Baden-Württembergs Sparkassenpräsident Peter Schneider übt harsche Kritik an der Politik angesichts der Krise im Wohnungsbau. Er befürchtet, dass als Folge dauerhaft Kapazitäten in der Bauwirtschaft wegfallen und Bauen dann noch teurer wird.
Die Nachfrage nach Wohnungen und der Bedarf seien groß, dennoch dümple der private Immobiliensektor vor sich hin. Baden-Württembergs Sparkassen-Präsident Peter Schneider spricht von einer „Krise mit Ansage“ und hält ein konzertiertes politisches Vorgehen für überfällig, um den Wohnungsbau anzukurbeln.
Man müsste doch schneller vom Fleck kommen als mit einem 14-Punkte-Plan vom November, von dem bis heute nichts umgesetzt sei. Je länger das gehe, desto mehr Kapazitäten würden in der Bauwirtschaft abgebaut, was sich voll auf die Preise auswirke, sagte Schneider bei der Jahrespressekonferenz des Verbands. Den Grund für die Krise sieht er nicht nur in den gestiegenen Zinsen.
Für private Immobilienkredite liege der Zins durchschnittlich bei etwa 3,6 Prozent. Schneider macht vor allem Unsicherheiten im Markt dafür verantwortlich – wie etwa Heizungsgesetz, Mietrecht und viele Auflagen, die das Bauen verteuern – sowie hohe Grunderwerbs- und Zusatzkosten. „Tatsache ist, dass allein die Nebenkosten, bevor es überhaupt losgeht, den Eigenanteil von vielen fressen. Da gehören auch Notarkosten dazu oder der Eintrag ins Grundbuch.“
Er plädiert etwa für eine Senkung der Kaufnebenkosten und die Möglichkeit, die Bauzinsen von der Steuer abzusetzen. Ein mögliches Gesetz, das einkommensabhängige Grenzen für die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten vorsieht, hält er für fehl am Platz. „Ich verstehe nicht, wie man auf so eine Schnapsidee kommen kann.“
Investitionsbereitschaft sinkt – bei Firmen und Privatleuten
Die Kreditneuvergabe der 50 Sparkassen in Baden-Württemberg ist deutlich eingebrochen, weil die Investitionsbereitschaft bei Unternehmen und Privatleuten abnimmt. 2023 sind die Kreditneuzusagen um fast ein Drittel auf gut 22 Milliarden Euro zurückgegangen – besonders drastisch bei der Immobilienfinanzierung. Das Volumen der zugesagten Baukredite hat sich fast halbiert (minus 45 Prozent).
Mit Blick aufs vergangene Jahr sprach der Sparkassenpräsident von einem Jahr „enttäuschter Hoffnungen“, wobei die Rezession in Baden-Württemberg noch stärker ausfalle als im Bund. Auch habe man den „schnellsten je gesehenen Zinsanstieg“ gehabt, den man erst einmal habe verdauen müssen. Dennoch bezeichnete Scheider 2023 als „ordentliches Geschäftsjahr“. Highlights waren für ihn die Fusion der Landesbausparkassen Bayern und Südwest zur LBS Süd sowie die Beteiligung der Sparkassen am Übertragungsnetzbetreiber Transnet-BW über das Südwest Konsortium.
Grüne Sparkassenbriefe für Privatanleger
Schneider will bei der Finanzierung der Transformation auch private Investoren ins Boot holen. 2024 werde man pilothaft mit zwei Sparkassen ein Produkt auf den Markt bringen, ein „grüner Sparkassenbrief“. „Zu dem Geschäft gehört ja nicht nur die Anlageseite, also da einzusteigen, sondern auch die Refinanzierungsseite und damit auch Kapitalchancen für den normalen Anleger“, sagte Schneider.
Die gestiegenen Zinsen sorgten für einen Gewinnsprung der 50 Sparkassen in Baden-Württemberg. Der Gewinn nach Steuern stieg auf fast 1,6 Milliarden Euro und fiel damit fast dreimal so hoch aus wie im Jahr zuvor. Die Sparkassen zahlten Rekordsteuern von rund 700 Millionen. Die Risikovorsorge hat sich auf 425 Millionen Euro verdreifacht.