Wenn Thomas Wolf, der Pressesprecher der Göppinger Kreissparkasse, auf Malreise geht, bleiben der gewohnte Anzug und die obligatorische Krawatte zu Hause. Foto: privat

Sonst sitzt Thomas Wolf in der Vorstandsetage der Göppinger Kreissparkasse, jetzt stellt er im Urweltmuseum in Holzmaden aus. Denn der Bänker ist ein begeisterter und durchaus begabter Maler.

Göppingen - Doch, das Rauschen des Meeres ist tatsächlich zu hören. Der Strand von Sankt Peter-Ording, die Boote vor Santorin, ein Hafen auf Fuerteventura: alles, was durch die monotonen Geräusche aus dem Off untermalt wird, scheint in Bewegung. Das Urweltmuseum in Holzmaden im Nachbarkreis Esslingen bietet aber nicht nur akustisch die perfekte Kulisse für eine Ausstellung, die 70 Aquarelle von Thomas Wolf zeigt. Thomas Wolf? – Richtig, der Mann, der im Hauptberuf als Pressesprecher der Göppinger Kreissparkasse und als Geschäftsführer der Schloss-Filseck-Stiftung fungiert, ist auch Künstler. Und, glaubt man den Worten seiner letzten Lehrerin Margit Lehmann, nicht der schlechteste: „Er gehört, und das ist kein Geschwafel, zu den Begabtesten, die ich je hatte. Ich bin echt stolz auf ihn“, sagt die Aspergerin.

Mit dem Museumschef befreundet

Dass sich Wolf die Hauff’sche Fossiliensammlung für seine Schau „20 Jahre Orte am Wasser“ ausgeguckt hat, ist kein Zufall. Zum einen ist der 52-Jährige mit dem Museumschef Rolf Bernhard Hauff befreundet. Zum anderen passt das Ambiente thematisch perfekt zu seinen Bildern. „Orte am Wasser, damals wie heute“, sagt Hauff beim Blick durch die Räumlichkeiten, in denen all das in versteinerter Form zu sehen ist, was das Jurameer vor 180 Millionen Jahren abgelagert hat.

Auch Wolf ist von diesem Zusammenspiel angetan: „Diesen Bogen zu schlagen macht für mich alles noch spannender. Außerdem finde ich den Ort hier als solchen einfach toll.“ So hängen und stehen seine Werke also mittendrin zwischen den Ichthyosauriern, den Belemniten und den Seelilien aus längst vergangener Zeit.

Wolf malt seit 35 Jahren

Mit dem Aquarellmalen begonnen hat der studierte Betriebswirt bereits 1980 unter Anleitung des inzwischen verstorbenen Göppinger Künstlers Kurt Grabert. Es folgte eine autodidaktische Phase, ehe er sich zehn Jahre lang von der Malerin Ute Eberle aus Ebersbach-Roßwälden anleiten ließ. Mit Margit Lehmann begab sich Wolf dann auf zahlreiche Malreisen, das Wasser, das es ihm besonders angetan hat, stets im Blick. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Viele seiner Urlaube nutzt er, um seinem Hobby nachzugehen, was sich allein schon an der Auswahl der Reiseziele zeigt: Marokko, Malta, Elba, Irland oder auch der Gardasee und natürlich immer wieder Santorin. Das feuchte Element muss irgendwie in der Nähe sein.

Eine Woche pro Jahr ist gesetzt, entweder alleine oder in einer Gruppe mit Gleichgesinnten. Nächsten Herbst geht es nach Schottland. „Für einen, der mit Aquarell malt, ist das angesichts des wechselhaften Wetters eine Herausforderung“, sagt Wolf. Von dieser Gestaltungsform lassen will er dennoch nicht. „Aquarell ist immer unveränderlich. Die Farben trocknen in der Regel schnell, so dass man auf Veränderungen, etwa was das Licht angeht, rasch reagieren muss“, erklärt er.

Aktive Erholung

Zwei bis drei Stunden sitzt Wolf an einem Bild. Etwa ein Dutzend kommen da in einer Malwoche zusammen. Von Entspannung will er deshalb auch gar nicht sprechen. „Für mich ist das eine Form der aktiven Erholung, mit einem kompletten Perspektivwechsel zum Alltag“, betont der Banker, der für diese Auszeiten Anzug und Krawatte gegen T-Shirt und kurze Hose eintauscht. Überhaupt will der Göppinger Kreissparkassensprecher Beruf und Hobby nicht miteinander verbinden oder gar seine Kontakte nutzen, um häufiger öffentlich ausstellen zu können. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, und dabei soll es auch bleiben“, stellt er klar.

Ihn mache das, so wie es ist, total zufrieden, weil er sich einfach treiben lassen könne, ganz ohne Termindruck und Verpflichtungen. „Die Zeit allein bringt die Ergebnisse. Ganz anders als bei der Arbeit lasse ich es einfach entstehen.“ Und so schließt sich letztlich der Kreis zum Urweltmuseum in Holzmaden, denn nicht nur die Aquarelle, sondern auch alle paläontologischen Exponate sind einfach entstanden.