Bei Gallup führte Barack Obama am Sonntag national außerhalb der Irrtumswahrscheinlichkeit mit fünf Punkten. Damit reflektieren die Umfragen die Stimmung, die in Charlotte spürbar war. Foto: Spang

Der Secret Service schaute ganz genau hin als Scott Van Duzer den Präsidenten mit seinen kräftigen Armen vom Boden hob.

Der Secret Service schaute ganz genau hin, als Scott Van Duzer den Präsidenten mit seinen kräftigen Armen vom Boden hob. Nicht weil der Besitzer einer Pizzabäckerei in Florida ein registrierter Republikaner ist. Sondern weil es zum Job der Bewacher Obamas gehört, für seine Sicherheit zu sorgen. Dieser war zu keiner Minute in Gefahr. Im Gegenteil. Duzer hatte den Beamten vorher verraten, was er vorhatte. Sein “Lift” war eine Sympathiekundgebung aus vollem Herzen, die Obama gleich mehrfach abheben ließ.

Das Bild der beiden aus dem “Big Apple Pizza & Pasta Restaurant” in Ft. Pierce wird Wahlkampfgeschichte machen. Es hilft dem Präsidenten als Mann des Volks rüberzukommen. So haben die Amerikaner ihn übrigens auch bei dem Parteitag der Demokraten gesehen. Während Mitt Romneys Umfragewerte nach der “Republican Convention” in Tampa flach blieben, ging es für Obama steil nach oben. In allen Tracking-Polls, die Wähler über mehrere Tage befragen, legte der Präsident kräftig zu. Bei Gallup führte er am Sonntag national außerhalb der Irrtumswahrscheinlichkeit mit fünf Punkten. Damit reflektieren die Umfragen die Stimmung, die in Charlotte spürbar war.

Romney und sein Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan versuchten mit Fernsehinterviews am Wochenende Obama den Wind aus dem Segel zu nehmen. Stattdessen fanden sich beide selber auf dem “Heißen Stuhl” wieder. Warum? Weil Sie den Wählern nicht erklären konnten, wie es kommt, das nach Ihrer Rechnung “1+1″ nicht zwei sind. Konkret wollten die Interviewer auf “Meet the Press” und “This Week” wissen, wie die Kandidaten gedenken die Schulden abzubauen, wenn Sie weitere Steuergeschenke und ein Aufblähen des Verteidigungshaushalts versprechen.

Gibt es etwas zu verstecken?

Äh … niedrige Steuern schaffen Arbeitsplätze — äh … wir wollen Schlupflöcher stopfen … äh wir wollen nach den Wahlen mit dem Kongress darüber sprechen. Ach ja. Und warum nicht vor den Wahlen?

Gibt es etwas zu verstecken?

Zum Beispiel den Plan, mittlere Einkommensbezieher die Zeche für die Spitzenverdiener zahlen zu lassen, indem Romney die Abzugsfähigkeit der Hypotheken-Zinsen abschafft? Oder das Streichen weiterer Sozialprogramme für die Bedürftigen? Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Oder können Romney und Ryan genauso wenig rechnen wie George W. Bush, der mit derselben Politik auf Wunder hoffte, die nie eintraten?

Bill Clinton lästerte auf dem Parteitag der Demokraten, dass es die Republikaner nicht so sehr mit der “Artimetik” hätten und erinnerte die Wähler daran, wer stets die Schulden hinterlassen hatte und wer diese später aufräumen musste.

Romney ärgerte darüber hinaus seine Tea-Party-Unterstützer, die genau die Ohren spitzten, als er sagte, er werde “nicht die gesamte Gesundheitsreform abschaffen”. Es gebe Teile, die ihm gefielen. Zum Beispiel die Bestimmung, dass Versicherer Patienten ungeachtet ihrer Vor-Erkrankungen nehmen müssten. Prima, dass er sich hier seinem eigenen Plan aus Massachusetts und dem Obamas auf nationaler Ebene annähert. Leider hatte er bei den Vorwahlen noch etwas ganz anderes versprochen.

Woran glaubt der Flip-Floper wirklich?

Vielleicht hat er die Debatte mit sich selber entschieden bevor er mit Obama am 3. Oktober das erste Mal öffentlich diskutiert.