Leni Breymaier und Lars Castellucci schreiten zum Rededuell bei einer der vier Regionalkonferenzen. Foto: dpa

Der Machtkampf bei der baden-württembergischen SPD steuert auf das Finale zu. Schon jetzt zeichnet sich eine hohe Mobilisierung beim Mitgliedervotum ab: Bisher haben sich 61 Prozent der Genossen daran beteiligt. Am Montag wird ausgezählt.

Stuttgart - In der Nacht von Montag auf Dienstag entscheidet sich das Ringen um den Vorsitz der Südwest-SPD – dann werden die Stimmen des Mitgliedervotums ausgezählt. Nach Angaben des Landesverbandssprechers sind bisher mehr als 22 000 Wahlbriefe eingegangen – das sind 61 Prozent der 36 100 Mitglieder im Land. „Das ist schon jetzt ein ganz starkes Signal“, sagte Andreas Reißig. „Diese hohe Mobilisierung zeigt, dass die Mitgliederbefragung die SPD Baden-Württemberg nach vorne bringen wird.“ Zum Vergleich: Bei der Mitgliederbefragung 2009 lag die Beteiligung am Ende bei 47,4 Prozent.

30 Auszähler – allesamt hauptamtliche Kräfte – und zwei Hochleistungsschlitzmaschinen sind nötig, um am Montagabend von 18 Uhr an die Wahlbriefe von zu öffnen. Das Ergebnis wird einige Stunden später Daniela Harsch, seit kurzem Tübinger Sozialbürgermeisterin, als Leiterin des Wahlausschusses bekannt geben. Am Dienstagmorgen wollen die Kombattanten Leni Breymaier und Lars Castellucci dazu Stellung nehmen. Der Gewinner muss dann noch vom Landesparteitag am 24. November in Sindelfingen gewählt werden.

SPD-Granden auf beiden Seiten

Sowohl die Landesvorsitzende als auch ihr Vize haben massive Rückendeckung erhalten. Nachdem Breymaier mit Erhard Eppler (91), Herta Däubler-Gmelin (75) und Edzard Reuter (90) namhafte Altvordere mobilisiert hatte, hat Umweltpapst Ernst Ulrich von Weizsäcker (79) für Castellucci die Werbetrommel gerührt. Bei den Kreisverbänden zeigt sich ein uneinheitliches Bild mit vielen Sympathiebekundungen für beide. Zuletzt hatten sich zum Beispiel 100 Sozialdemokratinnen – unter ihnen die Bundestagsabgeordneten Katja Mast, Rita Schwarzelühr-Sutter und Ute Vogt – in einer Social-Media-Aktion für den Wechsel eingesetzt. Der Ausgang des Rennens ist daher nicht vorhersagbar.

Sollte Breymaier siegen, wäre die Führung fast durchweg weiblich. Zuletzt hatten die Kreisvorsitzenden Südwürttembergs praktisch einhellig die Tübingerin Dorothea Kliche-Behnke für den stellvertretenden Landesvorsitz nominiert. Sie würde Hilde Mattheis ersetzen, die vorige Woche mit Aplomb ihren Abtritt angekündigt hatte. „Ich sehe die Zukunft meiner politischen Arbeit nicht weiter in diesen verkrusteten Strukturen und Gremien, sondern außerhalb“, schrieb sie den Kreisverbänden. Somit kam die beharrliche Parteilinke und Groko-Gegnerin einer Niederlage zuvor, nachdem ihr die Hausmacht weggebrochen war.

Führungsriege tendiert zum Castellucci-Lager

Jasmina Hostert aus Böblingen geht für Nordwürttemberg ins Rennen, weil Frederick Brütting erklärt hatte, aus persönlichen Gründen nicht weiter zu machen. Für Südbaden geht wie bisher Gabi Rolland an den Start. Und Nordbaden würde durch den Karlsruher Kreischef Parsa Marvi vertreten – er ersetzt dann Castellucci, der Vorsitzender werden oder in die Reihen zurücktreten will. Das heißt auch: Die Riege der Vize wäre fast nur noch mit Genossen besetzt, die sich mehr oder weniger deutlich für Castellucci ausgesprochen haben.