Die WHO hat die höchste Alarmstufe im Falle der Affenpocken-Ausbreitung ausgerufen. Foto: dpa/Lea Suzuki

Spanien hat am Freitagabend den ersten Todesfall durch Affenpocken in Europa gemeldet – nun ist ein weiterer Fall dazugekommen.

Die spanischen Behörden melden zwei Todesfälle durch eine Affenpocken-Infektion. Das Gesundheitsministerium der Region Valencia teilte am Freitagabend mit, der Tod eines mit dem Affenpockenvirus (MPXV) infizierten Patienten sei „durch eine infektionsbedingte Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht“ worden. Der Fall werde weiterhin „analysiert, um die Ursache endgültig zu bestätigen“. Zum zweiten Todesfall wurden zunächst keine weiteren Informationen bekannt. Das spanische Gesundheitsministerium in Madrid nahm die Todesfälle in die offizielle Affenpocken-Statistik auf. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte in einem Situationsbericht zum aktuellen Affenpocken-Ausbruch von Anfang der Woche bisher insgesamt fünf Tote verzeichnet - alle in Afrika.

Spanien gilt als eines der von der Krankheit am stärksten betroffenen Ländern weltweit. Von den 4298 im ganzen Land erfassten Infektionsfällen hätten bisher 120 eine Krankenhaus-Einweisung nötig gemacht, hieß es.

Wenige Stunden zuvor war in Brasilien der Tod eines 41-jährigen Infizierten gemeldet worden - dabei handelte es sich womöglich um den ersten tödlichen Verlauf der Krankheit außerhalb des afrikanischen Kontinents. Der Fall werde jedoch noch überprüft, weil der Patient noch an weiteren Krankheiten litt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília auf einer Pressekonferenz mit.

Höchste Alarmstufe der WHO

Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vergangenen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch sei eine „Notlage von internationaler Tragweite“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag in Genf. Die internationale Verbreitung der Krankheit ist äußerst ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.

Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen von der Infektion.

Die WHO-Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Ärzte und Kliniken sollen sensibilisiert werden, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen zu treffen und die Bevölkerung aufzuklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.

2410 Fälle in Deutschland

Seit Anfang Mai wurden weltweit laut WHO mehr als 16.000 Fälle von Affenpocken in 75 Ländern gemeldet. In Deutschland hatte das Robert-Koch-Institut Mitte der Woche 2410 Fälle von Affenpocken verzeichnet. In den allermeisten Fällen sind laut RKI nach derzeitigen Erkenntnissen Männer erkrankt, die sexuelle Kontakte zu anderen Männern hatten. In nur fünf Fällen seien Frauen betroffen, bei Kindern seien keine Fälle bekanntgeworden.

Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schickte einen Brandbrief an die zuständigen Minister der EU-Staaten. Die Europäische Union sei das Epizentrum entdeckter Fälle, hieß es in dem Schreiben vom Mittwoch. „Es ist keine Zeit für Selbstzufriedenheit, und wir müssen weiter zusammenarbeiten, um den Ausbruch zu kontrollieren.“