Beim Übergang von der Schule in den Beruf können viele Schüler Hilfe brauchen. Foto: dpa-tmn

Schüler aus schwierigen Verhältnissen tun sich oft schwer beim Übergang von der Schule in den Beruf. Bisher gaben ihnen Berufseinstiegshelfer Starthilfe. Doch jetzt wackelt die Finanzierung.

Stuttgart - Der Übergang von der Schule in den Beruf ist häufig eine hohe Klippe. Besonders Haupt- und Werkrealschüler und Förderschüler tun sich oft schwer, aus der Fülle der Angebote eine Lehrstelle auszuwählen. Haben sie die Bewerbungshürde genommen, ist die Gefahr groß, dass sie ihre Ausbildung in den ersten sechs Monaten abbrechen, konstatiert die Bundesagentur für Arbeit.

Rund 12000 Jugendlichen in Baden-Württemberg haben etwa 600 Berufseinstiegsbegleiter seit 2015 von der achten Klasse an unter die Arme gegriffen. Die Begleiter haben die Schüler beraten und ihnen auch nach Beginn der Lehre über die anfänglichen Hürden geholfen. Im Schnitt läuft die Betreuung etwa drei Jahre. 120 Millionen Euro hat das den Bund und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gekostet, die sich die Finanzierung teilen. Das antwortet Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) der SPD auf eine entsprechende Anfrage, die unserer Zeitung vorliegt.

SPD verlangt Weiterführung

Jetzt steht das Programm auf der Kippe, Der Bund wird sich aus der Kofinanzierung zurückziehen. Die SPD im baden-württembergischen Landtag fordert jetzt die grün-schwarze Landesregierung auf, das Programm fortzuführen. „Das Land sollte nicht bei den Schwächsten sparen und eine Weiterführung der Berufseinstiegsbegleitung ermöglichen“, verlangt Stefan Fulst-Blei, der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, gegenüber unserer Zeitung. Notfalls sollte Baden-Württemberg anderen Bundesländern folgen, die das Programm mit eigenen Mitteln fortführen würden, erwartet der SPD-Abgeordnete. Er verweist darauf, dass die Jungen und Mädchen oft aus schwierigen Verhältnissen kämen. „Jeder einzelne dieser jungen Erwachsenen ist die Mühe und das Geld wert“, sagt Fulst-Blei und verweist auf den zunehmenden Fachkräftemangel und steigende Abbruchquoten in Ausbildung und Studium.

Kultusministerium prüft

Die Kultusministerin äußert sich zurückhaltend. Sie lobt die Berufseinstiegsbegleitung als „ein sehr hilfreiches Unterstützungsinstrument“ beim Übergang von der Schule in eine duale Ausbildung. Lehrer würden entlastet, jedoch bedeute das Programm eine zusätzliche organisatorische Aufgabe für die Schule.

Sollte das Angebot fortgeführt werden, erwartet Eisenmann jedoch, „dass die Berufseinstiegsbegleitung bedarfsorientiert und länderspezifisch eingesetzt werden kann.“ Derzeit werde noch „zu wenig auf die Anliegen und Rahmenbedingungen der einzelnen Länder eingegangen“, schreibt Eisenmann an die SPD. Eine Flexibilisierung biete auch die Chance, den finanziellen Aufwand zu verringern. Denkbar sei etwa die Erhöhung des Betreuungsschlüssels oder die Verkürzung der Betreuungszeit sowie die Entwicklung landesspezifischer Kriterien. Darüber würden derzeit Gespräche geführt, berichtet Eisenmann. Danach könne man eine Fortführung „grundsätzlich prüfen“.

Damit ist die SPD nicht zufrieden. Fulst-Blei nennt die Überlegungen eine „Sparversion“. Eisenmann würde so „der Berufseinstiegsbegleitung jegliches Fleisch von den Rippen schneiden.“