Rund 80 Schüler, Eltern und Lehrer machten mit einer Demonstration auf die Bedeutung ihrer Schule aufmerksam. Auch die Stadträte lobten die Arbeit an der Waldorfschule – dennoch fiel die Entscheidung relativ deutlich aus.
Es war ein bemerkenswertes Bild vor der Ludwigsburger Gemeinderatssitzung am Dienstagabend: Rund 80 Schüler und Eltern hielten Plakate mit Botschaften wie „Bildung braucht Wurzeln“ und „An Bildung sparen ist Banane“ in die Höhe. Während sich die Stadträte einen Weg durch die Menschen bahnten, skandierte eine Lehrerin mit einem Megafon „Wir wollen mehr Bildung“. Die Botschaft war klar: Hier geht es um die Zukunft der Kinder, die Zukunft der Waldorfschule und der vielfältigen Bildung in Ludwigsburg.
Trotz der Demonstration entschied wenig später eine große Mehrheit des Gemeinderats die Kürzung des Sachkostenzuschusses der Stadt an die Waldorfschule um 50 Prozent – anstatt 96 000 Euro bekommt die Schule in Zukunft nur noch 48 200 Euro pro Jahr. Laut den Verantwortlichen der Waldorfschule hat das heftige Auswirkungen, viele Stadträte und Oberbürgermeister Matthias Knecht sprechen von einem schweren, aber tragbaren Schritt – die Haushaltslage fordere eben Opfer.
„Ich war dort selbst Schüler, ich liebe die Waldorfschule“, sagte Knecht während der Gemeinderatsdebatte. Er halte private Schulen als Ergänzung zu den staatlichen Schulen für immens wichtig, „wir müssen in unserer finanziellen Lage aber auch an die Dinge ran, die an die Nieren gehen“. Bisher habe Ludwigsburg verhältnismäßig viel für seine Waldorfschule ausgegeben, kaum eine andere Stadt bezuschusse die Sachkosten in dieser Höhe, so Knecht. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die Stadt neben den Sachkosten weiterhin den Erbbauzins der Schule bezuschusst. Im kommenden Jahr seien das immerhin 80 000 Euro.
Die Stadträte von CDU, Grünen, Freie Wählern und SPD waren sichtlich bemüht, ihre Wertschätzung für die Schule auszudrücken – entschieden sich jedoch unter kritischen Zwischenrufen der Zuschauer für die Kürzung. Die Entscheidung schmerze, sei jedoch gerechtfertigt, da die freie Realschule Ludwigsburg gar keinen Zuschuss bekomme, sagte Grünen Stadtrat Wolfgang Medinger. SPD-Fraktionsvorsitzender Daniel O’Sullivan erklärte die Entscheidung mit dem Wohl der staatlichen Schulen: „Wenn wir jetzt nicht konsequent sparen, gibt es Kürzungen an allen unseren Schulen – das müssen wir verhindern.“
Nur die AfD und die FDP beantragten, den Zuschuss von 96 000 Euro zumindest zeitweise beizubehalten. Angesichts steigender Schülerzahlen und höheren Anforderungen brauche die Stadt alle Schulformen, um eine gute Bildung zu gewährleisten, sagt FDP-Chef Sebastian Haag. Die Liberalen forderten zukunftsfähige Lösungen für die Schule, erst dann könne über Kürzungen gesprochen werden: „Ein ‚Friss und stirb’ gehen wir nicht mit.“
Keine Diskussion zwischen Schule und Stadt
Der Geschäftsführer der Freien Waldorfschule Ludwigsburg sieht in der neuen finanziellen Situation derweil eine echte Gefahr für das Profil der Schule. Voraussichtlich müsse eine Lehrerstelle gekürzt werden, sagt Markus Fuhlendorf. Alternative Geldquellen, um die Kürzung aufzufangen, sehe er aktuell nicht. Von den Eltern könne man nicht mehr Gebühren verlangen, der Beitrag ist vom Land gedeckelt und der Hebel bereits ausgereizt. Auch am Personal könne man nicht weiter sparen, denn schon jetzt würden die Lehrkräfte verhältnismäßig wenig verdienen.
Frustriert ist Markus Fuhlendorf auch wegen der Kommunikation der Stadt. Die Waldorfschule hätte zwar frühzeitig von den Kürzungsplänen mitbekommen – man sei jedoch vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Das war kein Termin zum Diskutieren, sondern ein reiner Informationstermin.“