Thomas Berger ist die Arbeit im politischen Ehrenamt zu viel geworden. Foto: Gottfried Stoppel

Der SPD-Fraktionsvorsitzende will sich aus dem Schorndorfer Stadtrat zurückziehen. Damit hat er politische Freunde wie Gegner überrascht.

Schorndorf - Es ist eine Mitteilung, die in Schorndorf alle – vom Oberbürgermeister bis zu den Gemeinderatskollegen – völlig überrascht und kalt erwischt hat: Der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Berger hat am Montag bekannt gegeben, dass er sich aus dem Gemeinderat zurückziehen wird – auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen, wie er selbst betont.

Seit 13 Jahren im Gemeinderat

Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Stuttgart gehört dem Gremium seit 13 Jahren an und hatte den Fraktionsvorsitz vor vier Jahren von Karl-Otto Völker übernommen. Bei der vergangenen Kommunalwahl wurde Berger mit 10 780 Stimmen gewählt und lag damit nur knapp hinter dem Stimmenkönig Hermann Beutel von der CDU.

Der 48-Jährige ist über sein Mandat im Stadtrat hinaus Mitglied des Kreistags – dieses Amt will er beibehalten: „Es ist zum Beispiel beim Thema Kreiskrankenhaus wichtig, dass jemand aus Schorndorf Kreisrat ist“, sagt er. Zudem könne er dieses Ehrenamt noch eher mit seiner 60-Stunden-Arbeitswoche vereinen als jenes als Gemeinderat und Fraktionschef. Die enorme Belastung sei tatsächlich der Grund für sein Ausscheiden, so wie er es in seiner Mitteilung geschrieben habe, sagt er auf Nachfrage. Denn im Grunde habe sein Ehrenamt in Schorndorf das Ausmaß eines Halbtagsjobs gehabt. Im Polizeipräsidium hätten ihm andere in Zeiten seiner Abwesenheit den Rücken freihalten müssen: „Oft habe ich aber, wenn ich um 23 Uhr vom Gemeinderat nach Hause gekommen bin, noch bis 2 Uhr morgens gearbeitet“, sagt der Miedelsbacher, der für die SPD auch bei der Landtagswahl 2016 kandidiert hatte.

In den vergangenen Monaten sei die Erkenntnis gereift, dass der Preis zu hoch sei – zumal seine Familie oft auf ihn verzichten müsse. Hätte es nicht eine andere Lösung geben können? Thomas Berger übt Selbstkritik: „Vielleicht hätte ich die Arbeit in der Fraktion auf mehrere Schultern verteilen können“, räumt er ein. Schmerzlich sei gewesen, dass mit der jüngsten Kommunalwahl Zugpferde wie Hans-Ulrich Schmid weggefallen seien. Ohnehin mache ihm die neue Zusammensetzung des Gemeinderats den Abschied leichter: „Wir haben uns früher oft gefetzt, aber es war immer ein Sachstreit.“

Schorndorfs OB: Schmerzt persönlich

Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer (ebenfalls SPD) sagt, dass er Thomas Berger nicht nur wegen seiner fachlichen Kompetenz und seiner Führungsstärke vermissen werde: „Es schmerzt mich persönlich“, sagt Klopfer. Auch für Gerhard Nickel, den Vorsitzenden der FDP/FW-Fraktion, ist der Weggang von Berger ein herber Verlust: „Ich konnte mich auf ihn verlassen.“ Für Berger wird Jürgen Erdmann nachrücken, der vergangene Legislaturperiode schon einmal als Nachrücker gefordert war und Martin Thomä ersetzte.