Die baden-württembergischen Sparkassen sagen Unternehmenskredite in Rekordhöhe zu. Foto: dpa

Sparkassen sollten auch in guten Jahren mit dem Unwägbaren rechnen. „Wenn ich sehe, wie die Automobilwirtschaft heruntergeredet wird, wird mir himmelangst“, sagt Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands.

Stuttgart - Die 51 baden-württembergischen Sparkassen haben in den ersten sechs Monaten des Jahres den Unternehmen Kredite in Höhe von 6,5 Milliarden Euro neu zugesagt und 5,7 Milliarden Euro neue Kredite ausgezahlt. „Das sind die höchsten Werte seit zehn Jahren“, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Peter Schneider. Daran zeige sich die Dynamik der Wirtschaft in Baden-Württemberg. Die Quote der Kredite, bei denen es einen Zahlungsverzug gibt und die als ausfallgefährdet gelten, liegt nach Angaben des Verbands bei 0,9 Prozent. Bei fast 121 Milliarden Euro Krediten sind das etwa 1,08 Milliarden Euro – ein historisch niedriger Wert. Aufgrund der guten Konjunktur haben die Sparkassen 2016 Rücklagen für nicht-ausfallgefährdete Kredite – für Unternehmen aus schwierigen Branchen – auflösen müssen. Diese Rücklagen schmälern den zu versteuerenden Gewinn, weshalb die Finanzämter dazu neigen würden, so der Präsident, die Risikovorsorge als übertrieben anzusehen. „Wir würden gern mehr Risikovorsorge bilden und ich halte es auch wirtschaftlich für angebracht.“

Hauptfinanzierer der Wirtschaft

Gleichwohl betonte Schneider: „Im Moment gibt es keinen Anhaltspunkt für verstärkte Kreditausfälle.“ Nach sieben, acht Jahren guter Wirtschaftsentwicklung sei aber damit zu rechnen, dass sich der Wind auch wieder dreht. Schneider verwies auf den Brexit, den US-Protektionismus, die Entwicklung in der Türkei und das Russland-Embargo. Als Hauptfinanzierer der Wirtschaft seien Sparkassen auch eng mit der Automobilindustrie und dem Maschinenbau verwoben. „Wenn ich sehe, wie die Automobilwirtschaft heruntergeredet wird, wird mir himmelangst“, sagte Schneider und verwies darauf, dass die Autoindustrie „Grund des Wohlstands dieses Bundeslandes“ sei. Angesichts historisch niedriger Bestände der Risikovorsorge im Kreditgeschäft müssten Sparkassen „Eigenkapital, Eigenkapital und nochmal Eigenkapital“ bilden, so Schneider. Die Institute seien auf gutem Weg. Vorgeschrieben sei derzeit eine Kernkapitalquote von 7,5 Prozent, die Sparkassen bringen 14,4 Prozent (Ende 2016) „und das ist immer noch nicht genug“.

„Solange es irgendwie geht“, wollen die baden-württembergischen Sparkassen im breiten Privatkundengeschäft auf Negativzinsen verzichten. „Wir werden die letzten sein, die – wenn überhaupt – zu negativen Zinsen gezwungen werden.“ Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht müssten die Institute bereits jetzt Negativzinsen verlangen. Der Sparkassenverband hat derweil die Weichen für die Zukunft gestellt: Schneider ist für eine dritte Amtszeit von 2018 bis 2024 gewählt worden.