Osama bin-Laden lebt. Nicht wirklich, aber in der Rhetorik der Wahlkämpfer. Foto: AP

Nach Jahrestag der Kommandoaktion sollte Obama das Thema behutsam im Wahlkampf einsetzen.

Osama bin-Laden lebt. Nicht wirklich, aber in der Rhetorik der Wahlkämpfer. Wenn der Jahrestag der erfolgreichen Kommandoaktion vorüber ist, sollte Präsident Obama das Thema nur noch behutsam im Wahlkampf einsetzen. Keinesfalls so offensiv, wie in dem kritischen Werbespot, der mit der Frage endet: “Welchen Pfad hätte Romney beschritten?”

Sicher, Obama stand damals vor einer schwierigen Entscheidung, die das Potential hatte, bei einem Fehlschlag seine Präsidentschaft zu entgleisen oder gar zu beenden.Doch das Offenkundige wieder und wieder aufzuwärmen läuft Gefahr, dem Amtsinhaber am Ende zu schaden. Die republikanischen Spinmeister setzen schon jetzt alles daran, Obama als Angeber dastehen zu lassen, der außer Osama wenig vorzuweisen habe.

Allerdings muss auch Romney aufpassen, der am Montag in den Fettnapf trat, als er eine Reporterfrage nach der geheimen Kommandoaktion beantwortete. Ob er denselben Befehl wie Obama gegeben hätte, wollte der Kollege wissen. “Natürlich, selbst Jimmy Carter hätte diesen Befehl erteilt”, plusterte sich Romney auf, der offenbar auf eine Gelegenheit gewartet hatte, die sichtbar einstudierte Antwort abzufeuern.

Und schlimmer noch verkennt Romney Ironie seiner Entgegnung

Tatsächlich hatte der Kandidat vor vier Jahren noch keine allzu große Dringlich dafür gesehen. Und schlimmer noch verkennt Romney die Ironie seiner Entgegnung. Carter gab im April 1980 einen vergleichbaren Befehl als er die Befreiung der Geiseln in Teheran anordnete. Die Aktion endete mit acht getöteten US-Soldaten im Desaster und trug zum Ende der Präsidentschaft Charters bei.

Romney erinnert ungewollt daran, das Obamas Entscheidung eben nicht Caters Ausgang brachte. Sondern einen Erfolg, der Vorgänger George W. Bush über acht Jahre verwehrt blieb. Kein gutes Argument also.

Da macht Arianna Huffington mit ihrer Kritik an der Werbesstrategie des Obama-Teams mehr Sinn. Das Web-Video erinnere sie stark an den “3 Uhr Morgen Anruf”-Spot, mit dem Hillary Clinton vor vier Jahren Furore gemacht hatte. Mit dem klaren Ziel, Obama als unreif für große Entscheidungen erscheinen zu lassen.

"Das ist eine der jämmerlichsten Dinge, die sie tun können"

Der Präsident versuche nun mit dem Osama-Spot dasselbe mit Romney zu machen, beschwert sich die linke Huffington, der es gegen den Strich geht, aus der erfolgreichen Kommandoaktion Wahlkampfmunition zu machen. “Das ist eine der jämmerlichsten Dinge, die sie tun können”, echauffierte sich Arianna auf CBS.

Obama muss also auf beiden Seiten aufpassen, es mit dem Brustklopfen nicht zu übertreiben.

Die Botschaft kommt im Weißen Haus offenbar an. Bei einer Pressekonferenz mit dem japanischen Ministerpräsidenten Yoshihiko Nora fühlte sich Obama bemüßigt, den Eindruck zurückzuweisen, “es werde exessive gejubelt”. Er denke, die Amerikaner erinnerten sich “was wir als Land erreicht haben, jemanden der Gerechtigkeit zuzuführen, der 3000 unserer Bürger getötet hat.”

Guter Volley. Doch jetzt bitte genug. Solange es Romney nicht zum Thema macht, spricht alles dafür, das Thema Bin-Laden mit mehr Fingerspitzengefühl zu behandeln und ihn auf dem Meeresboden ruhen zu lassen.