Sara Fernández Garcia beim Büffeln, sie beendet bald ihre Ausbildung Foto: Jan Potente

Die Spanierin Sara Fernández Garcia lernt in Winnenden Krankenschwester. Mittlerweile denkt und träumt sie schon auf Deutsch. Sara will nach dem Abschluss in Deutschland bleiben und in ihrem Beruf arbeiten.

Winnenden - Was für eine Entwicklung! Sara Fernández Garcia, 32 Jahre, ist 2014 aus der Winnender Partnerstadt Santo Domingo da la Calzada nach Schwaben gekommen. Damals sprach die Spanierin kaum ein Wort Deutsch. Sie hat einen Intensiv-Sprachkurs absolviert und ein Praktikum im Klinikum Schloss Winnenden gemacht. Später hat sie als Aushilfskraft in dem Krankenhaus gejobbt und dann mit der Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. Mittlerweile, sagt Sara an diesem frühsommerlich warmen Tag im April, denke und träume sie sogar schon auf Deutsch. Und sie büffelt, täglich.

Der Endspurt hat begonnen. Wenn alles glatt läuft, dann macht die ehrgeizige Frau im Sommer ihr Examen. Anschließend, sagt sie, „will ich gerne in Winnenden bleiben“. Es dürfte überhaupt kein Problem sein, eine Festanstellung zu bekommen. Sara weiß: Krankenschwestern werden gesucht, auch im Heimatland. Aber zurück nach Spanien will sie vorerst nicht gehen, jedenfalls nicht dauerhaft, sondern nur im Urlaub.

Ein bisschen Schiss vor der mündlichen Prüfung

Wenn die nächsten Prüfungen geschrieben sind, etwa über Notfallmanagement und über alle möglichen Krankheiten, dann will Sara drei Wochen lang ihre Mutter besuchen. Doch ein richtiger Erholungsurlaub wird dieser Tripp vermutlich nicht. „Meine Oma ist gestürzt, sie lebt jetzt zusammen mit meiner Mutter und meiner jüngeren Schwerster in einer Wohnung.“

Sara wird sich wohl um die Verwandtschaft kümmern müssen – und nebenher lernen: alles über den Schlaganfall, den Herzinfarkt, den Schock und und und. Nach den schriftlichen Prüfungen in rund drei Wochen stehen dann im August die praktische und im September die mündliche Prüfung an. Sara hat bis dato fast immer gute Noten geschrieben, Durchschnitt bei schriftlichen Arbeiten: 2,6 und in der Praxis sogar 1,6. Beim Gedanken an die nun bevorstehenden schriftlichen und praktischen Arbeiten habe sie auch keine Bedenken. Aber vor der mündlichen Prüfung hat sie schon ein bisschen Schiss. Was, fragt Sara, „wenn mir die deutschen Worte nicht in den Kopf kommen?“ Die mündliche Zwischenprüfung vor rund einem Jahr habe sie zwar bestanden, „aber es war eine Katastrophe“. Eigentlich, sagt Sara, „hätte ich es besser können müssen.“

„Es war richtig, nach Deutschland zu kommen.“

Sara sagt, daheim, das sei für sie immer noch Santo Domingo de la Calzada. Ein bisschen zuhause fühle sich aber auch in Winnenden, nicht zuletzt wegen ihres Seniorenklubs. Seniorenklub, so nennen sich die älteren Schüler ihres Ausbildungsjahrgangs mit einem Augenzwinkern. Der älteste Mitschüler ist 44 Jahre alt. Die Kleingruppe trifft sich regelmäßig, mal in einer Kneipe, mal zum Kochen bei einem der Mitschüler daheim.

Zudem hat Sara zwei gute spanische Freundinnen, die ebenfalls in Winnenden beziehungsweise in der Nähe wohnen und eine Ausbildung machen, die eine lerne Altenpflegerin, die andere in der Verwaltung der Paulinenpflege. Die jungen Damen treffen sich oft, wie an diesem Spätnachmittag, zum Quatschen, zum Kaffee- oder zum Biertrinken. „Das ist gut“, sagt Sara, „dann bin ich nicht so allein“. Ja, Sara hat mitunter Heimweh.

Und trotzdem sagt sie: „Es war richtig, vor vier Jahren nach Deutschland zu kommen.“ In Spanien hätten junge Leute damals wegen der grassierenden Arbeitslosigkeit kaum Perspektiven gehabt.

Nicht alle halten durch

Programm
Sara Fernández Garcia und Rubén Barrio Arrea sind 2014 mit einer Gruppe junger Leute aus der spanischen Partnerstadt Santo Domingo nach Winnenden gekommen. Sie wollten einen Beruf lernen, doch nicht alle haben durchgehalten. Wir begleiten den Aufenthalt der beiden Spanier mit einer Artikelserie.

Arbeitsmarkt
In Spanien sind viele junge Leute arbeitslos. Rubén Barrio Arrea hat Schwimmmeister gelernt. Er hat seit Januar 2018 eine feste Stelle im Wunnebad Winnenden.