Bei reduzierten Betriebskosten soll das Wasser im Wernauer Freibad weiterhin spritzen. Foto: dpa

Die Stadt Wernau fährt mit ihrem Hallen- und ihrem Freibad jährlich einen Verlust von rund 1,2 Millionen Euro ein. Der Gemeinderat hat nun Maßnahmen beschlossen, um das Defizit unter die Grenze von einer Million Euro zu drücken.

Wernau - Die Stadt Wernau ist eine der wenigen Kommunen im Landkreis Esslingen, die sich noch ein Hallenbad und ein Freibad leisten. Doch ohne einen harten Sparkurs ist das auch in Wernau künftig nicht mehr möglich, denn im vergangenen Jahr haben die beiden Einrichtungen ein Defizit von rund 1,2 Millionen Euro eingefahren. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben jetzt Maßnahmen beschlossen, mit denen der Verlust möglichst unter die Grenze von einer Million Euro gedrückt werden soll. Unter anderem wird es keinen Parallelbetrieb von Frei- und Hallenbad mehr geben.

Das Hallenbad im Wernauer Quadrium hat in diesem Jahr bereits am Pfingstsamstag seine Pforten geschlossen. Bis in den September hinein wird dort nicht mehr geschwommen und geplantscht, um die Personal- und Betriebskosten zu senken. Damit gibt es auch keine parallelen Öffnungszeiten zum Freibad mehr. Auch die bisher nur im August geschlossene Sauna im Wellnessbereich des Hallenbads bleibt nun von 1. Juli an für zehn Wochen zu.

Schlechtwetterregelung für Freibad

Bei schlechtem Wetter ist auch das Freibad geschlossen. Denn an Tagen, in denen die Sonne nicht vom Himmel lacht, „haben wir im Schnitt gerade mal 20 Badegäste“, klagt der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl, der ansonsten von den „recht guten Besucherzahlen“ angetan ist. Dennoch müssten von 10 bis 20 Uhr zwei Rettungskräfte am Beckenrand, ein Mitarbeiter an der Kasse und eine Reinigungskraft Dienst tun. „Das rechnet sich hinten und vorne nicht“, sagt der Wernauer Rathauschef.

Die Verwaltung und der Gemeinderat haben darauf reagiert und beschlossen, das Freibad zu schließen, wenn schon um 15 Uhr des Vortags die Wetterprognose schlecht ist und nicht mehr als 20 Grad oder Dauerregen vorhergesagt sind. Zudem sind die Preise für die Saisonkarten laut Armin Elbl „kräftig erhöht“ worden. Doch das könne das jährliche Defizit von 330 000 Euro allein im Freibadbetrieb nicht auffangen. Denn jeder Badegast müsste st att der zurzeit für den Einzeleintritt verlangten 4,50 Euro theoretisch rund elf Euro berappen, um die laufenden Kosten decken zu können, rechnet Armin Elbl vor.

Doch für ihn steht fest, dass es leichter ist, die Kosten zu senken, als die Einnahmen zu erhöhen. Das soll auch durch reduzierte Öffnungszeiten gelingen. Unter anderem würden die Schichtpläne des Aufsichtspersonals auf die neuen Öffnungszeiten abgestimmt. Zumal den Wernauern nur noch fünf Schwimmmeister zur Verfügung stünden, weil einer gekündigt habe, sagt Armin Elbl. Ersatz zu finden, sei nahezu unmöglich, angesichts zurzeit 400 offener, unbesetzter Schwimmmeisterstellen in Baden-Württemberg. Diese Fachkräfte seien äußerst rar – die Schere zwischen den Ausbildungsanforderungen und der Bezahlung gehe einfach zu weit auseinander.

Ganzjähriges Badeangebot

Die Stadt Wernau scheue jedoch, den gleichen Schritt wie etwa Plochingen und Kirchheim zu gehen und ihr defizitäres Hallenbad zu schließen. Das ganzjährige Badeangebot will die Kommune aufrecht erhalten, obwohl sie um die Genehmigungsfähigkeit ihres Haushalts kämpfe. Denn allein der dringend notwendige Schwimmunterricht für die Wernauer Schulen solle gewährleistet sein.

Armin Elbl hofft, mit den vom kommunalen Gremium beschlossenen und zuvor von einer Unternehmensberatung vorgeschlagenen Maßnahmen, die Kosten um rund 200 000 Euro zu senken. Populär sei eine Reduzierung des Angebots freilich nicht, aber „es gibt viele Menschen in der Stadt, die es einsehen“, sagt er.