Mitt Romney hat seine versprochene und lange erwartete Steuererklärung für das Jahr 2011 veröffentlicht. Foto: Spang

Das waren zwei Wochen aus der politischen Hölle für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Als wäre dies nicht genug, verlängerte Romney seine Leidenszeit.

Das waren zwei Wochen aus der politischen Hölle für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Als wäre dies nicht genug, verlängerte Mitt Romney seine Leidenszeit, indem er die versprochene und lange erwartete Steuererklärung für das Jahr 2011 veröffentlichte.

Demnach bezahlte der Privatier im zurückliegenden Jahr eine Steuerrate von 14,1 Prozent. Von seinen Investitions-Gewinnen in Höhe von 13,7 Millionen US-Dollar flossen 1,9 Million US-Dollar an den Staat.

Ein paar Dinge sind bemerkenswert an Romneys Steuererklärung.

- Der Kandidat steht im Wort, nie weniger als 13 Prozent an Steuern bezahlt zu haben. Um nicht als Lügner ertappt zu werden, frisierten seine Finanzberater die Steuererklärung von 2011. Wie? Indem er nicht den Höchstbetrag an wohltätigen Spenden absetzte, der ihm zustand.Wohl kalkuliert verzichteten die Romneys auf den Abzug von 1,75 Millionen Dollar, der ihre Steuerrate auf rund zehn Prozent gedrückt hätte. Der Haken an der Geschichte – nach den Wahlen im November kann er zur Steuerbehörde gehen und den Abzug nachträglich einfordern. Dann erhält er die rund 500.000 Dollar überbezahlten Steuern zurück.

- Romney hat 2011 formal mehr Steuern bezahlt als er eigentlich hätte abführen müssen. (Wohlgemerkt – er wird sich das Geld nach den Wahlen zurückholen.) Damit hat Romney sich nach eigenem Maßstab disqualifiziert für das Weiße Haus. Während der jüngste Kontroverse um seine fehlenden Steuererklärungen erklärte er gegenüber dem Fernsehsender ABC im Juli noch, wenn er zuviel an die Steuerbehörde abführte sei er “nicht qualifiziert Präsident zu werden”.

- Der Super-Patriot hat weiterhin erhebliche Anteil seines Vermögens im Ausland angelegt. Darunter ragt das Steuerparadies in den Cayman Islands hervor. In Europa investierte er bei der Credit Suisse in der Schweiz, in den Stahlkonzern Arcelor-Mittal in Luxemburg und in den dänischen Maschinenbauer FLSmidth.

Der Privatier lässt seit zehn Jahren sein Geld für sich arbeiten lässt und lebt von den Kapitalerträgen

- Während Romney im Wahlkampf US Präsident Obama vorhält, nicht genügend scharf gegen die Volksrepublik China vorzugehen, machte er mit den Kommunisten selber beste Geschäfte. Laut Steuererklärung investierte er in zwei Staatsbetriebe, den Öl-Konzern “Cnooc”und die “Industrial und Commercial Bank of China”. Romney verkaufte seine Anlagen mit einem schönen Profit 2011 als es ihm politisch opportun erschien.

- Nicht ein einziger Cent aus Romneys zu versteuernden Einnahmen stammt 2011 aus Gehältern, Löhnen oder irgendeiner anderen Form von Arbeit. Der Privatier lässt seit zehn Jahren sein Geld für sich arbeiten lässt und lebt von den Kapitalerträgen.

- Romney zahlt mit 14,1 Prozent eine effektiv geringere Steuerrate als die Heerscharen an Schein-Selbstständigen, die in ihren Pick-Up-Trucks von Baustelle zu Baustelle fahren, um über die Runden zu kommen. Viele gehören zu der Gruppe, die Romney vor seinen Millionärsfreunden in Florida als “Kostgängern” des Staates denunziert hatte. Selbst wenn 47 Prozent keine Einkommenssteuer zahlen, müssen sie andere Abgaben wie die Payroll-Tax entrichten. Die Ein-Mann-”Unternehmer” führen mit 15 Prozent eine höhere Prozentrate ihres Verdiensts an den Fiskus ab als der Multimillionär.

Was Team Romney dazu verleitet hat, die Steuererklärung zum jetzigen Zeitpunkt zu veröffentlichen, bleibt das strategische Geheimnis des Kandidaten. Helfen wird es ihm gewiss nicht. Tatsächlich dürften nun die Rufe lauter werden, auch offen zu legen, was er versteuert hat, als die Öffentlichkeit den Kandidaten noch nicht unter die Lupe nahm. Romney steht in Verdacht, nach dem Zusammenbruch von Lehman-Brothers so gut wie keine Steuern bezahlt zu haben.

Eine wirklich gute Nachricht erhielt Romney von seinem Doktor. Dieser bescheinigte dem Kandidaten offiziell, in guter Gesundheit zu sein. Mindestens von dieser Seite stünde einem Einzug ins Weiße Haus nichts im Weg.