„Mercedes ist auch eine Luxusmarke. Aber wir haben nicht den Luxus, sorglos mit Budgets umzugehen“: Daimler-Entwicklungschef Ola Källenius appelliert an die Mitarbeiter. Foto: dpa

Im Rahmen der sogenannten Move-Initiative will Daimler in der Pkw-Sparte unter anderem kurzfristige Effizienzmaßnahmen umsetzen. Damit der Konzern seine Renditeziele wieder erreicht, sollen die Beschäftigen zum Beispiel weniger reisen.

Stuttgart - Ola Källenius, der Entwicklungschef beim Stuttgarter Autobauer Daimler, hat die Mitarbeiter der wichtigen Pkw-Sparte via Intranet zum Sparen aufgerufen: „Es ist wie im Motorsport: Bleifuß alleine gewinnt keine Langstrecken-Rennen“, wird Källenius auf der Mitarbeiter-Plattform zitiert. „Man sollte auch an den richtigen Stellen bremsen, sonst fliegt man irgendwann aus der Kurve“, so der designierte Nachfolger von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Bei manchen Ausgaben müsste der Konzern jetzt auf die Bremse treten. „Das beginnt bei strategischen Fragen zur Mitteleinsatzplanung oder unserem Produktportfolio“, so Källenius.

Der Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte bereits vor Kurzem moniert, dass der Konzern zu viele Modellvarianten anbiete. Die Zahl der Varianten sei inzwischen auf 40 angestiegen, was zu viel Komplexität in Entwicklung und Produktion bedeute. „Es betrifft aber auch die massiv gestiegenen Reisekosten“, heißt es weiter im Intranet des Konzerns. „Vor allem betrifft es uns alle. Es ist eine Einstellungsfrage: Nur wenn jeder dazu beiträgt, unsere Ressourcen klug einzuteilen, können wir bei entscheidenden Themen wie Elektrifizierung oder Digitalisierung richtig Gas geben“, so Källenius.

Dem Vernehmen nach sollen künftig auch die Kosten von Schulungen und Klausurtagungen reduziert werden. „Mir ist wichtig, dass die Botschaft bei jeder Kollegin und jedem Kollegen ankommt: Mercedes ist auch eine Luxusmarke. Aber wir haben nicht den Luxus, sorglos mit Budgets umzugehen.“

Im Rahmen der sogenannten Move-Initiative will Daimler demnach in den kommenden Jahren an zwei Stellen ansetzen: „kurzfristig mit Effizienzmaßnahmen, langfristig mit einem strategischen Szenario 2030“, wird Frank Lindenberg, Mercedes-Finanzchef, im Intranet zitiert.

Bereits vergangenes Jahr hat sich Daimler ein Sparprogramm auferlegt

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte bei der Vorlage der Bilanz ein Sparprogramm angekündigt. „Ich kann gut verstehen, dass sich manche fragen: Wie passt das zusammen – Milliardengewinne und trotzdem Sparkurs?“, so Lindenberg. „Aber es geht hier nicht nur um die letzten zwölf Monate, sondern um die Basis für unseren Erfolg in den nächsten zehn Jahren.“

Eine neue Krise wie im Jahr 2008 sei nicht in Sicht. „Aber wir spüren auch auf vielen Gebieten Gegenwind.“ Lindenberg nennt als Beispiel die Handelskonflikte mit den USA, den drohenden Brexit, das Wirtschaftswachstum in China, die Dieseldebatte und die WLTP-Umstellung. „All das macht sich in unseren Ergebnissen bemerkbar“. Die Umsatzrendite liege bei Mercedes-Benz 2019 nur bei sechs bis acht Prozent und damit außerhalb des Zielkorridors von acht bis zehn Prozent. „Das ist auf Dauer nicht akzeptabel“, so Lindenberg. „Unser Anspruch ist, bis 2021 wieder in unseren Zielkorridor von acht bis zehn Prozent zu kommen. Das erfordert angesichts des Gegenwinds zusätzliche Anstrengungen.“

Daimler kommentierte die Move-Initiative auf Anfrage unserer Zeitung zunächst nicht. Auf der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar hatte Zetsche Sparmaßnamen zwar angekündigt, jedoch offen gelassen, wie genau die Maßnahmen aussehen sollen. Ein Stellenabbau sei nicht geplant, so ein Sprecher. Für die Stammbelegschaft in Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen ohnehin ausgeschlossen. Schon im vergangenen Jahr hatte Daimler angekündigt, wegen hoher Entwicklungsinvestitionen in der Pkw-Sparte bis 2021 vier Milliarden Euro an Kosten sparen zu wollen. 2018 musste Daimler einen Gewinneinbruch hinnehmen. Das Ergebnis ging um 29 Prozent auf 7,25 Milliarden Euro zurück.