Präsident Obama startet den Frontalangriff auf Romneys “Geschäftserfahrung” mit einem zwei Minuten langen Werbespot, der in wichtigen Wechsel-Wählerstaaten wie Ohio, Pennsylvania und Virginia zur besten Sendezeit zwischen den Abendnachrichten läuft. Darin wird die Geschichte einer Stahlfabrik in Kansas City (GT Steel) im Bundesstaat Missouiri vorgestellt, die von Bain abgewickelt wurde. Foto: Spang

Den Kandidaten an seiner stärksten Stelle angreifen. Das Rezept stammt von Bushs Ex-Strippenzieher.

Den Kandidaten an seiner stärksten Stelle angreifen. Dieses Rezept stammt von George W. Bushs ehemaligen Strippenzieher Karl Rove, der es 2004 mit großem Erfolg gegen den demokratischen Herausforderer John Kerry anwandte. Stichwort: Schnellboot-Veteranen. Dabei handelte es sich um eine Gruppe eingefleischter Parteigänger, die in der Uniform das Heldentum des Vietnam-Veteranen in Frage stellte. Am Ende der wochenlangen Schmieren-Kampagne war Kerry so negativ definiert, das ihm seine Militärzeit in der Auseinandersetzung mit Drückeberger Bush nicht mehr half.

Team Obama beherzigt diese Strategie, wenn es nun eine 25-Millionen Dollar teure Kampagne startet, die darauf abzielt Mitt Romneys stärkstes Pfund in diesem Wahlkampf anzugreifen: Seine Wirtschaftskompetenz. Der Republikaner basiert diese selber auf seine Zeit bei “Bain Capital”, einem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hatte, in Not geratene Firmen aufzukaufen, Arbeitnehmer auf die Straße zu setzen und die Restbestände zum Wohl seiner Investoren filetiert zu veräußern. Zuweilen hat Bain auch bei Neugründungen assistiert. Romney wird nicht müde das Beispiel “Staples” zu nennen. Doch das war eher die Ausnahme, wie Romneys innerparteilichen Konkurrenten im Vorwahlkampf überdeutlich gemacht hatten.

Geschichte einer Stahlfabrik in Kansas City (GT Steel) wird vorgestellt

Präsident Obama startet den Frontalangriff auf Romneys “Geschäftserfahrung” mit einem zwei Minuten langen Werbespot, der in wichtigen Wechsel-Wählerstaaten wie Ohio, Pennsylvania und Virginia zur besten Sendezeit zwischen den Abendnachrichten läuft.

Darin wird die Geschichte einer Stahlfabrik in Kansas City (GT Steel) im Bundesstaat Missouiri vorgestellt, die von Bain abgewickelt wurde. Ein ehemaliger Mitarbeiter meint, die Firma habe sich wie ein “Vampir” verhalten. “Sie sind gekommen und haben das Leben aus uns gesaugt.”

Bain feuerte damals 750 Mitarbeiter und machte mit dem Deal zwölf Millionen Dollar Gewinn.

Romneys Team war bestens auf den Angriff vorbereitet

Keine Stunde später ging Romney in die Gegenoffensive. Bestens auf den Angriff vorbereitet, strahlte sein Team einen Spot aus, der erzählt wie Bain eine Stahlfirma in Indiana wieder auf Trapp gebracht hat. Von 1400 auf 6000 Mitarbeiter. Parallel dazu stand einer der führenden Berater des Kandidaten Reportern für ein “Hintergrundgespräch” zur Verfügung.

Beide Seiten wissen, wie entscheidend es sein könnte, wer in dieser kritischen Phase die Oberhand behält und den Kandidaten definiert.

Während der erfolglosen Kandidatur gegen Senator Ted Kennedy 1994 in Massachusetts wies der liberale Löwe den Banker mit einer ähnlichen Kampagne in den Schranken.

Gingrich machte sich keine Freunde im konservativen Lager

Innerhalb der republikanischen Partei funktionierte der populistische Angriff nicht. Newt Gingrich hatte eine polemische Dokumentation mit dem Titel “The King of Bain” ausgestrahlt, die ganz ähnliche Kritik übte, wie nun Team Obama. Freunde im konservativen Lager machte Newt sich damit nicht, weil der Eindruck entstand, er trete Kernwählern der Republikaner aus kurzfristigen wahltaktischen Erwägungen auf die Füße.

So gesehen gibt es Beispiele, die für und gegen die Erfolgsaussichten einer solchen Kampagne sprechen. Team Obama ist davon überzeugt, die besseren Karten in der Hand zu halten.”Wenn er nicht mehr mit seiner Geschäftserfahrung Wahlkampf machen kann, hat er nicht mehr viel”, verrät der demokratische Stratege Tad Devine das Kalkül. Parallel zu dem Werbespot im Fernsehen startete Obama eine Webseite, die sich kritisch mit Romneys wirtschaftspolitischen Ideen auseinanderesetzt.

Auf RomneyEconomics.com gibt es übrigens auch eine sechs Minuten lange Fassung, in der noch mehr Betroffene des Stahlwerks in Missouri zu Wort kommen.

Für alle Ron Paul Freunde: Der 14.5. war der vorläufig letzte Tag, an dem der einzige verbliebene Herausforderer Romneys noch Wahlkampf machte. Mit sofortiger Wirkung setzt der chancenlose Libertäre seinen Wahlkampf aus.