Investitionen an Berufsschulen sind nicht zu vergleichen mit anderen Schulen, zeigt Stefan Ranzinger von der Berufsschule in Bietigheim-Bissingen auf. Allein eine neue Drehmaschine – die alten sind inzwischen etwa 50 Jahre alt – kostet um die 50.000 Euro. Foto: Kathrin Klette

Der Landkreis muss sparen, das bekommen auch die Berufsschulen zu spüren. Es gibt weniger Geld für Lerngeräte, Putzdienste, Sozialarbeit – und sogar für Arbeitsschuhe.

Die Lage an den Berufsschulen dürfte für viele keine Überraschung sein: Während alles teurer wird und die Anforderungen für alle Beteiligten steigen, nehmen Vandalismus und die Zahl problematischer Schüler zu. „Eigentlich bräuchten wir eher mehr Mittel als weniger“, sagt daher Oliver Schmider, geschäftsführender Schulleiter der Beruflichen Schulen im Kreis. Trotzdem sind die Berufsschulen ebenso Teil des kreisweiten Sparpakets für 2026 wie andere Einrichtungen.

 

Die Betroffenen wollen die Einschnitte – wenn auch mit großen Bauchschmerzen – zwar mittragen, rechnen aber mit schlimmen Folgen, wenn der Sparzwang danach weitergehen sollte. Mit der Qualität der Berufsschulen steht und fällt die Zukunft junger Menschen – Arbeit oder Sozialleistung?

Weniger Geld für Digitales und Materialien

Um der Haushaltsmisere zu entkommen, haben die Kreisverwaltung und der Kreistag ein großes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das die Grundlage für den Haushaltsplan 2026 bildet. Demnach werden den Berufsschulen 2026 allein für Materialien und Digitalisierung rund eine Million Euro weniger zur Verfügung stehen.

Ein herber Einschnitt, beklagt Sabine Haveneth, Leiterin der Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg. „Wie sollen wir Bäcker, Handwerker und Orgelbauer ausbilden, wenn wir ihnen die nötigen Materialien nicht zur Verfügung stellen können?“, fragt sie sich. Stefan Ranzinger vom Berufsschulzentrum Bietigheim-Bissingen ergänzt: „An den Berufsschulen stehen wir zudem unter einem erheblichen Innovationsdruck.“ Technik, Software und Geräte müssten mit den Anforderungen der Unternehmen mithalten können, mit denen die Schüler und Auszubildenden zusammenarbeiten.

All das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, sagen sie. Denn der Kreis will auch an Reinigungsleistungen und Gebäudeerhalt sparen, was die Schulen unmittelbar betrifft, ebenso wie die Mittelkürzungen bei der Schulsozialarbeit. Völlig überraschend traf sie die zusätzliche Streichung von 30.000 Euro für spezielle Sicherheitsschuhe, die die Schüler benötigen, um in vielen Betrieben überhaupt vor Ort sein zu dürfen.

„Diese Schutzmaßnahme ist inzwischen gesetzlich vorgeschrieben“, erklärt Sabine Haveneth. „Wer aber keinen Ausbildungsvertrag hat, bekommt diese Schuhe nicht vom Unternehmen gestellt.“ Es handle sich also um ein Lernmittel, das die Schule eigentlich frei zur Verfügung stellen müsste. „Wir können es nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig machen, wer hier lernen darf und wer nicht“, findet sie.

Einen weiteren Dämpfer erhalten die Berufsschulen im Bereich Investitionen, also für größere Anschaffungen wie den Ersatz von defekten oder veralteten Geräten. 2,75 Millionen Euro hatten sie anhand des Bedarfs dafür berechnet und angemeldet.

Davon sollen laut Kreistagsbeschluss nur zwei Millionen Euro übrigbleiben. „Nimmt man alles zusammen, ist es eben nicht nur diese eine Million, die an den Schulen gespart wird, sondern deutlich mehr“, sagt Oliver Schmider. „Bisher haben wir das Gefühl, dass das im Kreistag viele gar nicht so vor Augen haben.“

Betroffene wollen das Gespräch suchen

Die Schulleiterinnen und Schulleiter wollen nun das Gespräch mit den Kreisräten suchen. „Uns ist klar, in welcher schlimmen finanziellen Lage sich der Kreis befindet“, sagt Stefan Ranzinger. Und auch, dass diese Lage nicht selbstverschuldet sei, sondern der Kreis mit den immer größer und immer teurer werdenden Aufgaben umgehen muss, die er von Bund und Land zugewiesen bekommt. Eine Fortführung oder sogar Ausweitung der Sparmaßnahmen an den Berufsschulen hätte aus Sicht der Betroffenen aber unabsehbare Folgen.

Allgemein wünschten die Schulleiter, dass sie bei bestimmten Themen und Überlegungen früher ins Boot geholt worden wären. „Von manchen Punkten, die uns betreffen, haben wir erst während der Sitzung erfahren“, bedauert Sabine Haveneth.

Schulleiter befürchten großen Investitionsstau

„Es gibt viele Anschaffungen, die man mal ein Jahr zurückhalten kann“, so Oliver Schmider. „Es steht aber im Raum, das Investitionsbudget 2027 sogar auf eine Million Euro zu deckeln.“ 2028 und 2029 könnte es ähnlich aussehen. „Da erwartet uns ein Investitionsstau, bei dem niemand sagen kann, wie wir das je wieder aufholen sollen.“ Das Bangen um die anstehenden Sanierungen der Schulgebäude ist entsprechend groß.

Dabei müsse man sich immer im Klaren darüber sein, dass Sparen an Schulen und Berufsschulen unweigerlich Kosten an anderen Stellen generiere, warnt Sabine Haveneth. „Viele Schüler befinden sich bei uns an einem Scheideweg, an dessen Ende sie entweder eine gute berufliche Laufbahn starten oder in die sozialen Systeme abrutschen.“