Clemens Schneiders Werk in der Wagenhalle Foto: Atelier Oradoro©/Ferdinando Iannone

Eine Welle aus Papier umfängt den Besucher, schließt ihn fast ein, und singt. Der Stuttgarter Künstler Clemens Schneider hat den Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle verwandelt – in den „Magic Room“ seiner Ausstellung.

Eine Welle aus Papier umfängt den Besucher, schließt ihn fast ein, und singt. Der Stuttgarter Künstler Clemens Schneider hat den Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle verwandelt – in den „Magic Room“ seiner Ausstellung. Lediglich zwei Exponate umfasst diese Ausstellung – das eine von eher konventionellem Format, das andere monumental, aber hauchdünn.

Schneider, geboren 1974 in Stuttgart, beschäftigte sich ursprünglich nur mit Zeichnung und Malerei – bis er eine Zeichnung ausführen wollte im Format von drei auf vier Metern. Nirgendwo fand er Papier in diesem Format. Also baute Schneider in seinem Atelier in der Leonhardstraße eine Vorrichtung zum Papierschöpfen. Dabei griff er fast ausschließlich auf gebrauchte Materialien zurück. Seither wurde Recycling zu einem Thema in seiner Arbeit. Ein Thema, das nun, spielerisch verhandelt, in „The Magic Room“ seinen vorläufigen Höhepunkt findet.

Aus Weißwäsche und Jeans

Hier betreibt Clemens Schneider erstmals auch das Recycling von Klang, von „Noise“, vom Lärm des Straßenverkehrs in der Stadt. Schneider baute, wiederum vorwiegend aus Restmaterialien, sogenannte Noise-Harps: Stahlsaiten, versehen mit empfindlichen Tonabnehmern, die Lärm in ein hypnotisch schönes Summen verwandeln. In der großen Papierbahn, die Clemens Schneider in die Wagenhalle gehängt hat, drei auf 52 Meter groß, handgeschöpft in langwierigem Prozess, finden sich unzählige elektronische Bauelemente, die den eingefangenen Klang verwandelt freisetzen. Die Bahn selbst besteht aus sogenanntem Hadernpapier, hergestellt aus Kleidungsresten, denen sie ihre spezifische Färbung verdankt: Zehn Kilogramm Weißwäsche und zehn Kilogramm Jeans ergeben eine Textur, durch die sich blaue Schlieren ziehen, die der Künstler mit den Gesten freier Malerei durchsetzt hat.

Das kleinere der beiden Werke, die Schneider für die Schau schuf, ist auf die gleiche Weise entstanden, klingt jedoch anders. Ihm entströmt die abstrakte Musik des Stuttgarter Duos Noise-Bridge, das aus dem deutschen Klarinettisten Felix Behringer und der US-amerikanischen Sopranistin Christie Finn besteht: Aufnahmen von reißendem Papier und Finns Gesang geben diesem Bild eine lebendige, faszinierende Präsenz.

The Magic Paper Room. Bis 27. März im Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle