Auf Mallorca gibt es köstliche Spezialitäten wie Tapas und Mandeln. Foto: Diemar

Jenseits von Ballermann ist Mallorca eine Schönheit voller Überraschungen. Im Hinterland finden Feinschmecker jede Menge kulinarische Genüsse.

Palma de Mallorca - „Ich habe nie etwas Reizenderes und gleichzeitig Melancholischeres gesehen als diese Landschaft, wo Steineiche und Johannisbrotbaum, Pinie und Olivenbaum, Pappel und Zypresse die verschiedenen Farbtöne ihrer Blätter vermischen . . .“, staunte schon George Sand, 1804 in Paris geborene französische Schriftstellerin, die eigentlich Amandine Aurore Lucile Dupin de Francueil hieß und ein eigenwilliges Leben in Männerkleidern führte. Sie war mit ihren Kindern 1838 nach Mallorca übergesiedelt, verließ die Insel aber nach knapp 100 Tagen wieder.

Ja, jenseits von Ballermann und Badelatschen ist Mallorca noch immer eine Schönheit. Keine Wildnis macht den Zauber des Hinterlandes aus, sondern eine uralte Kulturlandschaft. Es waren die Mauren, die einst die von Trockenmauern gestützten Terrassenfelder mit Mandeln, Oliven und Zitrusfrüchten anlegten. Manche Ölbäume sind heute Hunderte von Jahren alt und recken ihre knorrigen Äste wie Skulpturen in den blauen Himmel. Doch das fotogene Idyll will gepflegt sein. Das Problem dabei: Mit der Landwirtschaft lässt sich kaum noch Geld verdienen. Für ein Kilo mallorquinischer Mandeln in der Schale erlösen die Bauern nur 30 Cent, noch weniger beträgt der Lohn harter Arbeit bei den Johannisbrotschoten, Orangen und Zitronen. Natürlich lieben die Urlauber den Anblick der leuchtenden Zitrusfrüchte im dunklen Laub und den süßen Duft der weißen Blüten. Zentrum des Anbaus ist die Region um Sollér, wo man in zig Läden Konfitüre und Eiscreme aus einheimischen Orangen und Zitronen kaufen kann.

„Die Nachfrage nach Inselprodukten steigt ständig“

Der schönste Weg nach Sollér ist der mit dem historischen Zug „roter Blitz“. Die Bahn wurde einst gebaut, um die Südfrüchte schnellstmöglich in den Hafen von Palma zu bringen. Heute lohnt sich der Export nicht mehr, aber vor Ort kann man in Köstlichkeiten aus dem süß-säuerlichen Obst schwelgen und ein paar Gläser der guten Marmelade als essbare Souvenirs mit nach Hause nehmen. Mallorcas winterliche Mandelblüte zieht alljährlich Tausende von Touristen an. Die mühsame Ernte der protein- und mineralstoffreichen Früchte, die mit Stöcken von den Ästen geschlagen werden, dient heute vor allem der Landschaftspflege. Bei der Kooperative Foment de l’Ametlla Mallorquina in Binissalem werden Mandeln einheimischer Produzenten verarbeitet und im Laden verkauft. Im schicken Finca-Hotel Cases de Son Barbassa unweit von Capdepera stehen Körbe mit Mandeln aus dem eigenen Garten. Die Gäste dürfen hier bei der Ernte helfen - und sich dafür jederzeit an dem gesunden Knabberzeug bedienen. Bauer Joan Bibiloni zeigt hinunter in die Ebene auf die riesigen Getreidefelder. Ganze 5000 Euro beträgt der jährliche Reingewinn aus dem Erlös seiner Ackerfrüchte.

