Rubén Barrio Arrea ist jetzt Schwimmmeister im Wunnebad Winnenden. Foto: Gottfried Stoppel

Rubén Barrio Arrea aus der spanischen Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada ist jetzt Schwimmmeister in Winnenden. Er hat einen festen Vertrag und will vorerst jedenfalls nicht zurück in die Heimat – außer im Urlaub.

Winnenden - Wer hätte das gedacht? Dass ausgerechnet Rubén Barrio Arrea als Erster mit seiner Ausbildung fertig sein würde. Der mittlerweile 29-Jährige ist vor knapp vier Jahren mit einer Kleingruppe aus der spanischen Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada in Winnenden gelandet. Er und die anderen fünf Spanier haben damals kaum ein Wort Deutsch verstanden, alle wollten der grassierenden Jugendarbeitslosigkeit in ihrer Heimat entfliehen. Manche haben längst aufgegeben und sind heimgekehrt. Ruben indes, der sich zunächst besonders schwer tat mit der Fremdsprache, ist jetzt am Ziel.

Der Mann mit der langen Mähne und dem Vollbart steht bestens gelaunt am Beckenrand des Wunnebads in Winnenden. Er trägt ein Polo-Shirt mit der Aufschrift Schwimmmeister, das Kleidungsstück ist sein ganzer Stolz. Ruben ist jetzt Fachangestellter für Bäderbetriebe, er spricht mittlerweile sehr gut Deutsch, er ist beliebt bei den Kollegen und den Badegästen.

Im Sommer die praktische Prüfung versiebt

Eigentlich hätte er den Abschluss schon im Sommer 2017 machen können. Doch er habe damals eine praktische Prüfung versiebt, erzählt Ruben und grinst. Also musste er auf den nächsten Termin warten – ein halbes Jahr lang. Diesmal hat alles perfekt geklappt beim Abschleppen eines Mannes, der einen Ertrinkenden mimen musste.

Ruben hat jetzt einen auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag in der Tasche, er sagt aber, dass er gerne länger in Winnenden bleiben würde. Seine Freundin, die ebenfalls aus Spanien kommt, arbeitet nämlich auch in der Stadt. Sie ist Erzieherin, macht zurzeit in einem Kindergarten ein Anerkennungsjahr, damit ihr spanischer Abschluss auch in Deutschland zählt.

Ruben ist also rundum zufrieden – wenn da nur diese eine Sache nicht wäre: Er muss aus seinem Zimmer in dem Wohnheim des Klinikums Winnenden ausziehen, nicht sofort, aber möglichst bald. Die Ausbildung ist abgeschlossen, also müsse er sich nach einer eigenen Wohnung umsehen, das sei ihm signalisiert worden. Ruben schaut sich um, er hat erkannt, dass es nicht einfach werden dürfte, eine bezahlbare Bleibe zu finden. „Wohnungen sind teuer in Winnenden oder sehr klein“ – oder beides.

Auf Wohnungssuche

Am liebsten würde er ja noch ein Weilchen in dem Wohnheim bleiben, der Weg zur Arbeit im Wunnebad ist nur ein Katzensprung, kaum drei Minuten zu Fuß. Und außerdem wohnt Sara Fernández Garcia gleich nebenan, sie ist – wie Ruben – im Mai 2014 aus Santo Domingo zur Ausbildung nach Winnenden gekommen.

Welche Ziele hat Ruben für seine Zukunft? Sieht er sich langfristig in Deutschland? Oder womöglich doch schon bald wieder in der Heimat? „Ich will erst mal hier bleiben“, sagt der frisch gebackene Bademeister an diesem Nachmittag im Wunnebad. So einen tollen, gut bezahlten Job könne er in Spanien nicht finden. Es gebe zwar nicht mehr ganz so viele arbeitslose Menschen wie vor vier, fünf Jahren, aber kaum Stellen für Schwimmmeister. Ruben will fleißig sparen, einen Campingbus kaufen und Europa erkunden. Nach Spanien werde er vorerst nur im Urlaub fahren.

Beste Chancen auf einen Job

Programm
Rubén Barrio Arrea und Sara Fernández Garcia sind im Mai 2014 aus der spanischen Partnerstadt Santo Domingo nach Winnenden gekommen. Sie haben einen Intensivsprachkurs besucht, dann ein Berufspraktikum absolviert. Danach hat ihre Ausbildung begonnen. Wir begleiten den Aufenthalt der beiden Spanier seit 2014 mit einer Artikelserie.

Arbeitsmarkt
In Spanien sind viele junge Leute arbeitslos. Sara Fernández Garcia – sie lernt Krankenschwester – dürfte nach ihrer Ausbildung ebenfalls beste Chancen auf einen festen Arbeitsplatz in Deutschland haben.