Die Daimler-Zentrale in Stuttgart-Untertürkheim: Wie viele Arbeitsplätze können dort auf Dauer gesichert werden? Foto: dpa

Daimler schreibt zwar Rekordzahlen, tut aber gut daran, sich auf finanziell schwierige Zeiten einzustellen, schreibt unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Mehr als 50 Monate in Folge erzielte Daimler einen Absatzrekord nach dem anderen – da erscheint die Ankündigung von Konzernchef Dieter Zetsche, in den kommenden Jahren vier Milliarden Euro einzusparen, auf den ersten Blick geradezu widersinnig. Dies allerdings nur, wenn man seine Erwartungen an eine Unternehmensführung darauf beschränkt, die Gegenwart zu verwalten. Denn die Autoindustrie wird in den kommenden Jahren enormen Belastungen ausgesetzt sein. Sie tut gut daran, sich auf diese Entwicklung einzustellen.

Das Elektroauto etwa erfordert nicht nur immense Investitionen, sondern setzt zunächst auch die Erträge unter Druck. Die Batterie ist bisher sehr teuer; zudem ist heute völlig unklar, wie viele Kunden E-Autos nicht nur gut finden, sondern auch kaufen werden. Die finanzielle Durststrecke könnte somit ziemlich lang werden.

Doch man darf sich nichts vormachen: Bei den Einsparungen geht es nicht allein um vorübergehende Einbußen. Die neuen Technologien werden eine neue Arbeitswelt mit sich bringen, in der die großen Fabriken an Bedeutung verlieren. Für den Bau des technisch einfacheren E-Autos werden weniger Menschen benötigt als für das Fahrzeug mit Verbrennungsmotor; und diese Menschen werden wohl zu einem deutlich größeren Anteil als heute bei Zulieferfirmen in aller Welt arbeiten – zu oft niedrigeren Löhnen. Zwar erklärte sich Daimler vor einigen Wochen bereit, im Stammwerk Untertürkheim 250 Arbeitsplätze im Bereich der E-Mobilität anzusiedeln – doch die Erwartung, sämtliche Jobs in die E-Mobilität zu überführen, wird sich nicht erfüllen. Die wochenlange Auseinandersetzung, die der Einigung über Untertürkheim vorausging, wird gewiss nicht die letzte gewesen sein.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de