Die Pacht für die Schweinezucht auf seinem Besitz bringt Señor Bibiloni weitere 2000 Euro Gewinn pro Jahr. Aber zum Glück gibt es ja das Anwesen der Finca, ein ebenso malerisches wie uraltes Haus. Señor Bibiloni vermietet die Finca als sogenannte Event-Location. Das bringt ihm pro Termin 3000 Euro ein. Mindestens zwei Dutzend Mal wird das Haus in herrlicher Lage von Frühjahr bis Herbst gebucht. Joan Bibiloni ist daher zufrieden mit sich und der Welt. Die einheimischen schwarzen Schweine auf seinem Grundstück sind genauso glücklich. Sie streifen frei durch das Terrain, fressen sich an den Früchten von Johannisbrotbäumen und Steineichen satt. Entsprechend köstlich schmecken die Schinken und die würzige Streichwurst namens Sobresada, die aus ihrem Fleisch gemacht werden. „Die Nachfrage nach Inselprodukten steigt ständig“, versichert Gabriel Company, Vorsitzender der Vereinigung junger Landwirte auf den Balearen.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Olivenbäume. Ihr „jungfräuliches“, also kaltgepresstes Öl wird immer wieder international ausgezeichnet. Das feine Öl von Aubocassa bei Manacor zählt zu den besten der Insel. Noch gibt es gut 300 Olivenbauern auf Mallorca. Das grüngoldene einheimische Elixier erkennt man an der geschützten Ursprungsbezeichnung „Oli de Mallorca“. Eine beispiellose Karriere hat allen Schwierigkeiten zum Trotz der Weinbau hingelegt. Während noch vor einer Generation der inseleigene Rebensaft oft von miserabler Qualität war, werden inzwischen sehr gute Tropfen ausgebaut. Die Weine der Bodega Anima Negra bei Felanitx haben inzwischen fast Kultstatus. Winzer Miquel Angel Cerdá, im Grundberuf Ingenieur für Aeronautik, sagt dazu verschmitzt: „Erst war es ein Hobby, dann ein Job und schließlich unser Leben.“ Konsequent auf Biowein setzt die Bodega Can Majoral bei Algaida. Statt auf Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel verlässt man sich hier lieber auf die Mondphasen. Zur Weinlese werden sämtliche Freunde und Verwandte zusammengetrommelt. Und nach der Arbeit folgt die Fiesta. Beides ist pure Passion.

Infos zu Mallorca

Anreise
Viele Gesellschaften bieten Flüge von Stuttgart nach Palma de Mallorca an: Germanwings ( www.germanwings.com ), Air Berlin ( www.airberlin.com ), Condor ( www.condor.com ) oder Tuifly ( www.tuifly.com ).

Unterkunft
Sa Posada d’Aumallía ist ein liebevoll geführter Landgasthof mit guter Küche bei Felanitx, DZ mit Frühstück ab 99 Euro, www.aumallia.com .

Cases de Son Barbassa heißt ein rustikal-elegantes Finca-Hotel bei Capdepera, DZ mit Frühstück ab 154 Euro, www.sonbarbassa.com .

Das schöne Landhotel Son Pont liegt am Fuß des Tramuntana-Gebirges bei Puigpunyent, DZ mit Frühstück ab 98 Euro, www.sonpont.com .

Finca-Landhäuser auf der Baleareninsel findet man zum Beispiel bei www.fincahotels.com oder www.mallorca-web.com .

Essen und Trinken
Im Ca’n Costa zwischen Valldemossa und Deià gibt es authentische ländliche Küche, www.cancostavalldemossa.com .

Sternekoch Fernando Pérez Arrellano serviert im Restaurant Zaranda in Llucmajor Inselprodukte in Bestform, www.zaranda.es .

Topadressen für Wein sind die Bodega Can Majoral in Algaida, www.canmajoral.com , oder die Bodega Amina Negra in Felanitx, www.annegra.com .

Infos zu gastronomischen Routen sowie kulinarischen Adressen unter www.illesbalearsqualitat.es .

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall in urigen Strandbars vor der Auswahl an der Tapas-Theke nach dem Preis fragen, sonst erlebt man zuweilen eine teure Überraschung.

Auf keinen Fall fragen: „Ist hier noch frei?“ In Spanien ist es grob unhöflich, sich in Restaurants mit an einen Tisch setzen zu wollen.

Allgemeine Informationen
Spanisches Fremdenverkehrsamt, Kurfürstendamm 63, 10707 Berlin, Telefon 030 / 8 82 65 43, www.spain.info/de , www.visitbalears.com .