Foto: Gaukler

Im Ascari-Race-Ressort kann nach intensiver Einweisung ein Formel-1-Bolide bewegt werden. Die Kommunikation reduziert sich auf das Wesentliche.

Eigentlich gibt Dave nur Handzeichen. Zwei Finger, drei Finger, mit der flachen Hand deutet er auf einen weit entfernten Punkt am Horizont, dann dreht er plötzlich an einem imaginären Lenkrad. Mit Worten würde er weniger erreichen, denn die sind nicht zu hören. Dave trägt einen Helm, ich trage einen Helm. Gemeinsam sitzen wir in einem BMW, der nur noch über das Nötigste verfügt: Armaturenbrett, zwei Schalensitze, Pedalerie, Schalthebel und Überrollbügel. Ansonsten ist er nackt. Mehr muss auch nicht sein, denn der 3er compact dient als Fahrschulwagen für ambitionierte Autofahrer. Oder angehende Rennfahrer. Willkommen im Ascari-Race-Resort, benannt nach dem zweimaligen Formel-1-Weltmeister Alberto Ascari.

Der Ursprung liest sich wie ein Märchen. Was macht ein motorsportverrückter Mann Anfang 50, der mit Ölfördertechnik ein kleines Vermögen gemacht hat und in Marbella seinen verdienten Ruhestand verbringt? Er setzt sich in seinen Hubschrauber und sucht nach einem geeigneten Areal für eine Rennstrecke. Klaas Zwart ist mittlerweile fündig geworden, in der Nähe von Ronda ganz im Süden Spaniens schmiegt sich eine 5,4 Kilometer lange Piste mit 26 Kurven, mit Radien zwischen sieben und 899 Metern, harmonisch ins Gelände.

Es ist nicht irgendeine Rennstrecke geworden. Von seinem luftigen Aussichtsplatz aus entwarf der Niederländer die Strecke, versuchte dabei sowohl auf die Landschaft Rücksicht zu nehmen ("Wir mussten nur sechs Bäume verpflanzen!") als auch die legendärsten Kurven verschiedener klassischer Rennstrecken zu integrieren. Dazu zählen Eau Rouge aus Spa-Francorchamps, das Karussell vom Nürburgring, Cops Corner aus Silverstone oder Corkscrew aus Laguna Seca.

Instruktor Dave ist etwas ruhiger geworden. In der zweiten Runde schrecken seine Hände nur noch selten nach oben. Nur noch dann, wenn er glaubt, dass beim zügigen Umrunden des Kurses etwas nicht passt.

Mittlerweile haben auch Rennteams dieses private Einöd, das durch seine Abgeschiedenheit eine willkommene Exklusivität garantiert, als Testareal entdeckt. Audi hat dort mit seinen Tourenwagen ebenso geübt wie Mercedes. Doch Zwart öffnet die Pforten seiner Ferienanalage mit Rennstreckenanbindung auch für ganz private Testfahrten. Und wer über kein geeignetes Fahrzeug verfügt, auch dem kann geholfen werden. In der riesigen Garage, in der bis zu 400 Autos Platz finden, stehen verschiedene Rennautos, alle in den Hausfarben silber und rot lackiert, bereit. Angefangen bei mehr oder weniger serienmäßigen Lotus Elise über 3er BMW mit sequentieller Schaltung und profillosen Reifen bis zu reinrassigen Rennwagen. Die Krönung sind drei Benetton-Formel-1-Boliden aus dem Jahr 1996, die ebenfalls zum Fahrschul-Fuhrpark gehören. Eineinhalb bis zwei Jahre veranschlagen die Instruktoren, bis der Rennnovize schnell und sicher mit einem dieser Formel-1-Renner fahren kann.

Wer sich einen ganzen Tag allein die besondere Adrenalinausschüttung mit dem 700 PS starken Monoposto geben will, muss mit etwa 70.000 bis 100.000 Euro Kosten rechnen. Ein wenig günstiger ist die individuelle Mitgliedschaft für 10.000 Euro pro Jahr, nachdem zuvor eine Aufnahmegebühr von 125.000 Euro bezahlt wurde. Dann darf jeder 50 Tage im eigenen Wagen auf die Rennstrecke.

Noch ein letztes Mal gestikuliert Dave. Kurz vor der Einfahrt in die Boxengasse deutet er unmissverständlich nach rechts. Schade, das Ende der Fahrstunde kommt viel zu schnell.

Info: Anreise: Germanwings (http://www.germanwings.com) hat Direktflüge von Stuttgart nach Malaga, recht günstig fliegt auch Swiss über Zürich (http://www.swiss.de). Das Ascari-Race-Resort liegt in der Nähe von Ronda. Mittelpunkt des Areals ist die 5,4 Kilometer lange Rennstrecke mit kompletter Boxenanlage. Es gibt auch noch eine Offroadstrecke. Telefon 00 34 / 952 / 18 71 71, http://www.ascari.net. Allgemeine Auskunft: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Telefon 0 61 23 / 9 91 34, http://www.spain.info.