Die Sparkassen im Land erzielen Rekordwerte bei Einlagen und Krediten. Foto: dpa

Die Wirtschaft brummt, das kommt den 51 Sparkassen in Baden-Württemberg zu Gute. Aber es gibt auch Wolken am Horizont, wie der Präsident des Sparkassenverbands, Peter Schneider, einräumt.

Stuttgart - Die Europäische Zentralbank muss vorerst nicht damit rechnen, dass die Sparkassen mit 100 000 Kunden vor die EZB-Zentrale nach Frankfurt kommen. Im Februar hatte Verbandspräsident Peter Schneider einen entsprechenden Protestmarsch angekündigt, sollte die europäische Einlagensicherung überstürzt eingeführt werden. Seit dem EU-Gipfel Ende Juni sind die Pläne zur Vergemeinschaftung der Einlagensicherung vom Tisch, stellte Schneider nun mit Freude fest.

Der Weg zu einer gemeinsamen Einlagensicherung dürfte noch Jahre dauern. Zunächst sollen bis Mitte 2024 die nationalen Sicherungssysteme aufgefüllt werden. Die baden-württembergischen Sparkassen haben diese Vorgabe schon zu 75 Prozent erreicht, die deutschen Kreditinstitute insgesamt liegen bei 49 Prozent. Dagegen bleiben die Banken in anderen Staaten noch deutlich unter den Vorgaben, sie erreichen beispielsweise in Italien erst 20 Prozent, sagte Schneider.

Sparkassen erwarten 2018 ein ordentliches Ergebnis

Bevor über weitere Schritte nachgedacht werde, müssten die Risiken in den Bankbilanzen abgebaut werden, forderte der Sparkassenpräsident. Das Volumen an ausfallgefährdeten Krediten sei in den einzelnen Ländern noch sehr unterschiedlich hoch. So weise Italien bei solchen Problemkrediten eine Quote von zwölf Prozent auf, während die Quote in Deutschland bei zwei Prozent liege. Schneider kritisierte auch den hohen Bestand an Staatsanleihen in den Bankbilanzen, deren Risikogehalt sehr verschieden sei.

Für die 51 Sparkassen in Baden-Württemberg erwartet der Verband für 2018 ein „ordentliches Ergebnis“. In den ersten sechs Monaten erreichten die Institute sowohl beim Kreditgeschäft als auch bei den Einlagen Rekordwerte. Ende Juni 2018 lagen die Einlagen der Kunden bei 135 Milliarden Euro, das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 4,5 Prozent. Über 127 Milliarden Euro hatten die Sparkassen Ende Juni an Krediten vergeben, das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 5,4 Prozent. Allein an Unternehmenskunden wurden im ersten Halbjahr sechs Milliarden Euro an neuen Krediten ausgezahlt und 7,1 Milliarden Euro zugesagt. „Die Wirtschaft im Land brummt regelrecht“, betonte Schneider. Auf Nachfrage zeigte sich der Verbandspräsident „sehr beunruhigt“ über den „Handelskrieg“ und die Probleme bei der Einhaltung von Abgas-Grenzwerten. Die Tendenz gehe zu weniger Erträgen in der Automobilbranche.

Echtzeit-Überweisung gut angenommen

Seit 10. Juli können Sparkassenkunden in der Internet-Filiale und mit der Sparkassen-App Überweisungen in Echtzeit ausführen. In der ersten Woche wurde das Angebot bereits 100 000 Mal genutzt. Echtzeit-Überweisungen sind ein richtiger Renner, heißt es beim Verband.