In der Landesausstellung lernten sich am Freitag Alleinstehende kennen Foto: Peter Petsch

Den Partner für’s Leben kennen zu lernen ist nicht leicht. Das Landesmuseum im Alten Schloss will Singles unterstützen und hat deshalb im Rahmen der Zaren-Ausstellung ein Speed-Dating veranstaltet. Die Romanows sollen der Liebe auf die Sprünge helfen.

Stuttgart - Es war ein anstrengender Abend für Chris Ziegler. Mit einem Glas und einem Löffel in der Hand sprintet der Love-Angel der Speed-Dating-Agentur Date-York durch die prächtigen Ausstellungsräume der Großen Landesausstellung „Im Glanz der Zaren“. Der eloquente junge Mann kennt keine Gnade. Gerade einmal 420 Sekunden bleiben den rund 50 Kandidaten, um sich zu beschnuppern, bevor Ziegler gegen das Glas klopft und die Männer zur nächsten Dame weiterziehen müssen.

Lebenspartnersuche im Sieben-Minuten-Takt. An Stehtischen, auf kleinen Hockern oder an einem schmalen Tisch unterhalten sich die Paare in drei Räumen, aufgeteilt in Altersklassen: 20 bis 32 Jahre, 26 bis 39 Jahre, 40 bis 56 Jahre. Es ist ein Querschnitt durch das mühevolle Dasein eines Singles. Manche sind neu in Stuttgart und wollen einfach nur Leute kennenlernen. Eine 56-Jährige sucht noch immer die „Liebe ihres Lebens“. Und andere wollen einfach nur einen spannenden Abend verbringen. Bei den Jüngsten ist die Auswahl für die Männer eher eingeschränkt, weil sich einige Frauen bei der Anmeldung in der Altersangabe vertippt hatten, bei den älteren Kandidaten herrscht ein Männermangel, weil einige Herren einfach nicht erschienen sind.

Eine 43-Jährige aus Weinstadt trägt es mit Fassung. Die gut aussehende Frau hat sich erstmals an dieser professionellen Kuppelei beteiligt. Sie ist seit drei Jahren Single und hätte sich wohl auch nicht getraut, wenn die Veranstaltung nicht in diesem ganz besonderen Rahmen stattgefunden hätte. „Man geht dann schon davon aus, dass sich die Menschen, die hierherkommen, auch für Kunst und Kultur interessieren“, sagt die 43-Jährige. Erwartungen an diesen Abend hat sie keine. Wie die meisten Anwesenden. Passend zum russischen Ambiente trägt sie das Pseudonym Petruschka 19 und wartet im Raum Olga auf den nächsten Kandidaten.

25 Euro kostet der Abend, inklusive einer Führung durch die Zarenausstellung und einem Glas Prosecco. Im Hintergrund ist in einer mächtigen Vitrine das Gold-Service für 120 Personen von Königin Olga ausgestellt. Fünfmal wurde Hochzeit gehalten zwischen dem Haus Württemberg und der Romanow-Zarendynastie in Russland – meistens aus machtpolitischen Gründen. Nur bei Paul, dem Sohn von Katharina der Großen, und der auserwählten württembergischen Prinzessin Sophie Dorothee, die sich dann Maria Fjodorowna nannte, soll wirklich Liebe im Spiel gewesen sein.

Die arrangierten Ehen der Zaren interessieren an diesem Abend aber weniger. Eine 47-Jährige aus einem Vorort von Stuttgart hat sich auch keine Gedanken über das Liebesleben der Romanows gemacht. Schon eher über die Gesprächsgestaltung. „Sieben Minuten können aber manchmal ganz schön lang sein, wenn man kein Thema findet“, sagt sie. Es ist ihr zweites Speed-Dating, und sie erzählt hinterher von „sehr gehaltvollen Gesprächen“ und einem möglichen weiteren Treffen mit einem Kandidaten.

Normalerweise sind Menschen bei Veranstaltungen dieser Art merkwürdig verkrampft, doch an diesem Abend fließen die Unterhaltungen. Nur für Chris Ziegler ist es diesmal ein Job unter erschwerten Bedingungen. Bei einem typischen Speed-Dating sitzen die Paare an einem ganz langen Tisch in einem angesagten Restaurant und wechseln dann einfach die Stühle. „Das kann aber ganz schön laut sein. Ich genieße hier die Atmosphäre“, erzählt Nils. Der 32-jährige Ingenieur hat schon einige Erfahrung mit Dating-Veranstaltungen. Gefunkt hat es aber noch nie. „Der Gourmet an sich würde sagen, ich bin stets hungrig nach Hause gegangen“, sagt Nils. Diesmal kam für ihn „das Beste zum Schluss“, und er würde eine der Beteiligten gerne wiedersehen. Dazu muss er sich binnen 48 Stunden auf der Internetseite der Agentur rückmelden. Sofern beide an einem weiteren Treffen interessiert sind, sorgt der Veranstalter für den Austausch der Adressen. Ende offen.