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In einer leidenschaftlichen Siegerrede hat Barack Obama die Einheit der Vereinigten Staaten beschwört.

In einer leidenschaftlichen Siegerrede hat Barack Obama die Einheit der Vereinigten Staaten beschwört. „Wir sind eine amerikanische Familie, die zusammen aufsteigt oder fällt als eine Nation unter Gott.“ Der mit überraschend großer Mehrheit im Wahlmänner-Kollegium wiedergewählte 44te US-Präsident dankte Mitt Romney und dessen Anhängern für den hart ausgefochtenen Wahlkampf.

„Große Entscheidungen wirbeln Kontroversen auf“, erkennt Obama die Leidenschaft der Konservativen an. Das werde sich nicht ändern. „Aber trotz aller Differenzen, teilen die meisten von uns dieselben Hoffnungen für Amerikas Zukunft“. Egal ob sie ein Obama-Schild oder eine Romney-Schild im Garten hatten.

Der Präsident sagte, er werde sich in naher Zukunft mit Romney treffen, um mit ihm darüber zu sprechen, wie sie das Land gemeinsam voranbringen könnten. Ein wichtiges Signal an die Republikaner, die bei den absoluten Stimmen fast auf die Hälfte der Wähler kamen, obwohl Romney im Wahlmänner-Kollegium deutlich hinterherhinkt. Nach Stand der Auszählung gegen 8 Uhr 30 MEZ kommt Obama auf 303 Elektoren, während auf Romney 206 fallen. Es standen noch aus die Ergebnisse in Florida und Alaska.

Seinen eigenen Anhängern versprach der Wahlsieger entschlossener und inspirierter als jemals zuvor zurück ins Weiße Haus zu gehen. „Ihr habt uns zur Aktion gerufen“, dankte er seinen Wählern. Obama versprach in den kommenden vier Jahren neben Jobs, Schuldenabbau und Bildung auch das Thema Klimawandel anzugehen. An die Welt gerichtet, sagte Obama: „Wir glauben an ein großzügiges, leidenschaftliches und mitfühlendes Amerika.“

Obamas Anhänger in Chicago unterbrachen die Rede immer wieder mit „Four more Years“-Rufen und brachen am Ende in ohrenbetäubenden Jubel aus, als der Präsident zusammen mit Michele, den Töchtern Malia und Sascha sowie Vizepräsident Joe Bidens und Ehefrau Jill in einer weiß-rot-blauen Konfettiwolke verschwand. Ein bewegendes Ende einer historischen Wahlnacht, die den Demokraten einen überraschend deutlichen Sieg bescherte.

Nicht auf der Bühne stand Bill Clinton, den Obama unmittelbar nach Romney sprach, um ihm für seinen Einsatz zu danken. Der Ex-Präsident war in den letzten Wochen des Wahlkampfes pausenlos im Einsatz.

Die Demokraten schafften es zwar nicht, das Repräsentantenhaus zurück zu gewinnen, gewann im Senat nach Stand der Auszählung aber wieder Erwarten einen Sitz hinzu. In Montana und North Dakota führen die demokratischen Kandidaten.

Mitt Romney hatte es zunächst noch einmal spannend gemacht als er zögerte seine Niederlage anzuerkennen. Während alle amerikanischen Fernsehsender kurz nach 23 Uhr 15 MEZ die Präsidentschaftswahlen für den Amtsinhaber ausriefen, zögert der Herausforderer, seine Niederlage anzuerkennen. Der Fernsehsender NBC hatte als erster projiziert, das Obama am Ende der Wahlnacht eine Mehrheit in Ohio haben wird. Damit war der Weg zu den 270 Wahlmännerstimmen verbaut, die Romney für eine Wahl zum Präsidenten brauchte.

Eine mögliche Erklärung hat vielleicht damit zu tun, dass Romney wie er früher des Tages sagte, wirklich keine Rede für eine Niederlage vorbereitet hatte. Das zeugte von einer gehörigen Portion an Realitätsverlust. Hatten doch alle Umfragen vor den Wahlen Obama in den kritischen Wechselwählerstaaten vorn gesehen. In einer improvisierten Rede vor seinen Anhängern erkannte Romney in Boston seine Wahlniederlage schließlich an.

Umgeben von einem Meer an Sternenbanner informierte er seine Anhänger, er habe Präsident Obama “soeben angerufen und ihm zu seinem Wahlsieg gratuliert”. Ein bitterer Moment für den Herausforderer, der ein letztes Mal mit seiner Frau Ann, der Familie und seinem “Running Mate” Paul Ryan auf die Bühne kam.

Jetzt beginnt die Seelenerforschung der amerikanischen Rechten, die sich in einer Welt eingerichtet hat, die mit den Realitäten wenig zu tun hat. Romney verlor die Wahlen, weil er bei den Vorwahlen der weit nach rechtsgerückten Republikaner so radikale Positionen bezogen hatte, dass er nicht mehr in die Mitte zurückkam. Schwarze, Latinos und andere Minderheiten gaben ihm ebenso die Quittung wie die Frauen.

Auf die Republikaner wartet nach Ansicht von Analysten ein schmerzhafter Prozess, der zu Änderungen in der ideologischen Ausrichtung der Partei führen muss, wenn sie nicht auf Dauer von der Macht ausgeschlossen sein will. Bei diesen Wahlen machte sich diese neue Realität deutlich bemerkbar in der Koalition aus jungen Wählern, Minderheiten und Frauen, die Obama zum Sieg getragen haben.

Hier noch drei spannende Ergebnisse aus den Bundesstaaten. Maryland stimmte als erster Gliedstaat für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Washington State und Colorado legalisierten als erste Bundesstaaten den Gebrauch von Marihuana.