen: „Ich bin positiv aufgeregt“, sagt Steffen Schäfer, der bei der SSB den Ausbau der Stadtbahnlinie U6 zum Flughafen managt, „darauf arbeiten wir jetzt seit sieben Jahren hin.“ Bis es so weit ist, verweilt die Brücke auf dem Feld zwischen der Autobahn und der B 27, wo sie gebaut wurde.

Die Brücke ist der baulich spektakulärste Teil

Zwischen dem Fasanenhof und der Stuttgarter Landesmesse liegen bereits etliche Gleise für die Verlängerung der Stadtbahnlinie U6. Der wichtigste und baulich spektakulärste Teil dieser neuen Strecke ist die Brücke, die die gelben Waggons über die Autobahn führt. „Es war ein sehr anspruchsvoller Entwurf“, sagt Steffen Schäfer. 72 Carbonstangen spannen Brücke und Bogen so an, dass unten keine Stützen notwendig sind, die später aufwendig gewartet werden müssten.

Stattdessen wird die Netzwerkbogenbrücke rechts und links der Autobahn mit Bohrpfählen und Zugankern im Boden befestigt. Die Vorbereitungen dafür sind auf der Stuttgarter Seite der Autobahn fast abgeschlossen. Auf der Seite von Leinfelden-Echterdingen war das nicht möglich. „Sonst hätten wir hier keinen Platz, um die Brücke raus auf die Autobahn zu schieben“, erklärt Schäfer.

Auf die Autobahn werden 1300 Tonnen Schutzmaterial geschüttet

Genau das passiert jetzt am Wochenende. In der Nacht von Freitag auf Samstag wird die A 8 bis voraussichtlich Sonntagabend voll gesperrt. Dann werden 1300 Tonnen Schutzmaterial auf die Fahrbahn geschüttet. „Das ist der wesentliche Anteil der Arbeit“, sagt Schäfer, „das Einfahren der Brücke selbst dauert maximal drei Stunden“.

Und das funktioniert so: Vorne und hinten steht die Brücke auf Hilfsstützen, die wiederum auf vier Rollbrettern angebracht sind. Per Fernsteuerung bewegen sich diese Bretter langsam in Richtung Autobahn. Dort angekommen werden die Bretter entfernt, die Hilfsstützen bleiben noch. Sobald das Schutzmaterial von der Fahrbahn entfernt ist, kann der Verkehr wieder fließen.

Die SSB bittet alle, zu Hause zu bleiben

Eigentlich wollte die SSB ein großes Ereignis aus der Verschiebung der Brücke machen. Um die umliegenden Felder der Landwirte zu schützen und um Menschenansammlungen in Zeiten von Corona zu vermeiden, bittet das Unternehmen nun alle Interessierten, zu Hause zu bleiben. Der genaue Zeitpunkt der Verschiebung wird deshalb nicht mitgeteilt.

Bis der Brückenbau komplett abgeschlossen ist, dauert es voraussichtlich bis zum Herbst. Derzeit hängen aus der betonierten Brücke vorne und hinten zahlreiche Stahlteile heraus. An diese wird in den kommenden Monaten links und rechts der Autobahn angebaut, sodass die Hilfsstützen nach einiger Zeit entfernt werden können. Insgesamt wird die Brücke etwa 130 Meter lang sein. Die U6 fährt voraussichtlich von Ende 2021 an darüber.