Am Ende der Marktstraße befindet sich der Thaddäus-Troll-Platz. Foto: Annina Baur

Am Thaddäus-Troll-Platz mit der Entaklemmer-Statue ist es am offensichtlichsten. Doch auch in vielen anderen Stadtteilen hat der Cannstatter Schriftsteller, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, Spuren hinterlassen.

Bad Cannstatt - Ich bin in Cannstatt geboren und lebe in Stuttgart, also in der Emigration“, lautet ein Geständnis Thaddäus Trolls. Er selbst hat es so ausgedrückt und niedergeschrieben, und zwar in „Cannstatter Zeiten“, wie eines seiner zahlreichen Bücher heißt. Gleichwohl ist Troll seinem Heimatstadtbezirk stets verbunden geblieben und hat dort viele Spuren hinterlassen.

Marktstraße 9 bis 11: Am 18. März 1914 kommt Thaddäus Troll, mit bürgerlichem Namen Hans Wilhelm Bayer, an der Marktstraße 9 bis 11 als Sohn des Seifenfabrikanten Paul Bayer und dessen Ehefrau Elsa zur Welt. Der Großvater Wilhelm Heinrich Bayer hatte die Seifensiederei gegründet.

Theodor-Heuss-Kaserne, Nürnberger Straße 184: Bis 1914 wurde die ehemalige Funkerkaserne landwirtschaftlich genutzt. In den folgenden drei Jahren wurden 13,5 Hektar dazu gekauft, die Kaserne und Wohnungen für Soldaten gebaut. Bis 1920 kamen eine Nachrichtenabteilung sowie ein Feldlazarett dazu, das Gelände wurde weiter vergrößert und um Lehrgebäude und Lehrwerkstätten, Labore und Unterrichtsräume erweitert. Von 1939 bis 1945, zu der Zeit, als auch Thaddäus Troll dort stationiert war, war die Kaserne Standort der Ersatzverbände der Nachrichtentruppenteile. 1973 wurde die Funkerkaserne in Theodor-Heuss-Kaserne umbenannt. Nach und nach wurde umstrukturiert. Auf dem Gelände befinden sich zum Beispiel Teile der Güterprüfstelle Heidelberg und des Bundessprachenamtes, des Infrastrukturstabes und der Wehrbereichsverwaltung Süd.

Berühmte Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums

Johannes-Kepler-Gymnasium, Daimlerstraße 8: Das JKG ist 1891 aus der im 15. Jahrhundert gegründeten Cannstatter Lateinschule hervorgegangen. Das Gymnasium an der Daimlerstraße hat in dem Naturphilosophen, Mathematiker, Astronomen, Astrologen, Optiker und evangelischen Theologen nicht nur einen prominenten Namensgeber, sondern auch viele berühmte Schüler. Neben Thaddäus Troll haben zum Beispiel auch Herrmann Hesse und Gerhard Ertl die Schule besucht.

Thaddäus-Troll-Platz: Der Thaddäus-Troll-Platz wurde nach dem in Bad Cannstatt geborenen Schriftsteller und Journalisten benannt. Zu Trolls bekanntesten Werken zählt neben „Deutschland, Deine Schwaben“ auch „D´r Entaklemmer“. Die gleichnamige Plastik von Elke Krämer wurde anlässlich des 70. Geburtstags von Thaddäus Troll durch den Verein Pro Alt-Cannstatt mit Unterstützung des Deutschen Literaturarchivs Marbach aufgestellt. Thaddäus Troll schrieb übrigens zu Beginn seiner Laufbahn unter dem Pseudonym Peter Puck, angelehnt an den Elf aus Shakespeares Sommernachtstraum. Nachdem sich auch andere dieses Namens bedienten ließ er sich etwas Neues einfallen lassen und kam über Puck den Troll auf den Namen Thaddäus Troll. Erst später begründete Troll seine Wahl auch damit, dass er in alphabetisch geordneten Bücherregalen links von seinem Vorbild Kurt Tucholsky stehen wollte. Stadtkirche Am 18. März 1928 wird Thaddäus Troll in der Cannstatter Stadtkirche konfirmiert.

Eine Seifensiederei in der Neckarvorstadt

Voltastraße: In der Voltastraße in der Neckarvorstadt, im Garten des Großvaters zwischen Gittersteg und Eisenbahnviadukt wurde die Seife gesotten, die im Laden im Erdgeschoss des Wohnhauses an der Marktstraße verkauft wurde. Die Seife war vor allem während des Krieges eine feste Währung: Sie war ein wichtiges Tauschobjekt in der Marktstraße.

Steigfriedhof: Der Steigfriedhof auf der Altenburg wurde Ende des 6. Jahrhunderts vermutlich von den Franken zusammen mit der Urkirche St. Martin angelegt und ist der älteste Friedhof Stuttgarts. Außer Thaddäus Trolls Grab finden sich dort auch die letzten Ruhestätten des Cannstatter Heimatforschers Erwin Hageloh, des Rundfunkmoderators Albert Hofele sowie des Kunstmalers Hermann Metzger.