Mitt Romney. Foto: dapd

Angriff ist die beste Verteidigung, wenn es keine andere mehr gibt. Dieses Kalkül dürfte hinter Romneys Entscheidung stehen, seine kontroversen Äußerungen zu bekräftigen.

Angriff ist die beste Verteidigung, wenn es keine andere mehr gibt. Dieses Kalkül dürfte hinter Mitt Romneys Entscheidung stehen, seine kontroversen Äußerungen bei einem heimlich mitgeschnittenen Treffen mit reichen Geldgebern zu bekräftigen. Auf seinem Haussender FOX versuchte der Republikaner so zu tun, als habe er nicht die Hälfte der Amerikaner beleidigt, sondern bloß allgemein über die Rolle der Regierung gesprochen. “Der Präsident denkt, wir brauchen eine größere Regierung. Ich stimme damit nicht überein”, erklärte Romney. Staatliche Programme verteilten bloß Mittel um. “Das ist falsch für Amerika”. Gefragt sei jetzt eine offene Debatte über die Rolle des Staates.

Guter Versuch, Mitt. Nur wird das außerhalb der Welt seiner realitätsentrückten Basis nicht helfen. Zumal Präsident Obama den Mega-Gau geschickt ausbeutet. Der Demokrat plauderte am Dienstagabend ganz entspannt mit David Letterman über den 47-Prozent-Flop Romneys. “Er schreibt einen großen Teil des Landes ab”, hielt der Präsident seinem Herausforderer vor. “Nur weil jemand nicht mit mir übereinstimmt, unterstelle ich ihm nicht ein Opfer oder unpatriotisch zu sein”.

Während der Präsident sprach, arbeiteten seine Werbespezialisten schon an Spots, die das inzwischen in ganzer Länge veröffentlichte Video von der Spendengala in Boca Raton ausschlachteten. Es dürfte Team Obama über die letzten 50 Tage des Wahlkampfs wertvolle Munition liefern.

Die Demokraten sollen nicht übermütig werden

Während einige auf der Rechten Romney applaudierten, nicht von seinen Unverschämtheiten abgerückt zu sein, bleiben andere höchst skeptisch. Dazu gehört auch George W. Bushs ehemaliger Redenschreiber David Frum, der Mitts Analyse, das 47 Prozent aller Amerikaner Kostgänger des Staates mit Anspruchsdenken seien, für “100 Prozent falsch” hält. Romney habe damit den größten Patzer seit Gerald Fords Behauptung 1976 gemacht, “dass es keine sowjetische Dominanz in Ost-Europa gibt”. Team Romney versucht panisch die Sponsoren zu besänftigen und den Kandidaten neu zu positionieren.

Ein Artikel nach dem anderen weist nach, wie verkehrt die Zahlen Romneys sind, und dass er mit den Einlassungen seine eigene Basis angegriffen hat.

Obwohl Obama in einer neuen Umfrage von NBC und Wall Street Journal seinen Vorsprung national ausbauen konnte und in einer brandaktuellen Erhebung der Washington Post in dem Wechselwählerstaat Virginia nun mit satten acht Prozent führt, sollten die Demokraten nicht übermütig werden. Noch stehen die Debatten aus und das Land bleibt knapp gespalten. Es gehört nicht viel dazu, die Stimmung wieder umzudrehen.

Ein demokratischer Stratege, der direkten Zugang zum Präsidenten hat, erklärte gegenüber dem Insider-Dienst “Politico”, es gebe keinen Anlass, das Rennen bereits für gelaufen zu halten. Sein Maßstab. “Es ist nicht vorbei bevor Karl Rove singt” Oder anders gesagt: Wenn der republikanische Großstratege, der über zwei Super-PACS’s wacht entscheidet, das seine Mittel besser für den Kampf um den Kongress als das Weiße Haus eingesetzt sind.